Andréa Maechler ist die erste Frau im Dreierdirektorium der Schweizerischen Nationalbank. In ihrem ersten Interview mit einer Deutschschweizer Zeitung verteidigt sie die Negativzinsen der Nationalbank.

«Wir haben die Negativzinsen eingeführt, um die Zinsdifferenz zum Ausland zu erhalten und so den Aufwertungsdruck auf den Franken zu reduzieren. Für diesen Zweck bleibt der Negativzins ein wichtiges und gutes Instrument», sagte die Genferin Andréa Maechler gegenüber dem «Sonntagsblick».

Ob der Negativzins ausländischer Zentralbanken allerdings so positiv sei, dahinter setzt sie ein Fragezeichen. «Die meisten Länder verfolgen mit Negativzinsen das Ziel, die Nachfrage und die Kreditvergabe zu stützen. Das ist Neuland und mit vielen offenen Fragen verbunden», sagte die Direktorin der Schweizerischen Nationalbank (SNB). 

Absage ans Helikoptergeld

Jedenfalls machte Maechler klar, dass die Zinsen noch sehr lange tief bleiben werden. Die Finanzmärkte erwarteten weitere Zinssenkungen in Grossbritannien und der Eurozone. «Solange dies der Fall ist, hat die SNB kaum Spielraum, die Zinsen zu erhöhen», sagte Maecherl weiter. 

Im Interview erteilt Maechler dem so genannten Helikoptergeld zudem eine klare Absage: «Das ist für die SNB ein No-Go.» Als Leiterin des Departements 3 ist Maechler zuständig für Finanzmarktinterventionen. Sie wehrt sich gegen die Kritik, die SNB würde intransparent anlegen.

Keine Massstäbe in der Wertediskussion

«Wir nehmen die Rolle als bedeutender Investor sehr ernst.» Sie macht aber auch klar, dass die SNB keine speziellen Ethik-Richtlinien aufstellen werde. «Wir sind eine Zentralbank. Wir dürfen keine Massstäbe in Wertediskussionen setzen. Das ist nicht unsere Rolle.»

Die studierte Ökonomin äussert sich zufrieden zum Zustand der Schweiz: «Der Schweizer Wirtschaft geht es besser, als man es nach dem Brexit hätte erwarten dürfen.»

Ohne Bargeld aufgeschmissen

Zudem sieht Maechler keinen Grund, über die Notwendigkeit von Bargeld zu diskutieren, wie das in letzter Zeit wieder vermehrt geschehen ist. «Wenn man in den Bergen wandert, ist man ohne Bargeld aufgeschmissen. Solange das so ist, stellt sich für die SNB die Frage gar nicht, ob man das Bargeld abschaffen soll», so Maechler.


Andréa Maechler wuchs in Genf auf. Sie studierte Volkswirtschaft, unter anderem in Toronto (CDN) und Genf. Vor der SNB wirkte sie beim Internationalen Währungsfonds (IWF) in Washington. Die einstige Schweizermeisterin im Schwimmen ist verheiratet und hat zwei Kinder.

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