Mit der Einführung staatlich normierter, aber privater Goldmünzen könnte die Schweiz eine internationale Pionierrolle übernehmen – besonders für Anleger und Sparer, sagt der Finanzexperte Thomas Jacob und will eine entsprechende Volksinitiative lancieren.

Heute besitzt der Bund das Münzmonopol. Das heisst, die private Produktion von Goldmünzen ist illegal. Die letzten «staatlichen» Goldvrenelis wurden 1949 gefertigt, die meisten kosten rund 220 Franken und ihr Kauf braucht Fachberatung.

Noch gravierender ist die steuerliche Situation: Damit Gold eine langfristige Absicherungsfunktion erfüllen kann, muss der Goldhandel steuerfrei bleiben. Heute ist die Steuerfreiheit von Gold lediglich in einer Verordnung geregelt und Verordnungen können relativ einfach geändert werden.

Plötzliche Besteuerung

«Solange der Goldbesitz in der Schweiz laut ProAurum auf 13 Prozent der Bevölkerung beschränkt ist, würde eine plötzliche Besteuerung von Gold 87 Prozent der Bevölkerung nicht direkt betreffen und voraussichtlich auch wenig kümmern», sagt der Schweizer Finanzexperte Thomas Jacob (Bild) im Gespräch mit finews.ch.

Darum will er die Initiative «Schweizer Goldmünzen» lancieren. Sie soll die erwähnten rechtlichen Hindernisse beseitigen. Der entsprechende Verfassungsartikel würde wie folgt lauten:

1. Der Bund erlässt Vorschriften zur Herausgabe eines Satzes von einfach und rasch handelbaren Goldmünzen mit je einem festen, klar erkennbaren Gewichtsgehalt an Gold beginnend bei 0.1 g Goldanteil.

2. Die Herausgabe (Herstellung, Prägung und Inverkehrbringung) erfolgt durch schweizerische Unternehmen. Die Münzen tragen ein einheitliches Symbol für die schweizerische Herkunft, die Angabe des Goldgehalts in Gramm und eine frei gestaltete Identifikation des Herausgebers.

3. Die Herausgabe, der Erwerb und der Handel der Goldmünzen sind steuer- und abgabenfrei.

Diese Goldmünzen wären quasi moderne Goldvrenelis, jedoch einfacher, praktischer und durch die Schweizer Verfassung vor Besteuerung geschützt, wie Jacob weiter erklärt.

Münzen aus dem Automaten

Statt für 220 Franken würden Goldmünzen ab rund 5 Franken erhältlich sein, genauso einfach und selbstverständlich wie heute Euro oder Dollar, und selbst aus Münzautomaten. «Statt 13 Prozent der Bevölkerung würden dann 99 Prozent Goldmünzen besitzen», ist Jacob überzeugt.

Einen wichtigen Vorteil dieser Idee hat laut Thomas Jacob der emeritierte deutsch-schweizerische Wirtschaftsprofessor Peter Bernholz in einem Artikel in der «NZZ» formuliert: «Eine Franken-Gold Kombination brächte mehr Sicherheit».

Fast unglaublich

Nämlich: Kleinsparer würden einen einfacheren und praktischen Zugang zu Gold geniessen, während Grosssparer vom besseren Schutz einer Besteuerung in der Schweizer Verfassung profitierten. «Dadurch wäre das Anliegen attraktiv für das gesamte politische Spektrum», folgert Thomas Jacob.

Vor diesem Hintergrund stellt er fest: «Es scheint tatsächlich fast unglaublich, doch die Initiative bietet nicht nur Vorteile, sondern auch keine Nachteile, auch das macht sie überparteilich interessant. Der Grund dafür liegt letztlich darin, dass sie technisch lediglich den bereits bestehenden Goldhandel normiert und vereinfacht und die ebenfalls bereits bestehende Steuerfreiheit in der Verfassung verankert. Der Öffentlichkeit entstehen weder Kosten noch Risiken.»

Blick in die Zukunft

Zur Illustration der Vorteile wirft Jacob einen Blick in die Zukunft, beispielsweise drei Jahre nach Umsetzung der Initiative:

Goldmünzen wären so vertraut und selbstverständlich wie Euro und Dollar. Kleinsparer würden ebenso selbstverständlich mit Gold wie früher nur Grosssparer diversifizieren. Goldmünzen würden gebraucht für Sparpläne, für «Götti-Batzen» und als Geschenk. Pensionskassen und Lebensversicherungen würden die Möglichkeit offerieren, mit einem Teil der Ersparnisse physische Goldmünzen zu erwerben und einen Teil der Renten in Goldmünzen zu beziehen. Selbst die dritte Säule würde um eine Säule 3c erweitert: zusätzliche 20 Prozent der Ersparnisse dürften in Gold angespart werden.

Für die ganze Welt atttraktiv

Das Schweizer Gewerbe könnte Goldmünzen für die ganze Welt produzieren, Schweizer Firmen wären Weltmarktführer in der Münzproduktion und es zeigten sich Synergien mit der Uhrenindustrie in den Bereichen Material, Design und Marketing. Zur Fälschungsprävention würden Hologramme und Mikrochips verwendet, eine neue High-Tech-Industrie wäre in voller Blüte. Daneben sorgten Sicherheitsfirmen für Transport und Lagerung der steigenden Goldmengen, die aus der ganzen Welt in die Schweiz fliessen würden.

In Touristengegenden würden sich Goldmünzen grosser Beliebtheit erfreuen, insbesondere aus speziell gefertigten «Goldomaten». Hotels und das lokale Gewerbe wiederum könnten eigene Goldmünzen für Marketingzwecke nutzen.

Stabilisierender Einfluss

Banken und Versicherungen könnten äusserst populäre Münzen sowie Finanz- und Versicherungsprodukte für Schweizer Kleinsparer lancieren, während international tätige Assekuranzunternehmen Sparpolicen und Leibrenten mit Goldanteil etwa im arabischen und fernöstlichen Raum verkaufen könnten.

Die gesamte Schweizer Wirtschaft würde vom stabilisierenden Einfluss der Goldmünzen auf den Franken-Kurs profitieren, denn die Goldmünzen ergänzten und ersetzten den Franken in seiner Funktion als sicheren Hafen sowohl für Inländer als auch für Ausländer.

Wertvolles Exportgut

Schweizer Goldmünzen wären das zahlenmässig meistverbreitete Exportgut der Schweiz. Sie würden Werte wie Innovation, Rechtssicherheit, Qualität und Pioniergeist in die entlegensten Gegenden der Welt tragen.

Auch wenn der Goldpreis seit der Einführung tendenziell gestiegen wäre, würden die kleinen Stückelungen die Erschliessung völlig neuer Märkte bis hin zu Mikrokrediten in Entwicklungsländern ermöglichen.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.62%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    19.23%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.49%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.44%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.21%
pixel