Das russisch-amerikanische Abrüstungsprogramm verwandelte zwanzig Jahre lang Atomsprengköpfe in Brennstoff für Atomkraftwerke. Nun läuft es aus. Der Uranpreis dürfte massiv steigen. Eine Alternative zu Gold?

Das Desaster von Fukushima hat den Preis für Uran in den vergangenen Jahren tief in den Keller geschickt. Denn im Nachgang zum Reaktor-Unfall in Japan haben verschiedene Länder, darunter auch die Schweiz, den Ausstieg aus der Atomenergie proklamiert. Während ein Pfund (0,454 Kilogramm) Uran in seinen besten Zeiten – das war Mitte 2007 – knapp 140 Dollar kostete, fiel der Preis bis unter 20 Dollar.

Neil Gregson 160Inzwischen hat sich der Preis bei rund 35 Dollar eingependelt. Doch das Potenzial nach oben ist mittlerweile wieder enorm, sagt Neil Gregson (Bild links), Rohstoff-Experte bei J.P. Morgan Asset Management. Vergleiche zur Goldpreis-Entwicklung in den vergangenen Jahren drängen sich auf. 

Schwellenländer bauen weiter Atomkraftwerke

Dem pflichten die Experten der Welt-Nuklear Vereinigung bei. Sie rechnen innert der nächsten zehn Jahre mit einer sukzessiven Verteuerung von Uran um knapp 50 Prozent. Zeitweilig könnte sich der Preis aber sogar verdoppeln.

Für diese optimistischen Einschätzungen gibt es mehrere Gründe. Erstens: Der Import von fossiler Energie und der tiefe Yen dürften Japan früher oder später dazu bewegen, das beschlossene Atomkraft-Moratorium zu überdenken und wohl einige Reaktoren wieder in Betrieb nehmen.

Zweitens: Es gibt eine ganze Reihe von (Schwellen-)Ländern, die trotz Fukushima ambitiöse China und Indien. Aktuell sind weltweit 68 im Bau – fünf beispielsweise in Südkorea.

Angebot verknappt sich

john wilson 150«China dürfte in den nächsten Jahren den Import von Uran massiv erhöhen», erwartet Neil Gregson, was wiederum den Preis nachhaltig verteuern dürfte. «Im nächsten Jahr könnte die Notierung durchaus 85 Dollar erreichen», sagt John Wilson (Bild links unten) von Resource Capital Research (RCR).

Der wohl entscheidende Grund für einen Anstieg des Uranpreises ist allerdings folgender: Vergangene Woche lief das amerikanisch-russische Abrüstungsprogramm «Megatonnen zu Megawatts» ab, mit dem über zwanzig Jahre Nuklearsprengköpfe aufgekauft wurden, um daraus Brennstoff für die Atomkraft zu machen. Da dieser Beitrag nun wegfällt, verknappt sich das Angebot zwangsläufig und entsprechend dürfte der Preis von Uran nachhaltig steigen.

Auch für Privatanleger

Das direkte Geschäft mit dem strahlenden Material ist zwar den Spezialisten vorbehalten, weil der Rohstoff nicht an der Börse gehandelt wird. Doch von den Preisavancen können auch private Anleger profitieren, wenn sie sich an entsprechenden Rohstoffgesellschaften beteiligen, oder Anlagefonds und so genannte Aktien-Baskets, also Körbe «urannaher» Firmen, erwerben.

Am bekanntesten sind die Aktien bedeutender Rohstofffirmen. Dazu gehören die Titel des grössten kotierten Uranförderers Cameco aus Kanada sowie die Papiere des französischen Areva-Konzerns. Die beiden Unternehmen sind unter anderem auch an der kanadischen Grossmine Cigar Lake beteiligt, die im nächsten Jahren ihren Betrieb aufnehmen und eine markante Fördermenge produzieren dürfte, erklärt Neil Gregson.

Mangelnde Rechtssicherheit

Das Land, das am meisten Uran fördert, ist indessen Australien, das knapp ein Drittel zum Gesamtangebot beiträgt. Die bekanntesten Firmen auf diesem Markt sind BHP Billiton, Paladin Energy sowie Energy Resources Australia. Daneben gibt es ein paar kleinere Explorationsfirmen, wie Toro Energy, Energy and Minerals Australia und Wild Horse Energy.

Natürlich finden sich auch in Afrika und Asien, etwa in Kasachstan, vielversprechende Uranfirmen. Investments in solche Firmen sind wegen der mangelnden Rechtssicherheit in diesen Ländern allerdings riskant. Ebenfalls besondere Beachtung verdienen kleine Explorationsfirmen, so genannte Juniors.

Aktionäre kommen zweimal zum Handkuss

Sobald sie auf Uran stossen, schiesst ihre Börsenbewertung in die Höhe. Gleichzeitig avancieren sie zu Übernahmekandidaten grosser Konzerne. Das zeigte sich gut im Fall der Firma SXR Uranium One. Bedeutende Uranfunde liessen den Kurs ein erstes Mal hochschnellen, dann folgte die Fusion mit dem Konkurrenten UrAsia Energy, so dass die Aktionäre erneut zum Handkuss kamen.

Für Anleger, die nicht auf Einzeltitel setzen wollen, gibt es bei einigen Banken Baskets urannaher Firmen. Noch sind die Finanzprodukte für Uran überschaubar. Das ist ein guter Zeitpunkt für ein Engagement. Investoren, die an der Börse eine Vorreiterrolle übernehmen, werden in der Regel belohnt.