In den letzten Monaten kam es in der Branche zu Veränderungen wie selten zuvor. Bei steigenden Kosten, verschärfter Gesetze und sinkenden Margen rüsten sich die Akteure für eine neue Ära. Teil 2 der Bestandesaufnahme.

Chefwechsel, Reorganisationen und Übernahmen – nach dem Schock und den Schwierigkeiten der letzten Jahre zeichnen sich in der Schweizer Bankbranche erste, nachhaltige Veränderungen ab. Die Vorgehensweise variiert allerdings stark. Nachstehend eine Einschätzung der wichtigsten Akteure (Teil 2).

Banque Privée Edmond de Rothschild – Floriert, dank des guten Rufes ihres Besitzers und der gelebten Diskretion. Der Genfer Rothschild-Bank ist es bisher gelungen, sich den Turbulenzen an den Finanzmärkten zu entziehen und auf Grund langfristiger Perspektiven auch dann Erfolge auszuweisen, wenn die Konkurrenz darbt.

Die BPER hat eine ausgezeichnete Produktpalette, die sie über Tochtergesellschaften erst kürzlich um Absicherungsgeschäfte im Währungsbereich erweitert hat. Damit beweist das Institut, dass es nicht nur vom Namen lebt, sondern regen Anteil nimmt an den jüngsten Entwicklungen in der Finanzwelt. Das eingeschworene Führungsteam unter der Ägide von Benjamin de Rothschild und Claude Messulam garantiert Kontinuität.

Clariden Leu – Nach der glücklosen Ära von Hans Nützi übernahm unlängst der frühere CS-Mann Olivier Jaquet das Zepter. Er soll die fusionierte Bank endlich auf Erfolgskurs bringen. Dazu sind allerdings noch einige Anstrengungen nötig, vor allem muss das Vertrauen intern als auch bei der Klientel wieder geschaffen werden.

Alles ist möglich, und solange die Credit Suisse als Eigentümerin eine Integration in den Konzern ausschliesst, deutet es eher darauf hin, dass die Bank mittelfristig verkauft wird. Es kann allerdings auch sein, dass Clariden Leu ein anderes Institut übernimmt, wie es das (alte) Management verschiedentlich angedeutet hat. Vorerst wird nun aber das Institut mit einem Kostensenkungsprogramm fit getrimmt. C’est â suivre.

Deutsche Bank (Schweiz) – Befindet sich in einer nicht immer einfachen Situation. Die lebhaften Beziehungen zwischen der Schweiz und Deutschland waren in jüngster Zeit nicht einfach, zumal das Institut unter der Leitung von Marco Bizzozero jenes Geschäft betreibt, das die deutschen (Steuer-) Behörden so kritisch hinterfragen.

Da sich im Top-Management des Konzerns jedoch zahlreiche Schweizer (Josef Ackermann, Hugo Bänziger, Pierre de Weck) befinden, dürfte der Schweizer Ableger auch künftig der nötigen Unterstützung erfreuen können. Für globale Kunden mit viel Geld ist die Deutsche Bank (Schweiz) mit ihrem weltumspannenden Angebot sicher eine der erste Adressen. Darüber hinaus bietet das Unternehmen Dienstleistungen im Investmentbanking – im Prinzip auch eine OneBank.

Merrill Lynch Wealth Management (Schweiz) – Musste im Sog der Finanzkrise dramatische Zeiten durchleben, bis sie von der Bank of America übernommen wurde. Auch das frostige Verhältnis zwischen der Schweiz und den USA im Zuge der UBS-Krise war nicht förderlich für die einst so mächtige US-Bank.

Doch die Amerikaner sind bekanntermassen Steh-auf-Männchen, was auch für Merrill Lynch in der Schweiz gilt. Seit letztem Herbst hat der frühere UBS-Kadermann Peter Schmid die Leitung übernommen und sendet ermutigende Signale aus. Man sieht enormes Wachstumspotenzial und hat mit einer Reihe von Neuanstellungen die Voraussetzungen geschaffen, um aus der Schweiz heraus zeitgemässes Swiss Banking à l’americaine anzubieten.

Mirabaud – Wächst und wächst und wächst. Vor zehn Jahren noch eine der klassischen, kleinen Genfer Privatbanken zählt das Institut nun zu den mittelgrossen Playern in der Schweiz, und hat darüber hinaus im Ausland seinen Aktionsradius beträchtlich ausgeweitet. Vor allem im institutionellen Bereich hat es die Genfer Privatbank verstanden, Pflöcke einzuschlagen, nicht zuletzt auch mit einer ausgebauten Präsenz in Zürich.

Damit hat die Bank ihr Geschäftsmodell eindeutig diversifiziert. Mit einem starken Standbein in London ist die Bank zudem am Puls der Finanzwelt und kann so die «Nicht-Präsenz» in einigen Marktregionen der Welt kompensieren. Wie bei anderen Genfer Privatbanken ist bei Mirabaud der Generationswechsel an der Spitze in vollem Gange.

RBS Coutts – Stand lange im Verdacht vom Mutterhaus in Grossbritannien veräussert zu werden. Klare Stellungnahmen haben das nun widerlegt. Mit dem früheren UBS-Banker Rory Tapner hat ausserdem ein ausgewiesener Fachmann die globale Leitung der Vermögensverwaltung bei RBS übernommen. Vor diesem Hintergrund erhält der Schweizer Ableger, RBS Coutts, wieder deutlich mehr Gewicht und zwar als Drehscheibe für das internationale Wealth Management innerhalb des gesamten RBS-Konzerns.

Auch hier kam es an der Spitze zu einem Wechsel. Der bisherige CEO Gerhard Müller wird Verwaltungsrat und überlässt seinen Posten Alexander Classen, ein hochkarätiger Banker, von Morgan Stanley kommend, der sicher für neue Akzente setzen wird. Vielleicht bald der Geheimtipp unter den Auslandbanken in der Schweiz.

Rothschild Bank – Sukzessive hat sich das Zürcher Institut mit dem grossen Namen über die letzten Jahre eine starke Position erarbeitet. Dies ist nicht zuletzt der umsichtigen Führung des früheren Credit-Suisse-Bankers Veit de Maddalena zu verdanken. Mit einer Reihe von Neuanstellungen, darunter auch ganze Teams, baute das Institut eine erfahrene Mannschaft auf, die in Wachstumsregionen wie Ostmitteleuropa die vermögende Privatkundschaft abholen kann.

Zuletzt sorgte die Abwerbung von Ricardo Petrachi von der UBS für Aufsehen. Dieser betreute bei der grössten Schweizer Bank sehr vermögende Privatkunden, so genannte Ultra-High-Net-Worth-Individuals, die bei einer Adresse wie Rothschild sicher auch gut aufgehoben sind.

Union Bancaire Privée – Musste beim Madoff-Skandal unten durch und 700 Millionen Dollar abschreiben. Eine tief greifende Reorganisation auf der Kommandobrücke sowie der Zuzug neuer Leute soll der nach wie vor familiengeführten Bank aus der Rhonestadt zu neuem Glanz verhelfen. Als Schlüsselperson erweist sich neben CEO Guy de Picciotto der seit Ende 2009 im Amt stehende CEO der Asset-Management-Sparte Richard Wohanka.

Obwohl die Bank mit Hedge Funds die grossen Verluste erlitt, hält sie an diesen Finanzinstrumenten fest. Allerdings erhalten die übrigen Sparten, Private Banking und das neu lancierte Asset Management mehr Bedeutung. Zudem hat die Bank im Nahen Osten sowie in Asien personell ausgebaut. Die Bank ist nach wie vor gut kapitalisiert und besitzt durchaus das Potenzial mittelfristig an früher anzuknüpfen.

Zürcher Kantonalbank – Die grösste Kantonalbank geriet jüngst vor allem durch ihr Auslandengagement in Österreich in die Negativ-Schlagzeilen, was einmal mehr die Prinzipienfrage aufwirft, was eigentlich eine Kantonalbank soll. Ansonsten wäre das Zürcher Staatsinstitut unter der Führung des unaufgeregten und intern bestens verankerten CEOs Martin Scholl gut und innovativ unterwegs.

Mit der Abwerbung eines 18-köpfigen CS-Teams unter der Leitung von Didier Böckli im Bereich Passive Instruments hat die Bank ebenfalls bewiesen, wie attraktiv sie selbst als Arbeitgeberin in der Branche sein kann. Die ZKB wird sich weiterhin mit der Kritik an der Staatsgarantie auseinandersetzen müssen. Um Kontinuität sollte zudem das Präsidium im Bankrat optimal besetzt werden. Weniger denn je darf das Institut zum Spielball der Politik werden.

Lesen Sie auch den 1. Teil dieser Serie unter diesem Link.

 

 

 

 

 

 

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