Sparkonti gelten als das langweiligste Bankgeschäft schlechthin. Mit der rasch voranschreitenden Digitalisierung könnte sich das nun aber gründlich ändern.

Einzahlen, Verzinsen, Abheben: Das Geschäft mit Spareinlagen versprach noch nie viel Nervenkitzel. Doch seit letztem Januar ist es nicht nur langweilig, sondern richtiggehend unattraktiv geworden.

Mit den von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) verhängten Negativzinsen drohen den hiesigen Banken nämlich nicht nur ein weiterer Margenschwund, sondern auch gefährliche Fristenverschiebungen innerhalb ihrer Bilanzen. Derweil müssen Kleinsparer mit sinkenden Zinsen rechnen, wie kürzlich die Massnahmen bei Post-Bankentochter PostFinance zeigten.

Zum Boom-Geschäft erklärt

Umso mehr muss es erstaunen, dass das Sparen andernorts gerade zum Boom-Geschäft erklärt worden ist. Den umtriebigen Firmen der Fintech-Branche gelten Spareinlagen nämlich als einen der grossen Trends für 2015. Entsprechend mangelt es nicht an Ideen und Projekten – auch in der Schweiz finden sich hierzu einige Ansätze.

Im Rampenlicht stehen derzeit jedoch Lösungen aus dem Ausland, vor allem aus den USA, die in Sachen Digitalisierung tonangebend sind. Dort steht mit digit ein neuer Dienst am Start, der sich ausschliesslich an Sparer wendet. Wie das Branchen-Portal «t3n» berichtet, nimmt digit seinen Kunden den Entscheid ab, wieviel sie jeden Monat sparen wollen.

Sparsamkeit delegiert

Ein Algorithmus analysiert stattdessen, welche Ausgaben bei einem Digit-Nutzer anfallen und wie viel Geld er zum Sparen aufwenden kann. Alle paar Tage wird dann automatisiert ein kleiner Geldbetrag vom Bankkonto des Nutzers auf sein Digit-Sparkonto übertragen. Dabei achtet das System stets darauf, dass das Konto nicht überzogen wird. Das ganze ist gebührenfrei. Einziger Nachteil: digit zahlte bisher auch keine Zinsen – wobei sich das dem Unternehmen zufolge ändern soll.

Einen anderen Zugang wählt das norwegischen Start-up Evry mit seiner Spar-App Spendific. Diese «klinkt» sind an ein bestehendes Bankkonto des Nutzers an und berechnet dort, wieviel Kleingeld nach Abzug der Fixkosten zum freien Gebrauch übrigbleibt – oder eben zum Sparen. Bei jeder Zahlung und jedem Geldzufluss auf dem Konto wird dieser Wert neu berechnet, in «realtime».

Langfrist-Ziele im Fokus

Noch mehr an die Sparsamkeit appelliert derweil die App der britischen Fintech-Firma Moneyhub. Auch diese App lässt sich über eine sichere Verbindung mit Spar-, Lohn- und Vorsorgekonti bei der Bank kombinieren. Verbunden wird dies mit einem Budget-Planer, der es in sich hat. Er hilft nämlich den Nutzern, nicht nur ihre monatlichen Ausgaben zu überwachen, sondern erlaubt es auch, zwischen kurzfristigen und langfristigen Finanzzielen auszuwählen – etwa, ob der Bonus besser für teure Ferien verwendet werden soll oder eben fürs Vorsorgesparen.

In der Schweiz liegt der Fokus der Finanz-Apps vorab auf dem Geldausgeben. Bereits am Start sind hier die «digitalen Brieftaschen Tapit von Swisscom und Twint der Postfinance. Beide zielen aufs bargeldlose Bezahlen im Detailhandel, nur Twint nutzt dabei eine Debit-Lösung.

Kontomat und Rundungssparen

Weniger eine Sparlösung als vielmehr ein Finanzprodukt ist der Kontomat der in digitalen Belangen höchst aufgeschlossenen Glarner Kantonalbank. Er ermöglicht den Sparern, online ihre individuelle Sparlösung zu gestalten – dabei werden auch Kassenobligationen mit einbezogen. Grundsätzlich gilt: Je länger die Kündigungsfrist, desto höher der Zins.

Interessant ist auch ein bereits im vergangenen Herbst lanciertes Angebot der Migros Bank, auch wenn es auf den ersten Blick wie eine Spielerei aussieht. Das so genannte Rundungssparen ermöglicht das Sparen beim Geldausgeben.

Und das geht so: Bei Online-Zahlungen wird stets zum nächsten Betrag aufgerundet – und die Differenz auf ein Sparkonto überwiesen. Bei nur fünf Transaktionen die Woche liessen sich so bis zu 1'000 Franken im Jahr ansparen, behauptet die Migros Bank. Allerdings gehen die dann dem Belastungskonto ab.

Auch die Digitalisierung scheint damit den Grundproblemen beim Sparen (noch) nicht beizukommen.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.34%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.75%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.8%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.46%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.64%
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