Ein unabhängiger Vermögensverwalter müsse künftig mindestens 300 Millionen Franken an Vermögen haben, um die Gewinnschwelle zu erreichen, sagt Oliver Ganz, Mitbegründer der Entrepreneur Partners, im Interview mit finews.ch.

Herr Ganz, wie steht es derzeit um die Befindlichkeit bei den unabhängigen Vermögensverwaltern?

Ich habe den Eindruck, dass viele Vermögensverwalter mit der gegenwärtigen Situation sehr unzufrieden sind. Sie beklagen sich über die zunehmende Regulierung und sehen der Zukunft mit grosser Ungewissheit entgegen.

Sind es vor allem Einmann-Betriebe, die Angst vor der Zukunft haben?

Die Vermögensverwaltungsbranche ist heterogen, also mit einer grossen Zahl an Unternehmen, die aus einem bis drei Mitarbeitenden bestehen. Viele dieser Gesellschaften wurden zu einer Zeit gegründet, als viel undeklariertes Geld in die Schweiz floss und es attraktiv war, sich selbständig zu machen.

Diesen Unternehmen wird nun gleich von zwei Seiten der Teppich unter den Füssen weggezogen: Zum einen verschieben die Kunden ihr Geld zurück in ihre Domizilländer, und zum andern machen den Vermögensverwaltern die vielen neuen Vorschriften zu schaffen.


«Die nächsten drei Jahre werden interessant»


Wie reagieren die externen Vermögensverwalter auf diese Situation?

Viele verfolgen eine Vogel-Strauss-Politik. Das mag auch mit ihrer Altersstruktur zusammenhängen. Eine grosse Anzahl dieser Vermögensverwalter gehört der Altersgruppe der 60- bis 75-Jährigen an und dürfte sich deshalb zunehmend mit dem Rückzug in die Pension beschäftigen. Die Branche wird allein schon daher schrumpfen.

Die vielzitierte Konsolidierung wird also damit Realität?

Die nächsten drei Jahre werden sicherlich interessant. Nicht nur aus dem oben erwähnten Umstand, sondern auch, weil sich für eine Vielzahl der Unternehmen auf Grund der abfliessenden Kundengelder und der steigenden Kosten das bisherige Geschäftsmodell nicht mehr rechnet. Zudem werden einige Vermögensverwalter auch keine Finma-Lizenz mehr erhalten.


«Um die 100 Millionen Franken sind zu wenig»


Die Eidgenössische Finanzmarkaufsicht (Finma) hat jüngst erklärt, dass von den derzeit gut 3'000 unabhängigen Vermögensverwaltern nur etwa 300 überleben werden. Teilen Sie diese Einschätzung?

Die Schweiz wird einen ähnlichen Schrumpfungsprozess durchlaufen wie Deutschland. Dort gab es einmal mehr als 6'000 Vermögensverwalter, wovon heute etwa 900 übrig geblieben sind. Ich gehe davon aus, dass wir in der Schweiz dereinst ebenfalls weniger als 1'000 Vermögensverwalter haben werden.

Gibt es eine kritische Grösse?

Sie ergibt sich aus der Höhe der verwalteten Vermögen pro Mitarbeiter. Angesichts der unter Druck liegenden Margen dürfte das Geschäft für einen Einmann-Betrieb mit verwalteten Vermögen um die 100 Millionen Franken künftig finanziell nicht mehr attraktiv sein. In einer geordneten, sprich regulierten Struktur dürfte die Gewinnschwelle wohl erst bei mindestens 300 Millionen liegen.

Wie meistern Sie die Herausforderungen?

Wir haben uns seit der Firmengründung auf Unternehmer und deklarierte Gelder spezialisiert und eine Finma-Regulierung beantragt und erhalten. Das schränkt uns zwar ein. Aber die Geschäftsentwicklung der vergangenen Jahre zeigt, dass das der richtige Weg war.


«Wir sind nicht mit Altlasten blockiert»


Wie hat sich Ihr operatives Geschäft entwickelt?

Als wir 2008 kurz nach der Lehman-Pleite erklärten, eine Firma zu gründen, hielten uns viele Leute für verrückt. Doch der Entscheid hat sich als richtig erwiesen. Mit der Entwicklung der vergangenen Jahre sind wir überaus zufrieden.

Wir sind kontinuierlich gewachsen, haben mit 1,5 Milliarden Franken eine gute Basis an verwalteten Vermögen. Wir zählen 15 Partner und Mitarbeiter und sind nicht mit Altlasten blockiert.

Planen Sie auch Übernahmen?

Wir wollen den anstehenden Konsolidierungsprozess aktiv angehen und stehen bereit, potenzielle Übernahmekandidaten zu integrieren. Wir sind nur an Vermögensverwaltern mit versteuerten Geldern interessiert sowie an Personen, die sich unternehmerisch bei uns einbinden wollen.


«Wir haben ein dreistufiges Vergütungsmodell»


Was bieten Sie allfälligen Interessenten?

Neben viel unternehmerischer Freiheit und einem Umfeld, dass ein hohes Wissen zur Verfügung stellt, offerieren wir ein dreistufiges Vergütungsmodell. Dieses besteht aus einem Fixum, einer Erfolgsbeteiligung und der Möglichkeit, sich am Unternehmen zu beteiligen, sobald ein bestimmtes Niveau an Erträgen erzielt worden ist.

Sie führen auch zwei Fonds. Sind weitere Produkte geplant?

Derzeit nicht, da es nicht unser Ziel ist, ein Asset Manager zu werden. Die beiden Aktienfonds (mit Exposure-Management) – einer für Schweizer Aktien und einer mit dem Thema Deutschland, Österreich und Schweiz – haben wir auf Wunsch von Kunden aufgelegt.

Mit diesen Fonds, die jetzt je 30 bis 40 Millionen Franken erreicht haben, wollen wir erst einmal die gute Performance der ersten beiden Jahre bestätigen. Dann schauen wir weiter.


Oliver Ganz ist Mitbegründer der 2008 lancierten Zürcher Firma Entrepreneur Partners. Davor war er mehr als 20 Jahre lang für die Credit Suisse in verschiedenen Funktionen tätig, anfänglich in der Betriebsorganisation, später im kommerziellen Kreditgeschäft und zuletzt als Leiter des Entrepreneur-Desks im Private Banking.


 

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