Mit der Bewältigung der Vergangenheit alleine sei es für die Schweizer Banken nicht getan, findet der BSI-Präsident. Er fordert ein radikales Umdenken – und sieht ausgerechnet in Grossbritannien Vorbilder.

Nach jahrelanger Ungewissheit um ihre eigene Zukunft konnte die Tessiner Banca della Svizzera Italiana – kurz BSI – kürzlich einen Meilenstein gleich für den ganzen Schweizer Bankenplatz setzen. Ende letzten März legte sie als erste der so genannten Kategorie-2-Banken den Steuerstreit mit den USA bei – und zahlte eine deftige Busse von 211 Millionen Franken an die Amerikaner.

Ein Ende mit Schrecken also für das Institut, das in den nächsten Monaten von der brasilianischen BTG-Gruppe übernommen werden dürfte. Für den langjährigen Mann an der Spitze der BSI, Präsident Alfredo Gysi (Bild), ist dies jedoch ein Schritt auf dem richtigen Weg für den Schweizer Finanzplatz.

Damit, so der BSI-Präsident in einem Meinungsstück im Magazin «Schweizer Bank» (Artikel in der Printausgabe), könne sich der Standort möglichst rasch von der Vergangenheit lösen und echten Zukunftschancen nachgehen.

Finanzplatz auf der Anklagebank

Doch das sei nicht genug, findet der gestandene Banker. «Das heisst noch lange nicht, dass wir uns vom Ruf, ein Zufluchtsort unversteuerter und illegaler Gelder zu sein, ohne weiteres befreien können.» So habe er, Gysi, das Gefühl gehabt, dass beim Hearing der HSBC-Chefs zu den «Swiss Leaks» im britischen Parlament nicht die Organe der Bank auf der Anklagebank gesessen seien, sondern der Schweizer Finanzplatz.

Deshalb brauche es jetzt vor allem ein neues Kommunikations-Konzept für den Finanzplatz, hinter dem auch Politik und die Bevölkerung stünden. Gysi zufolge sind dabei zuallererst die Banken selber gefordert. «Um glaubwürdig zu sein, müssen wir beweisen, dass wir uns tatsächlich bessern», mahnt der BSI-Präsident seine Zunft.

Wider das Reduit-Denken

Gysi wünscht sich indes auch von den Behörden klare Gesetze und «unmissverständliche Richtlinie». Er schaut dabei ausgerechnet nach Grossbritannien, der Erzrivalin der Schweiz im Rennen um den bedeutendsten Finanzplatz Europas. Dort hat es Gysi das neue «Banking Standards Board» angetan, das Verhaltens- und Kompetenzstandards für die Bankbranche definieren soll.

Diesem Gremium gehörten eine Philosophin und sogar ein Bischof an, schwärmt der BSI-Banker. «Schliesslich geht es ja darum, den Glauben an die Banken wieder herzustellen.»

Auch in der Schweiz sei ein solches «out of the box»-Denken angebracht, folgert Gysi. «Damit unser ganzes Land wieder stolz auf seinen Finanzplatz wird und ihn im Ausland selbstbewusst vermarktet».

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