«Der Spiegel» konstatiert, dass die Schweiz die Gelder des tunesischen Ben-Ali-Clans längst blockiert hatte, als in Brüssel erst «die Option» dafür geprüft wurde.

Während man die Schweiz stets gerne als Hort der internationalen Finanzkriminalität darstellt, ist die Realität tatsächlich eine andere. Auf dem hiesigen Finanzplatz funktioniert einiges wesentlich besser und effizient als anderswo, wie sich in den letzten Tagen im Fall des tunesischen Machthabers Zine el-Abidine Ben Ali (Bild) und seiner Entourage wieder einmal gezeigt hat.

Ben_Ali_3

Der Reflex ist immer derselbe: Sorgt ein Despot in der Welt für Aufsehen und muss aus seiner Heimat flüchten, wird umgehend darüber spekuliert, wieviel Geld er in der Schweiz gebunkert hat. Dabei geht allerdings zumeist vergessen, dass die Schweiz in solchen Belangen extrem effizient arbeitet, wie sich in der Vergangenheit regelmässig gezeigt hat.

So entschlossen wie kein anderes Land

Kaum ein anderes Land auf der Welt geht so entschlossen gegen entsprechend kriminelle Gelder vor. Das renommierte deutsche Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» weist dies in seiner neusten Ausgabe unmissverständlich nach.

In dem Artikel «Der Abgang des Monsieur Ben Ali» (online noch nicht verfügbar) wird die Chronik des früheren tunesischen Machthabers in allen Details nachgezeichnet. Darin heisst es unter anderem:

Samstag, 15. Januar, 1 Uhr früh: Saudi-Arabiens Fernsehen meldet die Landung der Maschine «Oskar». Ben Ali sei in Dschidda zu einem Aufenthalt «von unbegrenzter Dauer» eingetroffen.

Am Morgen schickt die Vereinigung der Tunesierinnen und Tunesier in der Schweiz einen Brief an den Bundesrat in Bern. Die Gelder der Ben-Ali-Familie bei Schweizer Banken müssten «unverzüglich» eingefroren werden.

Montag, 17. Januar: Die aussenpolitische Kommission des Ständerats der Schweiz spricht sich für eine Sperrung der Ben-Ali-Clan-Konten aus.

Mittwoch, 19. Januar, 13.34 Uhr: Die Schweizer Aussenministerin Micheline Calmy-Rey kündigt an, die Vermögenswerte von Zine el-Abidine Ben Ali und seines Umfelds in der Schweiz «mit sofortiger Wirkung» für drei Jahre zu sperren. Es gebe keine Hinweise, dass Tunesier in den vergangenen Tagen von ihren Schweizer Konten Gelder abgehoben hätten. Der Bundesrat verhängt über etwa 40 Mitglieder des Ben-Ali-Clans ein Verbot, Immobilienbesitz zu verkaufen. Auch dies gilt für drei Jahre.

«Damit ist die Schweiz schneller als die EU. In Brüssel wird erst die «Option geprüft», ob Vermögenswerte des Diktators blockiert werden können», heisst es in dem «Spiegel»-Artikel.

Nicht bloss Lippenbekenntnisse

Fazit: Einmal mehr hat die Schweiz der Weltöffentlichkeit bewiesen, dass ihre Massnahmen zur Bekämpfung der Finanzkriminalität nicht bloss Lippenbekenntnisse sind, sondern in der Praxis greifen.

Dabei ist es keineswegs das erste Mal, dass Bundesbern so entschlossen agiert. Beim Fall des nigerianischen Diktators Sani Abacha etwa, der in den neunziger Jahren ebenfalls einen Teil seines Vermögens hierzulande gehortet hatte, blockierte die Schweiz diese Gelder ebenfalls rasch und effizient.

Im Gegensatz dazu ist bis heute unklar, was in London, wo Abacha wesentlich mehr Geld gebunkert hatte, mit diesen Millionen geschehen ist.

 

 

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.51%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    19.25%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.72%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.31%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.2%
pixel