Ein neues Zürcher Unternehmen will Vermögensverwaltern oder Family Offices die Compliance- und Risk-Management-Aufgaben voll abnehmen. Hinter dem Projekt stehen bekannte Branchenvertreter.

Vor wenigen Tagen nannte Lukas Gähwiler am Swiss Economic Forum eine bemerkenswerte Zahl: 14'000 – so viele neue Regulierungsanforderungen musste die UBS alleine im letzten Jahr neu scannen und überprüfen. Dabei machte der Chef von UBS Schweiz spürbar: Was für die Grossbank eine erhebliche Belastung ist, wird für kleinere Finanzhäuser fast zum Ding der Unmöglichkeit. «Das können kleinere Banken gar nicht machen», sagte Gähwiler.

Compliance, Risikomanagement und IT: Daraus entstehen Kosten, die über Leben und Sterben vieler Unternehmen entscheiden werden. Laut diversen Studien könnten sie in den nächsten Jahren zahlreiche Finanzintermediäre in den Abgrund treiben.

Denn welcher unabhängige Vermögensverwalter, der heute noch nicht der Finma unterstellt ist, kann sich beispielsweise einen eigenen Compliance/Risk-Officer inklusive Stellvertretung leisten? Genau dies dürfte die geplante Architektur des neuen Finanzmarktrechts (u.a. Fidleg, FinfraG, Finig) aber verlangen.

«One Stop Shop»-Prinzip

Ein neues Unternehmen will jetzt den entscheidenden Unterschied ausmachen: Swiss Comply. Es ist ein «One Stop Shop», in dem sich Risikomanagement, Compliance und IT vollständig auslagern lassen – und zwar ausschliesslich in der Schweiz.

Hinter dem Startup stehen bekannte Namen. Der Verwaltungsratspräsident von Swiss Comply ist Matthäus Den Otter, der frühere Geschäftsführer der Swiss Funds Association beziehungsweise Swiss Funds & Asset Management Association. Im Aufsichtsgremium sitzen ferner Charles Blankart, der bekannte Volkswirtschaftler, sowie Rinaldo Lieberherr, CEO des IT-Anbieters Up-Great.

Weiter wird der Verwaltungsrat durch Peter A. C. Blum ergänzt, auch bekannt als Schweizer «Mister Microsoft» und langjähriges VR-Mitglied der Goldbach Group.

Die treibende Kraft jedoch bildet die Geschäftsleitung von Swiss Comply: Es sind dies Kaspar Wohnlich, zuvor Head Risk Management & Compliance bei Entrepreneur Partners, und Dieter C. Söhner: Der Anwalt arbeitete in seiner Karriere unter anderem jahrelang als wissenschaftlicher Adjunkt bei der Finma.

Weiter vervollständigt wird die operative Führung durch Ulrich Schilling, ehemaliges Geschäftsleitungsmitglied der Falcon Private Bank, sowie Heinz Perren, der als CFO und Leiter Business Solutions beim IT-Dienstleister Skybow tätig war.

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Managed Service und volles Outsourcing

Die Idee dahinter? Vermögensverwalter, Family Offices und auch kleinere Banken sollen via Swiss Comply sämtliche Bereiche der Compliance und des Risk Management vollumfänglich loswerden. Somit können hier neben dem Business Prozess Outsourcing, das vor allem die klassischen Compliance- und Risk-Management-Disziplinen abdeckt, auch die IT-Umgebung mit der entsprechenden Software ausgelagert werden.

Wer will, erhält bei Swiss Comply beispielsweise Zugriff auf standardisierte Delegations- und Vermögensverwaltungsverträge. Er kann überwachen lassen, wie sehr die Kundenportfolios im Einklang mit den ihnen zugrundeliegenden Verträgen stehen. Zudem bekommt er ein IT-Modul, das ihm einerseits die üblichen Portfolio-Management-Aufgaben löst – etwa Performance-Berechnung und Auftragsmanagement –, zugleich aber die Compliance sicherzustellen hilft.

Die Kraft des Skaleneffekts

Im Bereich des Business Prozess Outsourcing kann die Rolle des Risk & Compliance Officers künftig an den zuständigen Mandatsleiter von Swiss Comply auslagert werden. Kleinere Unternehmen bekommen dadurch also in diesem heiklen Bereich Zugriff auf echte Spezialisten.

«Wir wollen die komplexen Risk Management und Compliance Anforderungen unserer Kunden übernehmen und im Einklang mit aufsichtsrechtlichen Erfordernissen erfüllen – und dadurch gleichzeitig bei den Kunden deutlich die Kosten senken», sagt Kaspar Wohnlich.

Das führt zum entscheidenden Punkt: Dadurch, dass ein Teil der 2'500 bis 3'500 unabhängigen Vermögensverwalter ihre Compliance-Belastungen bei Swiss Comply zusammenfassen, sinken die Kosten für alle deutlich. Das neue und völlig unabhängige Unternehmen ist also ein weiterer Schritt im Rahmen der vieldiskutierten Industrialisierung des Wealth Management.

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