Deutsche Telefonverkäufer versuchen die Aktien der Grüezi Real Estate zu verhökern. Eine Grossaktionärin sitzt in der Schweiz, ein Ex-Aufsichtsrat ebenfalls.

Die Aktie des deutschen Immobilien-Handelshauses Grüezi Real Estate kostet knapp 5 Euro. Bald wird sie wesentlich mehr wert sein. So versprechen es zumindest die Agenten der Firma Swissmarkets in Berlin, wenn sie Schweizer Anleger kontaktieren.

Wer nicht gleich anbeisst, dem wird beim zweiten Anruf ein Engagement noch schmackhafter gemacht: Nun liege gar eine Fusion in der Luft, was den Titel 3, vielleicht sogar 8 Euro in die Höhe jagen könne.

«Private Placements» für die Wagemutigeren

Des engen Marktes wegen bietet Swissmarkets den potenziellen Anlegern die Möglichkeit, direkt zum Zuge zu kommen, anstatt via Xetra zu handeln, wo 90 Prozent des Umsatzes gemacht werden. Für diese «Private Placements» muss der Swissmarkets-Verkäufer allerdings erst die Grüezi Real Estate um eine Offerte ersuchen. Aber so komme ein Paket billiger zustande als über den Markt.

Und die Chancen, dass die «Grüezi» ein paar Tausend Titel gar noch etwas unter Börsenkurs zu Verfügung stellen kann, sind gut. Der Swissmarkets-Händler hat schliesslich gute Beziehungen zur «Grüezi».

Ideale Voraussetzung für Kursmanipulationen

Wie nachhaltig der Kursanstieg sein wird, ist mehr als fraglich. Zwar erzielte die Gruppe gemäss Geschäftsbericht 2008 einen Umsatz von 40 Millionen Euro, und sie weist einen Gewinn von 1.63 Euro pro Aktie aus. Die Kursentwicklung zeigt indes nach einem kurzen Ausflug über 20 Euro nach dem Börsengang im Mai 2007 abwärts.  

68 Prozent gehören der Grüezi Invest AG. Weitere 10 Prozent besitzt die Swiss Equity GmbH. Diese Gesellschaft, ist nicht wie früher gemeldet aufgelöst worden, sondern im Besitz von Geschäftsleitungsmitgliedern. Der Freefloat beträgt nach Angaben der Gesellschaft 10 Prozent. Die Marktkapitalisierung beläuft sich auf 19 Millionen Euro. Ein Free Float von nur 10 Prozent ist mit dieser tiefen Kapitalisierung eine ideale Voraussetzung für Kursmanipulationen.

Grüezi heisst es auch in Zug

«Die GRÜEZI Real Estate AG ist aufgrund ihrer Schweizer Herkunft Werten wie Gründlichkeit, Nachhaltigkeit und Ehrbarkeit verpflichtet», heisst es auf der kuriosen Website. Von der Schweizer Herkunft ist indessen nicht viel zu spüren: Die Referenzobjekte, auf die sich der Immobilienhändler bezieht, liegen in Berlin und Leipzig.

Ein «Schweizer Wert» war offenbar der Finanzvorstand Urs Odermatt. Er ist jedoch im Juni aus dem Unternehmen ausgeschieden. Odermatt ist VR-Präsident der Grüezi Invest AG in Zug. Sie ist die Grossaktionärin von Grüezi Real Estate. Die Grüezi Invest setzte im Juli 2009 ihr Kapital von 6 Millionen auf 600'000 Franken herab.

Kurzes Gastspiel des Zurich-Schweiz-CEO im Aufsichtsrat

Ein weiterer Schweiz-Bezug der Grüezi Real Estate findet sich unter den Aufsichtsräten: Da wird Thomas Buberl, seit Anfang Jahr CEO der Zurich Schweiz, als Mitglied aufgeführt. Allerdings hat er sein Mandat Ende Juni niedergelegt, wie die Swiss Real Estate in einem Communique auch mitgeteilt hatte: «Herr Dr. Buberl muss sich derzeit verstärkt auf seine Position des CEOs der Zurich Switzerland  konzentrieren und kann den Pflichten eines verantwortungsvollen Aufsichtsratsmitglieds daher künftig nicht mehr in dem bisherigen und erforderlichem Umfang nachkommen».

Thomas Buberl hatte allerdings das Mandat erst angenommen, als er schon für die Zurich Financial Services tätig war. Er war mit Wirkung zum 8. Januar 2009 zum Aufsichtsrat bestellt worden. Im Brief an die Aktionäre im Geschäftsbericht für 2008, der am 11. Mai veröfffentlicht wurde, heisst es, dass vakante Positionen mit Thomas Buberl und Michael Andreas Krause besetzt werden konnten.  Wie Buberl ist allerdings auch Krause nicht mehr mit von der Partie.

Thomas Buberl ist besorgt

Warum Buberl nach seinem Eintritt noch Einsitz im Aufsichtsrat der Grüezi Real Estate Einsitz nahm ist einfach zu erklären. Er hatte sich bereits im Sommer 2008 für einen sehr kurzfristigen Einsatz verpflichtet, um der Gesellschaft, die sich bei ihrer Immobilientätigkeit stark auf Kreditfinanzierungen der Banken stützte, in der Finanzkrise zu helfen, wie er gegenüber finews.ch erklärte.

Von den Marketing-Aktionen rund um die Aktie Grüezi Real Estate hat Buberl denn auch keine Kenntnis. Er ist aber besorgt, dass er auf der Website der Gesellschaft nicht mehr als Mitglied des Aufsichtsrats geführt wird. Gut vorstellbar ist, dass die Verkaufsaktionen aus Berlin weniger mit dem Immobilienunternehmen zu tun haben als mit einem ihrer (grösseren) Aktionäre.

 

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