Die Gesamtvergütungen für die Chefs im Schweizer Finanzsektor stiegen letztes Jahr um acht Prozent. In den anderen Branchen blieben sie indessen stabil.

Dies zeigt die neue Studie der Genfer Investorenstiftung Ethos zu den Vergütungen 2010. Untersucht wurden dabei die 48 grössten börsenkotierten Unternehmen in der Schweiz.

Die Geschäftsleitungs-Mitglieder dieser SMI- und SMIM-Unternehmen verdienten letztes Jahr durchschnittlich 3,1 Millionen Franken.

Die Verwaltungsratspräsidenten erhielten durchschnittlich 2,4 Millionen, die anderen Mitglieder des Verwaltungsrats 300’000 Franken. Die Summe der Vergütungen der Mitglieder des Verwaltungsrats und der Geschäftsleitung aller untersuchten Unternehmen belief sich auf 1,29 Milliarden Franken – zwei Prozent mehr als 2009.

Finanzbranchen-Manager holen doppelt soviel

Entscheidend dabei: Für die Unternehmen aus dem Finanzsektor ist diese Summe um rund acht Prozent gewachsen. Die anderen Unternehmen stellten eine gleich grosse Lohnsumme zur Verfügung.

«Der Vergleich der Lohnsummen über die letzten sechs Jahre macht es deutlich: Die Vergütungen in der Finanzindustrie widerspiegeln die Performance», urteilt Ethos. «Demgegenüber folgt die Vergütung in den anderen Unternehmen nur unbedeutend dem wirtschaftlichen Erfolg.»

Eine Folge: Die Vergütungen der Geschäftsleitungsmitglieder aus dem Finanzsektor sind fast doppelt so hoch wie in den anderen Wirtschaftszweigen. Finanz-Manager erhielten letztes Jahr durchschnittlich 4,7 Millionen Franken, während Manager anderer Sektoren 2,5 Millionen Franken verdienten.

Höhere Grundsaläre, mehr Say on Pay

Die Grundsaläre im Finanzsektor stiegen durchschnittlich um fünfzehn Prozent, für 2010 belaufen sie sich auf durchschnittlich 900’000 Franken pro Person. Bei den CEO beträgt die Steigerung sogar zwei Drittel. In den SMI-Unternehmen des Finanzsektors beläuft sich der variable Anteil aber immer noch auf durchschnittlich 78 Prozent.

In den anderen Branchen blieb die fixe Basisvergütung eher stabil.

Bei den genannten Unternehmen des Finanzsektors handelt es sich um: Credit Suisse, Julius Bär, Swiss Re, UBS, Zurich FS, Baloise, GAM, Helvetia, Pargesa, PSP Swiss Property, Swiss Life, Swiss Prime Site, Valiant. 

Wie die Ethos-Erhebung weiter ergab, liessen dieses Jahr 56 Prozent der untersuchten Unternehmen (in absoluten Zahlen: 27) die Generalversammlung über die Vergütungen abstimmen. Im Vorjahr waren es nur 38 Prozent gewesen.

Steine auf dem Weg der Aktionärsdemokratie

Die Genfer Anlagestiftung sieht ermutigende Zeichen bei der Wahrnehmung der Aktionärsrechte. «Eine steigende Anzahl von Fonds-Investoren wollen ihre Stimmrechte in der Generalversammlung einer Firma wahrnehmen», sagt Ethos-Sprecher Vinzenz Mathys. Problematisch sei hingegen das Desinteresse vieler ausländischer Investoren an der Führung eines Unternehmens von unten. Direktor Dominique Biedermann erinnert in diesem Kontext daran, dass Grossaktionäre bei einer GV-Präsenz von nur gut 50 Prozent der Stimmen ein enormes Gewicht haben. So habe der russische Investor Viktor Vekselberg mit einer Beteiligung von 30 Prozent die Generalversammlung von Sulzer dominiert.

Ethos- Präsident Kaspar Müller sieht Handlungsbedarf auf mehreren Ebenen: «Dringend ist die Verbesserung des Obligationenrechts sowie die Verstärkung der Börse bei Ihren Regulierungs- und Überwachungsaufgaben. Sodann müsste der Code of Best Practice von Economiesuisse, obwohl dies sogenanntes «soft law» ist, unbedingt überarbeitet werden.»

 

Entwicklung der Durchschnitts-Entschädigungen der GL- und VR-Mitglieder, in Millionen Franken.

Ethos1

  • Schwarz: Finanzsektor
  • Grau: andere Branchen
  • Rot: Durchschnitt
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