Um im Fall von Wirtschaftssanktionen rückläufige Einnahmen zu kompeniseren, könnte Russland einen Teil seiner Goldreserven verkaufen. Ist das realistisch?

Mit dieser Frage befasst sich die französische Grossbank Société Générale, die seit jeher im Bereich Edelmetalle über sehr gute Experten verfügt. Und diese haben eine klare Meinung.

«Wir erwarten nicht, dass sie es tun werden, oder dass sie dazu gezwungen sein werden. Wir geben nur das wieder, worum sich unsere Kunden sorgen», erklärte Michael Haigh, Analyst bei der Société Générale gegenüber der Zeitung «International Business Times».

Nebelkerze gezündet

In einer Notiz an Investoren spielte die französische Bank vergangene Woche mit der Möglichkeit des russischen Goldverkaufs. Die «IB Times» machte daraus die Schlagzeile: «Wenn Russlands Zentralbank Gold verkauft, könnte der Goldmarkt erzittern

Es macht den Eindruck, als würde hier eine Nebelkerze gezündet. Denn Anfang März veröffentlichte die Société Générale noch eine Prognose, nach welcher der Goldpreis kurzfristig bis auf 1'400 Dollar die Unze und Ende 2014 bei 1'050 Dollar notieren würde. Nun heisst es in dem Artikel: «Könnten sie Gold verkaufen, um ihre Bedarf zu decken? Ja, natürlich könnten sie das. Das könnte wie beim Zypern-Effekt den Goldmarkt erzittern lassen.»

Nur heisse Luft

Die Realität dürfte eine andere sein: Russland kauft seit vielen Jahren Gold, um seine Währungsreserven zu diversifizieren. Viel wahrscheinlicher ist somit die Möglichkeit, dass Russland im Falle von internationalen Sanktionen Dollar-Reserven und US-Staatsanleihen veräussert.

Zudem dürfte es ausreichend Abnehmer russischer Energie im östlichen Teil der Welt geben. Auch im Falle von Zypern hat sich gezeigt, dass die anfänglichen Spekulationen und Überlegungen nur heisse Luft waren.