Der neue Global Wealth Report liefert Grund zur Zuversicht. Doch dem Finanzplatz Schweiz prognostiziert die Studie nur mässiges Wachstum.

Es gibt mehr Reiche, und es liegt deutlich mehr Geld auf den Privatbanken: Zum elften Mal wurde der Global Wealth Report der Boston Consulting Group veröffentlicht. Und auf den ersten Blick sehen die Zahlen rosig aus für die Vermögensverwalter dieser Welt.

In Zahlen: Die investierten Assets stiegen letztes Jahr weltweit um 9 Prozent auf rund 121,8 Billionen Dollar. Die Summe liegt rund 20 Billionen Dollar über dem Tiefwert nach der Krise 2008, aber auch zehn Billionen Dollar über dem Höchstwert vor der Krise.

Weiter prognostiziert BCG für das laufende Jahr ein Vermögenswachstum von 5,9 Prozent. Insgesamt kommt Boston Consulting zum Schluss, dass es der Geldbranche besser geht als ein Jahr zuvor – und dass die Kunden, offenbar zuversichtlicher, wieder mehr Geld in Aktien anlegen.

Die Musik spielt woanders

Die Frage ist nur, wie sehr die Schweiz von dieser Entwicklung profitieren kann. Denn die Daten von BCG ergeben auch, dass sich das grenzübergreifende Vermögensgeschäft zwar erholt habe, jedoch derzeit schrumpfe.

Bereits heute würden 60 Prozent der weltweiten Offshore-Gelder in Europa verbucht – davon ein Bärenanteil in der Schweiz –, und hier liege wohl kaum die grosse Zukunft.

BCG stellt fest, dass rund 45 Prozent Umsatzes der Schweizer Banken aufs Private Banking zurückgehen. Davon stammen wiederum gut drei Viertel aus dem Offshore-Geschäft.

Diese Zahlen veranschaulichen einerseits, wie wichtig das Offshore-Geschäft für den Bankenplatz Schweiz bis heute ist. Andererseits ist klar, dass die Quote sinken muss.

Im letzten Jahr veränderte sich die Summe der Offshore-Gelder in der Schweiz kaum. Doch zugleich wuchsen die in Europa onshore angelegten Vermögen letztes Jahr um 6,2 Prozent, und die bei Wealth Managern in den USA angelegten Gelder kletterten gar um 8 Prozent. Mit anderen Worten: Die Musik spielte woanders.

Moderates Wachstum bis 2015

Allerdings: Auch in dieser Zwickmühle erwarten die BCG-Experten, dass sich der Finanzplatz Schweiz behaupten kann. Dabei spielen die helvetischen Grundwerte eine wichtige Rolle: Politische Stabilität, Rechtssicherheit, finanzielle Unabhängigkeit, Professionalität, Servicekultur sowie ein starker Kundenfokus – dies seien die traditionellen Vorteile der Schweiz.

Sollte das Schweizer Vermögensverwaltungsgeschäft auf diesen Faktoren weiter bauen können, so dürfte es laut BCG bis ins Jahr 2015 ein moderates Wachstum von 2,3 Prozent erzielen.

Abgeltungssteuer: Spielen die Kunden mit?

Das Vermögensverwaltungsgeschäft ist im Umbruch, und der Druck aus dem Ausland wachse konstant. Zentral sei, dass die Abgeltungssteuer zum Erfolg führt, sagt Peter Damisch, Partner und Managing Director von BCG. Unter Erfolg versteht Damisch, dass es nicht nur zum Vertragsabschluss mit dem Ausland kommt, sondern dass auch die Kunden mitspielen.

Sollten die Vertragspartner der Schweiz mit den Erträgen, die sie durch die Abgeltungssteuer erhalten, nicht zufrieden sein, werde der Druck in Richtung automatischer Informationsaustausch weiter anhalten, fügt Damisch an.

Doch Druck auf den Finanzplatz Schweiz kommt auch aus anderer Richtung: So rekrutieren auch andere Finanzplätze stark, um Gelder anzuziehen. Das Schweizer Wealth Managagement steht also vor einer schwierigen Zeit, in der es viele Hürden zu nehmen gibt.

So gilt es unter anderem, die neuen Märkte zu erobern. Noch stammen die meisten Offshore-Gelder in der Schweiz aus Westeuropa. Die grossen Wachstumsregionen sind hingegen die Emerging Markets. Dort besteht aus Schweizer Sicht noch Aufholbedarf. Denn das Geschäftsmodell des Offshore-Banking sei trotz höheren Compliance-Anforderungen rentabel, konstatiert BCG.

Herkunft der Offshore-Gelder, die in der Schweiz angelegt sind (in Mrd. Franken)

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Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.27%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.79%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.91%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.41%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.62%
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