Bei der Generalversammlung der Kantonalbanken-Tochter Swisscanto geht es hoch zu und her. Offenbar steht der Verkauf des Fondshauses an die Zürcher Kantonalbank zur Debatte, wie Recherchen von finews.ch ergaben.

Am heutigen Donnerstag geht die Generalversammlung der Swisscanto über die Bühne. Das Treffen dürfte es in sich haben.

Denn wie Recherchen von finews.ch ergaben, sollen dort bedeutsame Themen zur Sprache kommen. Wie verschiedene, voneinander unabhängige Quellen bestätigen, steht die künftige strategische Ausrichtung des Schweizer Asset Managers zur Debatte.

Diskutiert werde gar ein Verkauf von Swisscanto, wie aus gut unterrichteten Kreisen in der Finanzbranche zu vernehmen ist. In den letzten Wochen sei das Swisscanto-Dossier von mehreren Banken geprüft worden. Als Favoritin für eine Übernahme gelte aber die Zürcher Kantonalbank (ZKB), so die Quellen weiter.

Drängende strategische Fragen

Die Swisscanto sagt dazu, dass die Eigentümerstruktur vereinbarungsgemäss immer wieder angepasst werde. Dabei gehöre es auch zu den Aufgaben des Verwaltungsrat von Swisscanto, «regelmässig Optionen im Bereich der Eigentümerstruktur zu prüfen». Bezüglich einer Übernahme durch die ZKB heisst es, dass die Möglichkeit in der Vergangenheit «mehrfach» diskutiert worden sei. Bisher sei aber am Status Quo festgehalten worden.

Die ZKB verweist auf Anfrage hin in allen Belangen auf Swisscanto.

Derweil bestätigen Kenner der Kantonalbanken-Fondstochter, dass seit Längerem intensiv über die Rolle von Swisscanto nachgedacht werde. Konkret sei der Swisscanto-Verwaltungsrat von den Eigentümern beauftragt worden, rasch Antworten auf dringende strategische Fragen zu finden.

Diverse Trends verschlafen

Von diesen gibt es Insidern zufolge nicht wenige. Das Schweizer Asset Management ist im Umbruch, und die Turbulenzen haben sich mit der Abkehr von den Retrozessionen noch beschleunigt. Das trifft entsprechend auch die vom langjährigen Chef Gérard Fischer geführte Swisscanto – obwohl sie rentabel arbeitet und den Kantonalbanken entsprechende Dividenden ausschüttet.

Swisscanto habe in der Vergangenheit allerdings nur sehr gemächlich auf neue Trends im Verkauf von Finanzprodukten reagiert, monieren Brancheninsider. So bekomme das Fondshaus, das rund 50 Milliarden Franken an Vermögen verwaltet, mit seinen aktiven Produkten starke Konkurrenz von Indexfonds (ETF).

Ausserdem habe Swisscanto die Expansion ins Ausland verschlafen, unter anderem nach Asien, wo nun beispielsweise auch die Bank Vontobel Fuss fasst.

ZKB forciert das Asset Management

Fragen wirft auch die zunehmende Konkurrenz der Eigentümer auf. Zahlreiche Kantonalbanken lancieren eigene Fondsprodukte, insbesondere die hochmargigen Strategiefonds. Die Institute würden dadurch nur noch «Spezialitäten» bei Swisscanto einkaufen, wie es weiter heisst.

Und: Viele Staatsinstitute bieten heute ihren Kunden eine breite Palette an Finanzprodukten (open architecture) an. Das alles sorgt dafür, dass Swisscanto die Oberhoheit im Vertrieb verliert.

Demgegenüber forciert die ZKB unter ihrem CEO Martin Scholl das Asset-Management-Geschäft stark, was durchaus für eine Übernahme sprechen würde. Auch führende Kantonalbanker, die aber anonym bleiben wollen, halten einen solchen Schritt nicht für abwegig.

Mögliche Streitpunkte

Was nicht heissen will, dass es im Fall einer Übernahme Streitpunkte mit anderen Kantonalbanken gäbe. So stellt sich die Frage, ob letztere nicht einen Mittelabfluss zur ZKB zu gewärtigen hätten.

Für Diskussionen würde wohl auch die Handhabe der IT-Plattform dienen, mit der Swisscanto die Verwahrung (Custody) und die Abwicklung von Fondsgeschäften vielen anderen Kantonbalbanken zur Verfügung stellt. Die Plattform gilt als eine der besten in der Schweiz und ist für die Banken deshalb ein wichtiges Asset.

Man darf gespannt sein auf die nächsten Beschlüsse im Hause Swisscanto.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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