Nicolas Pictet, Privatbankier und Präsident der Stiftung Genfer Finanzplatz, warnt davor, die Pauschalbesteuerung in weiteren Teilen der Schweiz abzuschaffen. Und er beklagt die wachsende Rechtsunsicherheit hierzulande.

«Man sollte sich davor hüten, die Abschaffung der Pauschalbesteuerung im Kanton Zürich als Erfolg zu interpretieren», sagt der Genfer Privatbankier Nicolas Pictet (Bild) in einem Interview mit der Anlegerzeitung «Finanz und Wirtschaft» vom Mittwoch.

Die Limmatstadt sei umgeben von Kantonen mit tiefen Steuern, was sehr disziplinierend wirke. Viele der effektiv pauschalbesteuerten Personen hätten sich in eben diesen benachbarten Kantonen niedergelassen, so Pictet weiter.

Portugal führt Pauschalbesteuerung ein

In Genf sei die Situation anders. Nicht weniger als 150 Millionen Franken an Steuereinnahmen stammten aus der Pauschalbesteuerung, betont Nicolas Pictet.

Er weist auch darauf hin, dass in anderen Ländern Europas die Pauschalbesteuerung nun gerade eingeführt werde, wie in Portugal etwa. «Die Portugiesen wissen, weshalb», sagt der Genfer Privatbankier und liefert auch gleich die Erklärung.

Wachsende Rechtsunsicherheit

«Die Pauschalbesteuerung bringt Einnahmen und zieht Leute an, die überdurchschnittlich viel konsumieren und investieren – wovon letztlich alle profitieren», so Pictet.

In dem Interview räumt der Genfer auch ein, dass die Rechtssicherheit in der Schweiz in den vergangenen zwei bis drei Jahren regelrecht erodierte, was wiederum mit verschiedenen politischen Vorlagen und Abstimmen zu tun habe, die zum Teil noch anstünden.

Chinesische Bank auf dem Radar

Dies ist offenbar auch der Grund, weshalb der Finanzplatz Genf gegenüber anderen internationalen Finanzzentren jüngst an Attraktivität verloren habe, wie auch aus den neusten Zahlen der Fondation Genève Place Financière hervorgeht, die am Dienstag präsentiert wurden.

Schliesslich zeigt sich Pictet zuversichtlich, dass sich nach der britischen IG Bank, der brasilianischen BTG Pactual bald auch eine chinesische Bank in der Rhonestadt niederlassen werde. «Eine Delegation des Genfer Regierungsrats hat vor diesem Hintergrund vor einigen Wochen Peking besucht. Wir sind zuversichtlich, dass wir hier schon bald Erfolge melden können», sagt Pictet.

Teil eines Pakets?

Wie erinnerlich war schon einmal ein Finanzinstitut aus dem Reich der Mitte in Genf ansässig: die Bank of China (Suisse). Allerdings konnten sich die Chinesen mit den hiesigen Verhältnissen offenbar nie richtig anfreunden, zudem gab es Differenzen mit der Finma, was zu einem Rückzug der Bank of China (Suisse) führte, während die verbliebenen Kundenvermögen der Julius-Bär-Gruppe veräussert wurden.

Die jüngsten Bemühungen für eine chinesische Bank in Genf dürften nun noch dadurch begünstigt werden, dass im Rahmen der Verhandlungen zwischen der Schweiz und China für den Aufbau eines Renminbi-Hubs hierzulande auch die Niederlassung eines Finanzinstituts aus dem Reich der Mitte angestrebt wird.

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