Das Geschreibe von Roubini & Co. und die penetrante Vermarktung dieser «Untergangsgurus» gehen auf den Wecker, findet Dirk Elsner.

Dirk_Elsner_150Dirk Elsner war mehrere Jahre Banker, er ist heute Unternehmensberater und betreibt den «Blick Log», einen Weblog über Wirtschaft, Finanzen, Management und mehr. Er schreibt ab heute auch für finews.ch.

Der Mehrwert ihrer Botschaften geht inhaltlich gegen Null und dient vorwiegend der eigenen Vermarktung. Dass sich Leute wie Nouriel Rubini inszenieren, ist ihnen nicht zum Vorwurf zu machen, denn so steigern sie die Absatzzahlen ihrer Publikationen und die Preise für Vorträge, in denen sie das wiederholen, was ohnehin überall nachzulesen ist.

Erschreckend finde ich viel mehr, dass die so gern auf ihrer Informations- und Aufklärungsfunktion pochenden Medien keine Gelegenheit auslassen, diese und andere Propheten düsterer Botschaften ständig zu präsentieren.

Viele Voraussagen nicht eingetroffen

Dies fällt gerade in diesen Wochen besonders auf, in denen Nouriel Roubini sein neues Buch vorstellt. Keine Zeitung verzichtet auf die Präsentation dieses Werkes (Respekt vor der Arbeit des Campus Verlages) und dem Hinauströten Roubinis ewig gleicher Botschaften. Dabei interessiert sich kaum jemand dafür, dass viele von Roubinis dunklen Vorhersagen der letzten 24 Monaten gar nicht eingetroffen sind.

Die tretmühlenartig wiederholte Aussage, Roubini gehöre zu den Wenigen, die die Finanzkrise richtig vorhergesagt haben, ist ausschließlich ein geschickter Marketingschachzug. Wer immer Unwetter vorhersagt, der wird irgendwann recht bekommen.

Das Begleitbuch zur Krise

Cover_NiquetIn den Rezensionen über Wirtschaftsbücher vermisse ich dagegen ein Werk: Das Buch stammt vom Börsenkolumnisten Bernd Niquet: «Wie ich die Finanzkrise erfolgreich verdrängte: Eine Collage» ist für mich mittlerweile DAS Begleitbuch zur Finanzkrise 2007 – 2009 geworden.

Als Begleitbuch bezeichne ich es, weil Niquet gar nicht erst der Versuchung erlegen ist, seinen Lesern die Hintergründe der Finanzkrise zu erklären. Er nimmt uns vielmehr mit auf eine sehr persönliche Reise durch die wildeste Zeit für Anleger und Wirtschaftsschlagzeilen seit den dreissiger Jahren des letzten Jahrtausends.

Bittere Korrektur – erste Hoffnung

Fast Blogbeiträgen gleichend schreibt er, wie er die Finanzkrise persönlich aus Sicht eines Anlegers erlebt hat. Das macht er sehr unterhaltsam und gespickt mit Notizen aus dem persönlichen Alltag.

Niquet will mit dem Buch nicht aufklären, sondern er erzählt, wie er die verschiedensten Nachrichten, die wir alle kennen, emotional verarbeitet hat und in Entscheidungen umsetzt. Er schreibt über die bitteren Korrekturen, die wir erlebt haben, den düsteren Nachrichten und der ersten Hoffnung im Frühjahr 2009.

Viele große Nachrichten der heissen Finanzkrisenzeit begegnen dem Leser wieder: Bear Stearns, Lehman, Rettungspakete, Spekulationen auf VW und Porsche, grosse Kursverluste, Hoffnungsschimmer, AIG.

Kein Besserwisser

Sehr wohltuend dabei, dass uns Niquet nicht die Welt erklären will, sondern die Leser teilhaben lässt an seinen persönlichen Sichtweisen und Emotionen. Menschen, die selbst an den Märkten investiert waren, werden hier sicher viele Gedanken finden, die ihnen bekannt vorkommen.


Dirk Elsner war mehrere Jahre als Bereichsleiter einer Bank und Geschäftsführer einer mittelständischen Unternehmensgruppe beschäftigt. Heute berät er für die Innovecs GmbH Banken und mittelständische Unternehmen. Daneben betreibt er den «Blick Log», einen Weblog über Wirtschaft, Finanzen, Management und mehr.

 

 

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