Künftig werde die Entwicklung der Aktienpreise wieder enger an die fundamentalen Unternehmensdaten gekoppelt sein, ist Axa-Investmentexpertin Christina Böck überzeugt.

Christina Böck ist ‹CIO Switzerland & Head Solution Strategists Central Europe› bei Axa Investment Managers. Ihre Kolumne für finews.ch erscheint monatlich.

Global befinden sich die Aktienpreise auf einem historischen Durchschnittsniveau. Von einer allgemeinen Überbewertung kann also nicht die Rede sein. Daher dürfte sich der Anstieg der Firmengewinne direkt positiv auf die Aktienpreise auswirken – auch in einem Umfeld sinkender monatlicher Anleihekäufe durch die US-Notenbank (Federal Reserve, Fed).

Allerdings wird in Zukunft die Entwicklung der Aktienpreise enger an die fundamentalen Unternehmensdaten gekoppelt sein. Dies ist genau das richtige Umfeld für einen fundamental ausgerichteten Investmentstil.

Welcher Stil ist angebracht?

Für 2014 sehen wir bei Axa Investment Managers ein Wachstum der Weltwirtschaft von 3,7 Prozent vorher. Dabei rechnen wir mit einem Wachstum der Umsätze von 3,8 Prozent. Für die Unternehmensprofite kann man noch besseres Wachstum veranschlagen, da ja nicht alle Kosten linear mit ansteigen.

Vorsichtig gehen wir von um 9 Prozent höheren Unternehmensresultaten aus. Dies ist natürlich ein Umfeld, in dem Aktien eine gute Performance zeigen sollten. Aber was heisst das nun fürs Investieren? Und welcher Stil ist denn eigentlich angebracht?

Messlatte für Markteffizienz

Tatsächlich hat die Markteffizienz in den letzten sechs Jahren, also seit dem Beginn der Finanzkrise 2008, gelitten, da die Investoren sich mehr auf allgemeine, makro-ökonomische und politische Phänomene konzentriert haben.

Eine Messlatte für die Markteffizienz ist die Differenz zwischen den preiswertesten und den teuersten Aktien eines Marktes. In der Tat hat sich diese in den Jahren 2008 und 2009 extrem ausgeweitet. Im Krisenjahr 2008 war dies verständlich. Aber auch im Jahr der Aktienmarkt-Rally 2009 wurde es nicht besser, da der Anstieg hauptsächlich durch Flüsse in Indexfonds alimentiert wurde.

Traditionelle Haussen

Dies konnte nicht für eine Annäherung zwischen Aktienbewertung und Fundamentaldaten sorgen und so blieben die Bewertungsdifferenzen sehr gross.

Nun nimmt die Fed die Liquidität wieder zurück, und Aktienpreis-Haussen werden wieder eher «traditionellen» Gründen folgen. Hierzu gehören insbesondere nachhaltige Ertragsverbesserungen, Bilanzstärke und korrekte Bewertungen.

Wetten auf den relativen Wert

Dadurch werden die Fehlbewertungen und Ineffizienzen teilweise verschwinden. Somit ist das Umfeld wieder reif für Portfolio-Manager, die diese Marktineffizienzen finden und ausnutzen. Anders ausgedrückt: Das gute alte «Value Investing», das darauf abzielt, Titel zu weniger als ihrem intrinsischen Wert zu kaufen, dürfte ein Comeback erleben.

Also gibt es momentan einige Gelegenheiten für Wetten auf den relativen Wert von Aktiengesellschaften. Aber auch die allgemeine Marktrichtung ist ein gutes Argument für Werttitel.

Gar nicht widersinnig

Aus historischer Sicht entwickeln sich in einer Phase steigender Profite gewisse Aktienkategorien besonders gut. Hierzu gehören insbesondere Value Stocks, die nun Wachstumstitel ausstechen sollten.

Dies klingt zwar widersinnig, ist aber durch die Definition begründet: Wachstumstitel sind solche, die über einen langen Zeitraum stark wachsen, insbesondere durch den Gewinn von Marktanteilen.

Faktor Verschuldung

Auch Aktien kleinkapitalisierter Unternehmen dürften nun von ihrem Vorteil profitieren, dass sie in Wachstumsphasen besser laufen, da ihre Profite sensibler auf den Zyklus reagieren als die Profite von grossen, stark diversifizierten Werten.

Ein weiterer Faktor ist die Verschuldung: Seit 2008 haben stark gehebelte, das heisst verschuldete Firmen schlechte Performance gezeigt. Während der Rezession wurde es für diese sehr schwierig, ihre Schulden zu bedienen.

Gute Abdeckung

Die Fundamentalanalyse zeigt nun, dass die Schulden heute gut von den operativen Einkommen abgedeckt werden und der Zinsdienst heute einen geringen Anteil am operativen Einkommen beträgt.

Wenn nun die Zinsen langsam zu steigen beginnen, muss man allerdings zwischen gutem und schlechtem Leverage unterscheiden: Guter Leverage ist der, bei dem die Fähigkeit zum Schuldendienst durch eine starke und nachhaltige Profitabilität gesichert ist – verkürzt gesagt: Unterbewertete Qualitätsaktien können auch eine gewissen Verschuldung verkraften.


Christina Böck bildete sich an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster zur Diplom-Kauffrau aus, bevor sie einen Master in Management (Finance) an der H.E.C. in Paris erlangte.

Nach verschiedenen Praktika war sie ab 1994 bei der Dresdner RCM Gestion in Paris tätig. Später wechselte sie zur Allianz-Pimco-Gruppe. Zu Axa Investment Managers in Paris stiess sie im April 2001. Seit März 2007 arbeitet Christina Böck in Zürich, heute als ‹CIO Switzerland & Head Solution Strategists Central Europe›.

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