Viele institutionelle Anleger investieren passiv und wähnen sich auf dem richtigen Weg. Alles falsch, kontert der Schweizer Finanzexperte Adriano B. Lucatelli im Interview mit finews.ch-TV. Nun hat er ein Buch geschrieben, wie man «smarter» investieren kann.

Mit passiven Index-Strategien fahre man nicht besser, da gängige Aktienindizes mit der Übervertretung von grosskapitalisierten Firmen den Markt nicht effizient abbilden würden, sagt Adriano B. Lucatelli, ehemaliger UBS-Banker, heute Unternehmer und Lehrbeauftragter an der Universität Zürich, im Interview mit finews.ch-TV.

Darüber hat er nun ein Buch geschrieben, das höchst verständlich aufzeigt, wie mit «Low Volatility» ein vielversprechender Ansatz besteht, eine bessere Rendite bei zugleich tieferem Risiko zu erzielen. «Damit zeigt sich, dass das Markowitz-Modell nicht länger gültig ist», sagt Lucatelli.

Aktien, die weniger schwanken, würden über die Zeit bessere Resultate liefern, so Lucatelli weiter. Dies sei mittlerweile wissenschaftlich bewiesen, und ein bedeutendes Institut, das sich bereits stark und erfolgreich im faktorbasierten Investieren – auch Smart Beta genannt – betätige, sei der norwegische Staatsfonds.

Falsche Gewichtung

Buch Lucatelli 204Eine interessante «Smart-Beta-Strategie» würden die «Minimum-Varianz-Portfolios» bieten, bei denen nicht die Rendite, sondern die Volatilität der einzelnen Aktien zur Gewichtung geschätzt werde. Ziel sei es, so Lucatelli, das tiefstmögliche Risiko bei grösstmöglicher Rendite zu erzeugen. Denn: Aktien mit niedrigerer Volatilität würden in verschiedenen Marktphasen besser abschneiden als etwa Wertpapiere mit grossen Preisschwankungen.

Das faktorbasierte Investieren sollten sich vor allem institutionelle Anleger, insbesondere Vorsorgeeinrichtungen, genauer anschauen – gerade vor dem Hintergrund, dass viele Stiftungsräte von Pensionskassen kaum Verantwortung übernehmen wollten und daher ihre Strategie nahe am Index fahren würden, wie Lucatelli weiter ausführt. Dadurch liefen sie jedoch Gefahr, grosskapitalisierten Werte eine allzu starke Bedeutung zu verleihen.

Besserer Schlaf

«Wir müssen neue Gewichtungen finden», erklärt Lucatelli, denn verschiedene empirische Studien hätten gezeigt, dass man mit einer Anzahl weniger schwankender Titel langfristig besser und somit auch erfolgreicher fahre.

Statt «No risk, no fun» sollte es künftig heissen: «Low risk, lots of fun», so der Autor des Buches: «The Fine Art of Efficient Investing or How to Make Sure You Sleep Better at Night» (Versus-Verlag).

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