In Grossbritannien ist es schon Realität: Neue Anbieter wie Nutmeg oder Lovemoney, die mit disruptiver Technologie arbeiten, graben der traditionellen Fondsbranche das Wasser ab. Schweizer Asset Manager sollten darum genau hinschauen.

Grossbritannien gilt als Wiege des Asset Management in Europa. Das grösste Fondshaus auf dem Kontinent – Schroders – ist dort beheimatet. Insgesamt sind im Königreich nicht weniger als 15'000 Anbieter aktiv.

Was Wunder, ist das britische Fondswesen für Schweizer Finanzhäuser, die das Asset Management relativ spät entdeckt haben, ein grosses Vorbild.

Brutale Schlüsse

Doch jetzt kriegt dieses Bild Risse. Die britische Fondsbranche sieht sich in seiner Existenz bedroht. Neue Anbieter mit «disruptiven» Geschäftsmodellen könnten das Fondsbusiness auf den Kopf stellen.

Zürcher und Genfer Asset Manager sind somit gut beraten, diese Entwicklungen im Inselreich genau im Auge zu behalten – und Männer wie Nutmeg-Chef Nick Hungerford (Bild).

Einer, der dies schon länger und aus nächster Nähe tut, ist Ed Dymott. Er ist beim weltweit tätigen Fondshaus Fidelity Worldwide Investment in London zuständig für die Geschäftsentwicklung. Die Schlüsse, die Dymott aus seinen Beobachtungen zieht, sind brutal. 

Von 15'000 auf 5

In einigen Jahren werde es in Grossbritannien wohl nur noch fünf bis zehn sehr grosse Anbieter geben, sagte er an einem Pressegespräch in der Londoner City, bei dem finews.ch zugegen war. Die bisherige «cottage industry» mit ihren Tausenden von Anbietern wäre damit Geschichte.

Für die Umwälzungen im Fondsgeschäft sieht Dymott mehrere Treiber: So die immer strengeren Transparenz-Vorschriften, die Bedeutung neuer Technologien wie Social Media fürs Geschäft – und eine Kundschaft, die der Branche zuerst einmal misstrauisch begegnet.

Die grösste Gefahr drohe jedoch von einer anderen Seite: von einer neuen Konkurrenz, die von ausserhalb der Branche komme – und die ganz anders arbeite als diese.

Mann mit Mission 

Tatsächlich sind im Trendsetter-Markt Grossbritannien schon einige dieser potenziell disruptiven Geschäftsmodelle unterwegs. Und das mit zunehmenden Erfolg.

Nutmeg 160Bereits international bekannt ist Nutmeg. Das Start-up-Unternehmen folgt unter ihrem Gründer und Chef Nick Hungeford der Mission, das Asset Management zu demokratisieren. Dazu stellt Nutmeg eine Online-Plattform zur Verfügung, auf der sich schon mit einen Vermögen von 1'000 Pfund innerhalb von Minuten ein eigenes Portefeuille erstellen lässt – und das zu Tiefstpreisen.

Mit Schweizer Beteiligung

Laut dem Unternehmen konnte die Kundenbasis gegenüber dem Vorjahr bereits um 350 Prozent gesteigert werden. Nutmeg rangiert damit unter den Top-25-Asset-Managern Grossbritanniens.

Solche Nachrichten kommen bei Investoren an: Eingekauft haben sich nicht nur das Fondshaus Schroders, sondern auch der Schweizer Financier Daniel Aegerter mit seiner Armada Investment Group.

Parmenion 160Parmenion ist eine weitere Firma, die der angestammten Branche Sorgen bereitet. Die 2007 im südenglischen Bath gegründete Parmenion bietet einen stark vereinfachten Online-Service für Finanzberatung an. Das Angebot richtet sich dabei nicht nur an Profis, sondern zunehmend an den Massenmarkt.

Firmen wie Parmenion dürfen den etablierten Finanzdienstleistern, die nun ebenfalls immer mehr Beratung bieten müssen, noch einiges Kopfzerbrechen bereiten.

Lovemmoney 160Ebenfalls eine bestechende Idee verfolgt Lovemoney.com. Die 2009 in London gegründete Firma startete als Social-Media-Initiative im Bereich Finanzen. Kunden konnten sich untereinander austauschen und bei Lovemoney.com nach Rat fragen. Mittlerweile geht das Angebot viel weiter. Das Unternehmen bietet seinen Kunden nun die Möglichkeit, alle ihre Finanz-Belange über eine einzige Plattform abzuwickeln. Das kommt offenbar auch an: Firmenangaben zufolge besuchen monatlich 800'000 Besucher die Seite.

Schweizer Asset-Management-Initiative ins Internet?

Nutmeg, Parmenion, Lovemoney.com – das sind Beispiele, die auch Schweizer Fintech-Firmen inspirieren und hiesige Asset Manager zum Nachdenken bringen sollten. Etwa darüber, ob die laufende Asset-Management-Initiative nicht gleich ins Internet verlegt werden sollte.

 

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