Der Schweizer Finanzplatz steht an einem Wendepunkt. Wichtige personelle Vakanzen konnten besetzt werden. Folgende Personen werden 2011 von sich reden machen.

1. Sergio Ermotti

Funktion: Designierter Chairman und CEO Europe, Middle East and Africa (EMEA) und Mitglied der Konzernleitung.

Ermotti_1Ausgangslage: Im April stösst der Tessiner und frühere Vize-CEO von UniCredit zur UBS in die Geschäftsleitung. Er übernimmt dort einen divisionsübergreifenden Job für die Marktregion EMEA. Damit schafft er sich beste Voraussetzungen und um in absehbarer Zeit die operative Führung der grössten Schweizer Bank zu übernehmen. Das dürfte 2012 der Fall sein, während er sich in diesem Jahr nun bewähren muss.

Prognose: Die Chancen stehen gut. Ermotti bringt einen pral gefüllten Rucksack an Erfahrungen mit. Er arbeitete viele Jahre bei Merrill Lynch, bevor er zum italienisch-deutschen Konzern UniCredit wechselte, wo er an der Seite seines Förderers Alessandro Profumo den beschaulichen Sparkassenverbund in einen schlagkräftigen Finanzkonzern mit starken Ambitionen in Osteuropa verwandelte. Für die UBS ist Sergio Ermotti ein Glücksfall.

2. Zeno Staub

Funktion: Designierter CEO der Bank Vontobel

Staub_2Ausgangslage: Auf Herbert Scheidt folgt am 4. Mai 2011 Zeno Staub (Bild). Der heutige Leiter des Geschäftsfeldes Asset Management ist seit 2001 in verschiedenen leitenden Funktionen innerhalb der Vontobel-Gruppe tätig und gehört seit 2003 der Gruppenleitung an.

Prognose: Der Generationswechsel an der operativen Spitze der Zürcher Traditionsbank verspricht einiges, zumal das Unternehmen nicht immer ganz klar fokussiert auftritt. Tendiert es eher zur Vermögensverwaltung, oder will sich das Institut noch stärker im Investmentbanking betätigen? Auf Zeno Staub warten grosse Aufgaben. Mit seinem unternehmerischen Background sind ihm allerdings auch grosse Würfe zuzutrauen.

3. Urs Rohner

Funktion: Designierter Verwaltungsratspräsident der Credit Suisse

Rohner_3Ausgangslage: Von langer Hand wurde die Wachablösung an der Spitze des Aufsichtsgremiums der Credit Suisse vorbereitet. An die Stelle von Hans-Ulrich Doerig tritt der vergleichsweise junge und unverbrauchte Urs Rohner. Die Grossbank ist im Moment zwar sehr gut unterwegs, doch an Arbeit dürfte es dem künftigen Präsidenten nicht mangeln.

Prognose: Urs Rohner hat in der Branche einen Makel. Er gilt nicht als eigentlicher Banker, sondern ist ein Quereinsteiger. Ob das nun ein Nach- oder Vorteil ist, wird sich noch weisen. Der Anwalt blickt auf eine vielseitige Karriere und verfügt dabei auch über die erforderlichen Leadership-Qualitäten. Als früherer Chef bei ProSiebenSat.1 verfügt er obendrein auch über ein Beziehungsnetz in Deutschland, dass eine Chance darstellt, wenn die Credit Suisse im nördlichen Nachbarland weiter unter Druck steht.

4. Claude-Alain Margelisch

Funktion: CEO der Schweizerischen Bankiervereinigung

Margelisch_4Ausgangslage: Claude Alain Margelisch löste im vergangenen September Urs Roth an der Spitze der Bankiervereinigung ab. Der Anwalt und Notar Margelisch arbeitete mehrere Jahre in einer Anwaltskanzlei, bevor er 1993 in die Bankiervereinigung eintrat. Seit 2001 ist er stellvertretender CEO des Dachverbands der Schweizer Banken.

Prognose: Die Schweizerische Bankiervereinigung kann wieder in Vollbesetzung operieren. Präsident und CEO des Dachverbands sind nun voll installiert und verstehen sich gut. Auch die Vakanz, die Margelisch hinterliess ist inzwischen mit dem bisherigen Bundesratsberater Jakob Schaad geschlossen worden. Nachdem es wegen der diversen Nachfolgeregelungen etwas ruhiger um die Bankiervereinigung gekommen war, dürfte sie nun wieder der grossen Themen auf dem Finanzplatz annehmen können, anstatt sie bloss der Politik, den Medien oder Bundesbern zu überlassen.

5. Yves Mirabaud

Funktion: Genfer Privatbankier

Mirabaud_5Ausgangslage: Yves Mirabaud zählt heute zweifelsohne zu den wenigen Schweizer Bankiers, die in Finanzplatzfragen eine klare Meinung vertreten und sich darüber hinaus auch in einer breiteren Öffentlichkeit zu Wort melden. Der Vertreter der gleichnamigen Genfer Privatbank zählte zu den ersten Schweizer Bankiers, die das Thema «US-Kunden» zur Diskussion stellten, und er gilt auch als ein klarer Verfechter eines weiterhin starken Bankgeheimnisses in der Schweiz. Der bisherige Präsident der Schweizer Privatbankiers, Konrad Hummler, tritt von dieser Funktion zurück und übernimmt das Präsidium der NZZ-Mediengruppe. Wer wird sein Nachfolger?

Prognose: Mit seinem Profil bringt Yves Mirabaud beste Voraussetzungen, um Präsident der Schweizer Privatbankiers zu werden, zumal er bereits deren Präsident in Genf ist. Er stammt aus einem florierenden und genug grossen Geldhaus, so dass er seine Positon durchaus vertreten kann. Er verfügt aber auch über den nötigen Biss und den Willen, Klartext zu reden und damit auch anzuecken. Die Vereinigung der Schweizer Privatbankiers ist zwar eine kleine Organisation, die aber im Hintergrund über sehr viel Einfluss verfügt. Yves Mirabaud wäre der ideale Präsident.

6. Anne Héritier Lachat

Funktion: Präsidentin der Schweizerischen Finanzmarktaufsicht (Finma)

Heritier_6Ausgangslage: Die Suche nach einem Nachfolger von Ex-UBS-Banker Eugen Haltiner an der Spitze der Schweizer Kontrollbehörde hat sich im letzten Jahr arg in die Länge gezogen. Offenbar war es schwierig, einen valablen Kandidaten für diesen sicherlich nicht immer prestigeträchtigen Job zu finden. Mit Anne Héritier Lachat fiel die Wahl schliesslich auf eine Person aus dem Innern der Behörde.

Prognose: Anne Héritier Lachat wurde bereits 2006 Mitglied der Eidgenössischen Bankenkommission (EBK), einer der Vorgängerorganisationen der heutigen Finma. Sie kennt folglich die Organisation sehr gut. Allerdings verfügt die neue Finma-Präsident über keinerlei Praxis in einer Bank. Das könnte ein Nachteil werden, zumal im Vorfeld der Ausmarchung explizit danach gefordert wurde. Mag sein, dass die Genfer Anwältin und Professorin dieses Manko mit ihrem entsprechenden Fachwissen kompensieren kann.

7. Claudio Loderer

Funktion: Designierter Managing Director des Swiss Finance Institue (SFI)

Loderer_7Ausgangslage: Per Anfang Februar 2011 wird Claudio Loderer Managing Director des Swiss Finance Institute (SFI). Er ersetzt damit Jean-Pierre Danthine, der per Anfang 2010 ins Direktorium der Schweizerischen Nationalbank (SNB) wechselte. Der 60-jährige Loderer stammt aus dem Kanton Tessin und studierte in Bern, Rochester im Bundesstaat New York und ist heute ordentlicher Professor für Finanzmanagement an der Universität Bern und Direktor des Instituts für Finanzmanagement.

Prognose: Das Swiss Finance Institute ist ein Kind des früheren Bankierpräsidenten Pierre Mirbaud, der während seiner Amtszeit alles daran setzte, die Ausbildung auf dem Schweizer Finanzplatz zu professionalisieren. Das ist ihm seinerzeit gelungen. Nach den ersten Anfangserfolgen ist das SFI jedoch etwas aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden. Unter dem profilierten Professor Loderer könnte die Ausbildungsstätte wieder einen stärkeren Einfluss auf die Entwicklungen auf dem Schweizer Finanzplatz nehmen.

8. Urs Berger

Funktion: Designierter Präsident des Schweizerischen Versicherungsverbands (SVV)

Berger_8_2Ausgangslage: An der Generalversammlung vom Juni 2011 tritt Erich Walser als Präsident des Schweizerischen Versicherungsverbandes zurück. Sein Nachfolger ist Urs Berger, der zur Zeit bereits als Vizepräsident des SVV amtet. Ende Mai 2011 tritt der 1951 geborene Urs Berger als CEO der Gruppe Mobiliar zurück. Auf diesen Zeitpunkt hin ist vorgesehen, dass er das Präsidium des Verwaltungsrates derselben Gruppe übernimmt.

Prognose: Der SVV ist die Branchenorganisation der Schweizer Privatversicherer mit 74 Mitgliedsgesellschaften. Er vertritt die Interessen der Assekuranz im politischen und wirtschaftlichen Umfeld und ist der Partner für Behörden, Politik und Öffentlichkeit sowie nationale und internationale Organisationen. Auf dem Schweizer Finanzplatz stehen die Versicherungen stets etwas im Schatten der Banken. Mit einem profilierten Präsidenten wie Urs Berger könnte dies durchaus ändern. Gerade auch in den Verhandlungen über die weiteren Doppelbesteuerungsabkommen innerhalb der EU geht es um wichtige Anliegen der Schweizer Assekuranz – hier ist Einsatz gefordert.

9. Lukas Ruflin

Funktion: Stellvertretender CEO von EFG International

Ruflin_9_2Ausgangslage: Nach der Ernennung von Alain Diriberry zum CEO der EFG Bank, kann sich der Schweizer Banker Lukas Ruflin wieder voll seinem eigentlichen Job widmen als Vize-CEO der EFG International. Die Bankengruppe mit griechischem Hauptaktionär geriet im letzten Jahr wegen der Krise innerhalb der EU, namentlich aber in Griechenland, an der Börse gehörig unter Druck. Da halfen selbst die intensivsten Beschwichtigungen nicht, Gegensteuer zu geben.

Prognose: Lukas Ruflin zählt zu den Hoffnungsträgern in der Schweizer Finanzbranche. An der Seite von EFG-CEO Lonnie Howell hat er massgeblich dazu beigetragen, das einzigartige Geschäftsmodell der EFG-Gruppe mit ihren relativ unabhängig agierenden Vermögensverwaltern zu etablieren. In einer Zeit des Wandels und der Konsolidierung im Private Banking könnte EFG durchaus eine wegweisende Rolle übernehmen.

10. Michael Ambühl

Funktion: Leiter des Staatssekretariat für internationale Finanzfragen (SIF)

Ambuhl_10Ausgangslage: Der 1951 geborene Michael Ambühl ist Staatssekretär im Eidgenössischen Finanzdepartement und leitet dort das Staatssekretariat für internationale Finanzfragen (SIF). Im März 2010 übernahm er die Leitung des Staatssekretariats für internationale Finanzfragen (SIF) und wechselte damit vom Aussen- ins Finanzdepartement. Dem neu geschaffenen Staatssekretariat obliegt die Koordination und strategische Führung in internationalen Finanz-, Währungs- und Steuerfragen. Ambühl vertritt die Schweiz auch im Internationalen Währungsfonds IWF, im Financial Stability Board sowie in Sachen Bekämpfung der Finanzkriminalität.

Prognose: Der studierte Mathematiker und Betriebswirt steht seit 1982 im diplomatischen Dienst der Schweiz und nimmt heute eine sehr wichtige Funktion ein. Er ist massgeblich involviert in die Verhandlungen der Schweiz über die verschiedenen Doppelbesteuerungsabkommen. Vor diesem Hintergrund dürfte man auch dieses Jahr viel von Ambühl hören; bis jetzt gab es keinerlei Anzeichen dafür, dass die Schweiz gegenüber ihren ausländischen Verhandlungspartnern ins Hintertreffen geraten würde.

 

 

 

 

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