Die Gründung einer eigenständigen UBS Schweiz hätte nicht nur politische Dimensionen, sondern könnte für den Finanzplatz Schweiz wie ein Katalysator wirken – mit weitreichenden Folgen.

Die Idee, die Grossbanken aufzuspalten, ist nicht neu. Sogar lange vor der Finanzkrise gab es derlei Forderungen, wie sie eispielsweise der Financier Martin Ebner bereits in den neunziger Jahren formulierte, als er die Aufspaltung der damaligen Schweizerischen Bankgesellschaft (später UBS) forderte. Er tat dies damals eher aus Rentabilitätsüberlegungen heraus und weniger auf Grund der volkswirtschaftlichen Risiken, welche einer Grossbank inhärent sind.

Im Verlauf der Finanzkrise war es dann der Ostschweizer Privatbankier Konrad Hummler, der die Abspaltung des risikoreicheren Investmentbanking von der UBS forderte und damit die Diskussion, die heute geführt wird, recht eigentlich einleitete.

Doch auch der frühere Credit-Suisse- und spätere UBS-Chef Oswald Grübel dachte vor zweieinhalb Jahren bereits über die Idee mehrerer juristischer Einheiten für eine Grossbank im In- und Ausland nach. Dazu ein Artikel aus der «Handelszeitung», der einiges vorweg nahm.

Faktische Staatsgarantie

Dies geschah nicht zuletzt vor dem Hintergrund, dass einerseits der Bundesrat nicht länger bereit ist, eine Grossbank im Notfall zu retten, und andererseits auf Grund der Tatsache, dass ausländische Behörden den Grossbanken in den jeweiligen Ländern höhere Eigenmittelvorschriften vorschreiben. Bei einer Aufteilung wären die relevanten Bilanzsummen kleiner und somit auch mit weniger Eigenkapital zu unterlegen.

Die jüngste, nun angedachte Abspaltung respektive die Gründung einer eigenständigen UBS-Schweiz-Tochtergesellschaft hat noch andere Hintergründe: Zum einen würde ein solches, systemrelevantes Unternehmen das grösstmögliche Vertrauen der Kunden und der Aktionäre geniessen, da es faktisch eine Staatsgarantie besässe.

Interessante Perspektive

Das wäre insofern interessant, zumal die UBS, wie ihrem Quartalsbericht zu entnehmen ist, auch Teile ihres ausländischen Wealth-Management-Geschäfts in diese angedachte Einheit einbringen würde, nämlich sämtliche Privatkundengelder, die auf der Schweizer Plattform gebucht sind.

Zwar wären im Notfall auch nur die Bargelder gesichert, doch die Tatsache, dass eine eigenständige UBS Schweiz faktisch eine Staatsgarantie besässe, dürfte für viele ausländische Kunden Grund genug sein, ihr Geld nach Zürich, Basel, Genf oder Lugano zu bringen – so wie früher, allerdings nun durchwegs versteuert. Im Prinzip: Offshore Banking reloaded.

Noch attraktiv genug?

So würde eine «neue» UBS Schweiz dem hiesigen Finanzplatz durchaus zu neuem Auftrieb und Bedeutung verhelfen, zumal die aktuelle Situation alles andere als ermutigend und die Frage durchaus berechtigt ist, ob die Schweiz ohne die komparativen Wettbewerbsvorteile von früher (ein Bankgeheimnis zwecks Steuerhinterziehung) gegenüber dem Ausland tatsächlich noch attraktiv genug ist.

Ausserdem dürfte der Transformationsprozess auf dem hiesigen Finanzplatz noch eine Weile dauern und erhebliche Ressourcen absorbieren. Das zeigt sich auch am Beispiel der Credit Suisse.

Noch zwei Jahre «bumpy road»

Die Refokussierung auf rentable Geschäftsbereiche, tiefere Kosten und die damit verbundene Umschulung der Kundenberater auf die neuen Marktverhältnisse sei bis jetzt etwa zur Hälfte vollzogen, sagte unlängst Hans-Ulrich Meister, CS-Schweiz-Chef und Co-Leiter der Division Private Banking & Wealth Management. Er geht davon aus, dass die «bumpy road» in der Schweizer Bankenszene noch rund zwei Jahre anhalten dürfte.

Eine eigenständige UBS Schweiz könnte das Zünglein an der Waage spielen respektive dem hiesigen Finanzplatz zu neuem Elan verhelfen, zumal auch andere Institute von einer solchen Entwicklung profitieren würde, weil dann noch vermehrt ausländische Kunden ihr Geld (wieder) in die Schweiz bringen würden. 

Credit Suisse dürfte folgen

Zwar hat die CS bislang keine vergleichbaren Pläne einer Schweiz-AG bekundet. Doch historisch gesehen haben sich die Schweizer Grossbanken stets sehr ähnlich zueinander entwickelt. Es würde also keineswegs erstaunen, wenn die CS in dieser Frage schon bald nachziehen würde.

Die Neupositionierung der Schweizer Grossbanken am hiesigen Standort hätte möglicherweise noch einen anderen Vorteil: Würde eine solche Einheit an der Börse kotiert, wäre der Erfolg mehr oder weniger garantiert. Denn eine austarierte Bank mit Schweizer Hintergrund, die in der Vermögensverwaltung (im Offshore-Banking) Weltklasse-Massstäbe setzt, ist genau das, was sich Anleger schon seit Jahren wünschen und bis jetzt nicht bekommen haben.

Enorme Perspektiven

Sowohl für die UBS als auch für die CS wäre dies auch eine willkommene Option ihre Aktien – oder zumindest einen Teil davon – neu zu positionieren, da die anhaltenden Klage- und Bussenwelle, die jetzt erst richtig auf die Banken hereinbricht, das Kurssteigerungspotenzial auf längere Sicht begrenzen wird. Und wer trotzdem etwas mehr Risiken nehmen möchte, könnte dann in den Investmentbank-Teil des jeweiligen Instituts investieren.

Die angedachte Gründung einer UBS Schweiz beinhaltet enorme Perspektiven, die sich erst in ihren Umrissen abzeichnet, aber für die derzeit gebeutelte Schweizer Bankbranche von enormer Wichtigkeit sein dürfte.

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