So schlimm wie die Foltermethoden der CIA sei das, was die griechische Wirtschaft erleben müsse: Der bekannte griechische Ökonom Yanis Varoufakis giesst Öl ins lodernde Feuer des «Grexit».

Yanis Varoufakis (Bild) findet harte Worte für das Hilfsabkommen, mit dem Griechenland seit 2010 über die Runden kommt: «Fiskales Waterboarding» sei das, schimpft der gebürtige Grieche in der italienischen Zeitung «Repubblica» – in Anlehnung an eine berüchtigte Foltermethode der US-Geheimdienste.

Von einem Ökonomen, noch dazu einem, der an einer amerikanischen Universität lehrt, würde man solche Brandreden kaum erwarten. Doch Varoufakis ist kein gewöhnlicher Wirtschaftswissenschafter. Als Autor des Bestsellers «Der Globale Minotaurus» und als bissiger Blogger gegen die Zentralbank-Politik während der Eurokrise stieg der 53-Jährige wohl zum bekanntesten griechischen Ökonomen auf.

Syriza-Anhänger

Vor allem aber ist Varoufakis – nebst seinem Lehrauftrag an der Austin University im US-Bundesstaat Texas – ein überzeugter Anhänger der Linkspartei Syriza in Griechenland, der in den Parlamentswahlen von diesem Januar gute Siegeschancen eingeräumt werden. Die Syriza-Partei lehnt die mit der EU abgestimmte Sparpolitik Griechenlands dezidiert ab. Und: Sie will auch die Schulden des Landes teils nicht zurückzahlen.

Diese politische Linie ist denn auch die Ursache dafür, dass nun der «Grexit», also der Austritt Griechenlands aus der Eurozone, wieder in aller Munde ist.

Euro ein missglücktes Konzept

Varoufakis selber ist wenig daran gelegen, die Wogen zu glätten. Gegenüber der italienischen Zeitung «Repubblica» bezeichnet der Ökonom die Spar-Vorgaben für Griechenland jüngst als eine Form von Folter, die ein ganzes Volk zwinge, ohne Arbeit und von mickrigen Pensionen zu leben. Zudem sei dem Land eine forcierte Privatisierung seiner Staatsbetriebe aufgezwungen worden. «Was kommt als Nächstes?» fragt Varoufakis.

Dabei macht er der streitbare Ökonom keinen Hehl daraus, dass er den Euro für ein missglücktes Konzept hält. «Besser wäre es gewesen, dass Griechenland und auch Länder wie Italien nie zur Eurozone gestossen wären.» Doch jetzt, da der Schlamassel angerichtet sei, heisse es die Zähne zusammenbeissen und vorwärts gehen.

Werben für Maxi-Bond

Trotzdem brauche Griechenland jetzt Luft, um sich zu erholen. Varoufakis schlägt deshalb vor, dass die Schulden Griechenlands gegenüber der Troika aus EU-Kommission, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds IMF zu einem «Maxi-Bond» mit unbefristeter Laufzeit gebündelt würden. Griechenland müsste dann erst mit der Rückzahlung beginnen, wenn es ein jährliches Wirtschaftswachstum von 3 bis 3,5 Prozent erreiche, schlägt der Ökonom vor.

Das würde es dem Land erlauben, weiterhin an den Quantitativen Lockerungen der EZB zu profitieren. «Die Zentralbank wird es nicht wagen, uns auszuschliessen», so Varoufakis. Auch Anleihenkäufe der Europäischen Investitionsbank (EIB) seien ein probates Mittel, um das Wachstum in Griechenland wieder anzukurbeln.

Harte deutsche Linie

Doch dass der Geldhahn der EU für die Griechen offenbleibt, ist mehr denn je fraglich. Wie das Nachrichtenmagazin «Spiegel» berichtete, halten sowohl die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel als auch deren Finanzminister Wolfgang Schäuble einen Austritt des Landes aus der Gemeinschaftswährung für verkraftbar. Und ein solcher scheint unvermeidlich, wenn Griechenland keine weiteren Mittel mehr erhält.

Der Kampf von Varoufakis scheint damit noch lange nicht am Ende.

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