Vordergründig prognostizieren die meisten Banken einen weiteren fallenden Goldpreis. Doch insgeheim spekulieren sie seit Monaten auf eine neue Hausse des gelben Edelmetalls.

Es ist paradox. Obwohl alle Welt von einem weiter sinkenden Goldpreis spricht, setzen die Banken am US-Terminmarkt unbeirrt auf einen steigenden Goldpreis. Das geht aus dem aktuellen Bank-Participation-Report der amerikanischen Börsenaufsicht U.S. Commodity Futures Trading Commission (CFTC) hervor.

Per 7. Januar 2014 waren die 24 im Kontrollbericht ausgewiesenen Banken (4 US-Banken, 20 Nicht-US-Banken) bei Gold netto mit 32'895 Futures-Kontrakten long. Das entspricht Kaufverträgen über 102 Tonnen Gold. Gegenüber dem Vormonat verringerte sich diese Netto-Long-Position um 24 Prozent.

Dennoch sind die Banken an der US-Börse COMEX mittlerweile den achten Monat in Folge netto auf der Käuferseite positioniert, wie das Online-Portal «Goldreporter.de» berichtet.

Banken-Gold 500

(Grafik: Goldreporter.de)

Wertlose Prognosen

Zur Erinnerung: Empirisch betrachtet, standen dem Goldpreis immer dann grössere Abschläge ins Haus, wenn die besonders einflussreichen US-Banken besonders grosse Netto-Short-Positionen auswiesen. Seit acht Monaten ist aber genau das Gegenteil der Fall.

Wie an sich wertlos die Prognosen der Banken sind, die auf einen weiter fallenden Goldpreis spekulieren zeigt sich auch in folgendem Beispiel: Für das Jahr 2013 lag die tiefste (nicht die höchste!) Goldpreis-Prognose einer Auswahl von Schweizer Finanzanalysten bei 1'650 Dollar pro Unze.»

Zu grosser Pessismismus?

Effektiv beendete Gold das Jahr 2013 bei 1'200 Dollar je Unze. «Wenn wir nun von den gleichen Analysten hören, dass Gold im Jahr 2014 eigentlich nur fallen kann, so werde ich hellhörig und stelle mir die Frage, ob der Pessimismus nun nicht zu gross sein könnte», sagt Daniel Gschwend vom Zürcher Vermögensverwalter Premium Strategy Partners.

«Ich wäre nicht erstaunt, wenn Gold entgegen den Prognosen im laufenden Jahr einen substanziellen Anstieg sehen könnte», erklärte Gschwend gegenüber finews.ch.

Auch Behavioral Finance sieht Potenzial

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch folgendes: Die Experten der deutschen Research- und Anlagegesellschaft Sentix analysieren auf Basis der Behavioral Finance die Verhaltensmuster der Marktteilnehmer und versuchen durch eine Identifikation von Stimmungsumschwüngen frühzeitig zu eruieren, wohin Investorengelder fliessen.

Entsprechend positionieren sie sich in ihrem Flaggschiff-Fonds «sentix 1». Daher könnte ein Blick auf die jüngsten Umschichtungen im «sentix 1» professionellen Markteilnehmern interessante Hinweise darauf liefern, welche Marktsegmente 2014 wider Erwarten gut laufen werden.

Doppelter Vorteil?

Laut Einschätzung der Sentix-Fachleute deute viel auf einen stärkeren Dollar hin. Daher sei eine Spekulation auf einen steigenden Greenback in Planung. Gleichzeitig orten sie nach längerer Zeit erstmals wieder ein aussichtsreiches Sentiment hinsichtlich der weiteren Goldpreisentwicklung.

Vor diesem Hintergrund bauten sie eine erste Position im Gold von vier Prozent auf. Diese Position sei nicht währungsgesichert, da man parallel dazu von einem steigenden Dollar ausgehe, heisst es bei Sentix weiter. 

Angesichts der allgemein pessimistischen Goldpreis-Einschätzungen vieler Marktbeobachter in den vergangenen Wochen könnte sich für Investoren mit ausreichenden Risikobudgets ein antizyklischer Einstieg bei Gold doppelt (Preisanstieg und möglicher Währungsgewinn des Dollar) rechnen, erklären die Vertreter von Sentix.