Alles spricht über «Smart Beta». Dabei gebe es dafür so viele Definitionen wie Asset Manager, stellt die Axa-Investmentexpertin Christina Böck fest.

Christina Böck ist ‹CIO Switzerland & Head Solution Strategists Central Europe› bei Axa Investment Managers. Ihre Kolumne für finews.ch erscheint monatlich.

Zwischen 1990 und dem Beginn des 21. Jahrtausends haben Fachleute die Performance von Portfolios anhand von Referenzindizes gemessen, welche die jeweiligen Titel nach ihrer Marktkapitalisierung gewichteten. Da aber nur wenige Portfoliomanager über eine längere Zeit diese Benchmark übertrafen, kam es zu einer Unterscheidung zwischen aktivem und passivem Portfolio-Management.

Die Debatte über die Vor- und Nachteile beider Ansätze währte lange – inzwischen herrscht so etwas wie ein Waffenstillstand, da die Investoren mehrheitlich festgestellt haben, dass beide Ansätze ihre Berechtigung haben können – je nachdem, was die Ausrichtungskriterien eines (Teil-)Portfolios sind.

Benchmarks mit Nachteilen

Als in der «grossen Krise» von 2008 die Nachteile der kapitalisierungsgewichteten Benchmarks deutlich wurden, begann die Finanzbranche über neuartige Indizes nachzudenken. Dabei lautete die Grundfrage: Wie gibt man einem Investor Zugang zu einer bestimmten Risikoprämie (zum Beispiel Aktien), ohne die Nachteile der traditionellen Indizes zu verlieren?

So entstand das so genannte Smart-Beta-Konzept. Allerdings gibt es dafür so viele Definitionen wie Asset Management-Firmen, die es anbieten – Kernpunkt ist eine ausgeglichenere Gewichtung der Titel.

Realistische Versprechen

Bei den neuesten Entwicklungen muss man zwischen den Kundensegmenten unterscheiden: Für private Kunden sind in vielen europäischen Ländern die Total-Return- oder Absolute-Return-Produkte wieder im Vormarsch. Das Ziel dieses Ansatzes ist, in allen Marktkonfigurationen eine Performance über Null zu liefern, zumindest über längere Zeitperioden.

Heute sind diese Versprechen allerdings realistischer als beim ersten Aufkommen der Total-Return-Produkte in den neunziger Jahren, da sich die Risikomanagement-Techniken weiterentwickelt haben, und Derivate für die Absicherung fast aller Anlageklassen kostengünstig verfügbar sind.

Schattenseiten besser bekannt

Auch sind die Schattenseiten dieser Produkte heute besser bekannt, und man weiss, dass man im Gegenzug mit etwas weniger Performance in Haussezeiten rechnen kann.

Für institutionelle Kunden finden die neuesten Entwicklungen auf einem ganz anderen Terrain statt: Auf Grund von immer mehr und immer komplexerer Regulierung und extrem tiefen Zinsen und Renditen, sind insbesondere die Versicherungsgesellschaften und Pensionskassen immer komplexeren Investitionsanforderungen ausgesetzt.

Kleine können nicht Schritt halten

So sind sie gezwungen, verschiedenste Auflagen zu erfüllen, die sich zum Teil widersprechen, wie es der Fall zwischen den Solvenzanforderungen einerseits (Swiss Solvency Test ebenso wie das kommende Solvency II) und den in gewissen Ländern sehr hohen Mindestgarantiezinsen andererseits der Fall ist.

Kleinere Gesellschaften oder Vorsorgeeinrichtungen können da nicht mehr Schritt halten und verfügen zumeist auch nicht über die internen Ressourcen, die für die Bewältigung dieser Anforderungen nötig sind. So delegieren sie Teile ihrer Wertschöpfungskette an externe Dienstleister und werden dies in der Zukunft noch verstärkt tun.

Richtiger Ansatz – Erfolg abwarten

Daher sieht man heute in allen grösseren Asset-Management-Firmen Abteilungen mit dem Begriff «Solutions» entstehen. Ihr Ziel: Institutionellen Kunden beraten, um ihre Investitionen so zu strukturieren, dass deren Ziele möglichst erreicht werden.

Um dies sinnvoll zu tun, braucht es allerdings einiges Wissen über Regulierung, Buchhaltung, Aktiv-Passiv-Verhältnisse und sonstige Ansprüche dieser Kunden. Der Ansatz ist sicher der richtige. Aber es bleibt zu beurteilen, ob wirklich alle Asset Manager diese Expertise mit ausreichender Qualität anbieten können.


Christina Bock 1Christina Böck bildete sich an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster zur Diplom-Kauffrau aus, bevor sie einen Master in Management an der H.E.C. in Paris erlangte. Nach verschiedenen Praktika war sie ab 1994 bei der Dresdner RCM Gestion in Paris tätig. Später wechselte sie zur Allianz-Pimco-Gruppe. Zu Axa Investment Managers in Paris stiess sie im April 2001. Seit März 2007 arbeitet Christina Böck in Zürich, heute als ‹CIO Switzerland & Head Solution Strategists Central Europe›.

 

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