Die Konkurrenz schläft bekanntlich nicht, deshalb bröckeln die Vorteile der Schweiz. Letztes Jahr haben 40 Länder die Steuer-Situation für Firmen verbessert.

Die Schweiz hat tiefe Steuern und ist deshalb ein guter Wirtschaftsstandort: Das scheint eine allgemein bekannte Weisheit zu sein. In Zahlen: Weltweit liegt die Gesamtsteuerrate für Unternehmen durchschnittlich bei 47,8 Prozent. Mit einer Rate von 30,1 Prozent befindet sich die Schweiz damit deutlich unter dem Durchschnitt.

Aber: Sie liegt mittlerweile nur noch auf Rang 41.

Dies ergibt sich aus neuen Zahlen, welche Pricewaterhouse Coopers PwC jetzt veröffentlicht hat. Verschiedene Länder hätten ihr Steuersystem in den letzten sechs Jahren verbessert. Die Schweiz ist deshalb im internationalen Ranking von insgesamt 17 Staaten überholt worden.

Die Studie «Paying Taxes 2011: The Global Picture» wurde von PwC, der Weltbank und der International Finance Corporation IFC gemeinsam herausgegeben. Dabei wurden 184 Länder bezüglich mehrerer Indikatoren verglichen:

  • Gesamtsteuerrate
  • Zeitaufwand für die Erfüllung der Steuerpflicht
  • Anzahl Steuerzahlungen

Diese drei Messgrössen dienen dazu, die Einfachheit des Steuersystems zu beurteilen. «Die Schweiz hat zwar ein höchst effizientes und von der Gesamtbesteuerung her gesehen attraktives Steuersystem, kann sich aber auf dem heutigen Niveau nicht ausruhen», sagt Andreas Staubli, Leiter Steuer- und Rechtsberatung bei PwC Schweiz.

Mehr als die Hälfte der Länder machen Fortschritte

Denn fast 60 Prozent der weltweiten Volkswirtschaften haben in ihren Steuersystemen in den letzten sechs Jahren spürbare Reformen durchgeführt – allein 40 im vergangenen Jahr.

Ziel war dabei jeweils, Unternehmen zu entlasten, Investitionen in die Wirtschaft zu stärken, Wachstum zu stimulieren. Seit dem Jahr 2006 haben die untersuchten Volkswirtschaften die Steuerlast für lokale Unternehmen im Schnitt um 5 Prozent gesenkt, dies vorwiegend durch eine Senkung der Gewinnsteuer.

Der Trend zeigt sich unter anderem darin, dass die Schweiz mit ihrer Gesamtsteuerbelastung von 30,1 Prozent weltweit auf Platz 41 liegt. 2007 konnte sie noch auf Rang 24 beanspruchen.

Innerhalb von Europa konnte die Schweiz allerdings den fünften Rang halten – nach Luxemburg (21,1 Prozent), Zypern (23,2), Irland (26,5 Prozent) und Dänemark (29,2 Prozent). Die Gesamtsteuerbelastung habe aber in der Schweiz seit dem Jahr 2006 nicht abgenommen, sondern um 0,2 Prozent zugelegt, meldet PwC weiter.

Man muss zu oft bezahlen

Andererseits sind Steuern in der Schweiz auch eine komplizierte Angelegenheit: Mit 19 verschiedenen Zahlungen liegt die Schweiz international auf Platz 65 – deutlich hinter dem OECD- und EU-Schnitt. In Schweden (Platz 1) bezahlen Unternehmen jährlich nur zweimal Steuern, in Hongkong und Katar (beide Platz 2) jeweils drei Mal.

Bleibt der letzte Aspekt: Der «Ease of paying taxes», also der Aufwand, den das Steuerwesen verursacht. Hier liegt die Schweiz weltweit auf Platz 16 und sie konnte sich zuletzt sogar leicht verbessern. Innerhalb Europas liegt sie gleichauf mit Grossbritannien auf Platz vier, besser rangiert sind Irland, Dänemark und Luxemburg.

Zu den weltweiten Top-3-Staaten in dieser Rangliste gehören die Malediven auf Platz 1, gefolgt von Katar und Hongkong. Am aufwendigsten ist es für Unternehmen in Weissrussland, der Zentralafrikanischen Republik und der Ukraine, Steuern zu zahlen.

Ein Unternehmen wendet in der Schweiz durchschnittlich 63 Stunden auf, um seine Steuerpflichten zu erfüllen. In Europa ist der Aufwand nur in Luxemburg (59 Stunden) geringer. Zum Vergleich: Im weltweiten Schnitt benötigen Unternehmen einen Zeitaufwand von 282 Stunden für die Kalkulation und Bezahlung der Steuern. In den EU-Ländern sind es durchschnittlich 222 Stunden.

«Mit insgesamt 14 Steuerarten für Unternehmen, die 19 verschiedene Steuerzahlungen auslösen, hat die Schweiz im Gebiet der Steuervereinfachungen noch einiges an Potenzial», resümiert Armin Marti, Partner Steuer- und Rechtsberatung bei PwC Schweiz.

Einwand gegen SP-Steuerinitiative

Als Topreformer hat Tunesien (Bild) im letzten Jahr die tief greifendsten Reformen durchgeführt, während die grössten Veränderungen in Zentralasien und Osteuropa stattgefunden haben. Hier sank die Gesamtsteuerbelastung um 3,1 Prozent; der Zeitaufwand, um die steuerlichen Auflagen zu erfüllen, konnte um 16 Stunden pro Unternehmen reduziert werden; und die Zahl der Zahlungen hat sich um fünf verringert.

PwC äussert sich in seinem heutigen Communiqué explizit auch politisch und wendet sich gegen die Steuerinitiative: Eine Annahme der SP-Steuerinitiative und die damit verbundene Einschränkung des Steuerwettbewerbs würden «insbesondere auch die Umsiedlung von ausländischen Unternehmen in die Schweiz unattraktiver machen und somit den Unternehmensstandort Schweiz nachhaltig schwächen».

Steuern.pwc2

Stetig abwärts: Die Schweizer Rangierung im internationalen Steuerwettbewerb seit 2007 — Quelle: PwC «Paying Taxes 2011».

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