Die Schweiz hätte gute Voraussetzungen für Fintech. Doch der hapert am Finanzierungswillen. Dies der Befund einer Studie der Beratungsfirma EY in Kooperation mit der Swiss Finance + Technology Association.

Seit dem faktischen Niedergang des Bankgeheimnisses muss sich der Schweizer Finanzplatz neu erfinden. Dabei bietet die Fintech-Bewegung eine ganz wichtige Rolle, da sie die dringend benötigten Innovationen liefert, mit der sich ein Know-how-Vorsprung gegenüber dem Ausland erreichen liesse.

Doch dieses Potenzial in der Entwicklung neuer Geschäftsfelder und Kompetenzen wird ganz offensichtlich zu wenig gezielt eingesetzt, wie es im «Swiss FinTech Report 2016» heisst. Das sind die sieben wichtigsten Befunde:

1. Die Schweiz macht einen Spagat

Die Schweiz wird ihrer Position als Finanzzentrum in Europa noch nicht in vollem Umfang gerecht. Sie profitiert zwar von einem grossen fachlichen Know-how und den Bildungsinstitutionen sowie der wirtschaftlichen und politischen Stabilität. Doch umgekehrt leiden Startups an hohen Mieten, hohen Löhnen und den übrigen Lebenskosten; und auch die «Cash-Burn-Rate» gilt hierzulande als unvorteilhaft.

2. Wo bleibt die Unterstützung?

Zweitens ist in der Schweiz keine spezifische Unterstützung erkennbar. Regierung und Finanzinstitutionen befassen sich hauptsächlich mit Regulierungsfragen statt mit Innovation, wie der Report weiter feststellt. Dabei fliesse fünfmal mehr Kapital in den Bereich Life Science, als in die Sparten Information, Koomunikation und Technologie.

3. Hohe Bargeld-Bestände – aber kaum Risikokapital

In der Schweiz als führendes Offshore-Vermögensverwaltungszentrum lagert viel Geld, trotzdem fehlen den FinTech-Unternehmen die Finanzierungsmöglichkeiten. Der Markt für Risikokapital und Inkubator-Aktivitäten steckt noch in den Kinderschuhen. Die Schweiz hat für Startups bisher nur gerade ein Drittel des Risikokapitals von London aufgebracht.

4. Konkurrenzdruck steigt rasant

In London gelten Regierung und Finanzaufsichtsbehörde als äusserst kooperativ. Sie bieten Startups sogar steuerliche Anreize und andere Hilfen. Mit anderen Worten: In London ist die Verfügbarkeit von finanziellen Ressourcen für FinTech-Unternehmen im Vergleich zum restlichen Europa viel höher.

Diese Faktoren ziehen zusätzlich Accelerators und Inkubatoren an, die der Londoner FinTech-Industrie weiteren Auftrieb verleihen. Obwohl das Leben in London wie in der Schweiz sehr teuer ist, haben Stadt und Regierung es geschafft, durch ein unternehmerfreundliches Umfeld, gute Angebote und diverse Vorteile grossartige Startup- Firmen anzuziehen.

5. Auf die Regulierung kommt es an

Die Themesestadt zeigt sich in puncto Regulierung ebenfalls sehr unterstützend und steht neuen Geschäftsmodellen im Finanzsektor offen gegenüber. Davon können die hiesigen Akteure nur träumen.

6. FinTech ist auch ein Katalysator für die Transformation

Während sich Tradition und Stabilität als beständige Werte erwiesen haben, besteht für die Akteure hierzulande ein klarer Bedarf, eine aktivere Rolle bei der Umgestaltung zu übernehmen. Die Schweiz befindet sich angesichts ihrer Wissensressourcen, Innovationsmöglichkeiten sowie ihrer wirtschaftlichen und geopolitischen Lage in einer einzigartigen Position. Allerdings muss sich der Finanzplatz Schweiz dringend neu erfinden, um den gegenwärtigen und kommenden Herausforderungen zu begegnen. FinTech wird hier eine führende Rolle spielen.

7. Eine zentrale Drehscheibe als Ziel

«Indem das Potenzial in der Schweiz noch besser genutzt würde und finanzielle Mittel, Möglichkeiten zur Vernetzung an Konferenzen sowie zusätzliche Initiativen geboten würden, könnten Schweizer FinTech-Startups die Chancen besser nutzen und auf der langjährigen Tradition der Schweiz als Innovationsführer und Drehscheibe der weltweiten Finanzbranche aufbauen», rät John Hucker, Präsident der Swiss Finance + Technology Association.

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