Die Zahl der offenen Stellen in der Schweizer Finanzbranche ist in den letzten drei Monaten markant gesunken, wie dem neusten Finews-JobDirectory-Index zu entnehmen ist.

Buerostuhl_500

Vor allem die Banken bauten ihr Angebot um mehr als 70 Prozent ab, während die Nachfrage im Versicherungssektor mehr oder weniger stagnierte.

Bei den beiden Schweizer Grossbanken hat sich die Zahl der offenen Stellen mehr als halbiert. Innert Jahresfrist hat sich das Angebot an offenen Stellen in der gesamten Finanzbranche um fast 20 Prozent reduziert. Dieser Trend dürfte anhalten.

Dies geht aus dem neusten Finews-JobDirectory-Index hervor. Er wird vierteljährlich mit Daten des Internet-Portals JobDirectory.ch veröffentlicht.

Seit diesem Sommer machen sich die Probleme in der Finanzwelt auch auf dem Arbeitsmarkt spürbar. Auf den Webseiten von insgesamt 1'400 Banken, Versicherungen und anderen Finanzfirmen sind aktuell 3'432 Stellen online ausgeschrieben. Damit hat der gesamte Finanzsektor derzeit 18,2 Prozent weniger offene Positionen als vor Jahresfrist. Damals waren 4'197 Stellen offen gewesen (vgl. Grafik 1).

 

Sep11_Grafik1

 

Manche Banken haben ihre Personalsuche ganz eingestellt oder bauen sogar Arbeitsplätze ab. Gesucht wird nur noch gezielt nach einzelnen Spezialisten. Lediglich bei den Kantonalbanken war die Personalnachfrage in den letzten drei Monaten noch ganz leicht steigend.

Die Banken hatten per Ende September 2011 insgesamt 1'024 Jobs ausgeschrieben; 43,4 Prozent weniger als zwölf Monate zuvor. Damals waren 1'808 Stellen offen gewesen. Als Folge dieses Rückgangs bieten heute die Versicherungen erstmals mehr offene Arbeitsplätze als die Banken. In der Assekuranz waren per Ende September 2011 noch 1'223 Stellen offen. Das ist 5,6 Prozent mehr als vor Jahresfrist. Damals waren es 1'158 gewesen.

Die Zahl der offenen Stellen bei den übrigen Finanzfirmen (Wirtschaftsprüfung, IT, Beratung, etc.) ging in den vergangenen zwölf Monaten von 1'231 auf 1'185 (-3,7 Prozent) zurück.

Radikalabbau bei UBS und Credit Suisse

Boten bislang die beiden Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse am meisten offene Stellen im Bankensektor, so ist dies seit September nicht mehr der Fall. Sowohl die Kantonalbanken als auch die Regional- und Retailbanken haben heute zahlenmässig mehr Jobs ausgeschrieben. Konkret präsentieren sich die Daten wie folgt: Per Ende September 2011 hatte die UBS 159 offene Stellen im Angebot, während es bei der Credit Suisse 176 waren. Bei allen übrigen Banken waren 732 Stellen ausgeschrieben. (vgl. Grafik 2).

 

Sep11_Grafik2

 

Auffallend ist zudem, dass die UBS bereits seit März 2011 sukzessive weniger Leute suchte, während bei der Credit Suisse der Rückgang erst in den letzten drei Monaten einsetzte.

Divergierende Bankenlandschaft

Am meisten offene Stellen meldeten per Ende September 2011 die Kantonalbanken mit 205. Das ist ungefähr gleich viel wie im September 2010. Bei den Privatbanken sind es aktuell 140 oder 23,9 Prozent weniger als vor Jahresfrist. Die Regional- und Retailbanken haben online noch 196 Jobs ausgeschrieben. Das ist 20,6 Prozent weniger als vor zwölf Monaten. (vgl. Grafik 3).

 

Sep11_Grafik3

 

Im Gegensatz zur einheitlichen Entwicklung über die letzten zwei Jahre zeigt sich jetzt, dass manche Finanzinstitute weiterhin Personal suchen, während andere abbauen. Innert Jahresfrist haben vor allem die Auslandbanken sowie die Regional- und Retailbanken ihre Suche nach neuem Personal markant reduziert.

Abwärtstrend bei Auslandbanken akzentuiert

Die fortgesetzte Konsolidierung im Bankwesen macht vor allem den Auslandbanken zu schaffen. Als einzige Bankengruppe verzeichnet sie seit zwölf Monaten einen anhaltenden Abwärtstrend. Derzeit suchen die Auslandbanken Personal für 137 Jobs. Im September 2010 waren es noch 219 Jobs gewesen (-37,5 Prozent).

Hier äussert sich der Strukturwandel in der Branche am stärksten: Finanzhäuser, die es nicht schaffen, ein Geschäftsmodell aufzubauen, das ohne das bisherige Schweizer Bankgeheimnis auskommt, verlieren ihre Existenzberechtigung.

Finanzbranche: Trendwende im 3. Quartal 2011

Betrachtet man lediglich die Zahlen für das 3. Quartal 2011, ist die Trendwende in der Schweizer Finanzbranche unübersehbar. Alle drei Hauptsegmente suchen deutlich weniger Personal als noch vor drei Monaten (vgl. Grafik 1). Am meisten hat es bisher die Banken getroffen. Doch der Strukturwandel dürfte auch bei den übrigen Firmen nicht Halt machen.

Parallel zu den bereits angekündigten Sparprogrammen bauen viele Institute ihren Personalbestand in kleinen, nicht meldungspflichtigen Dosen ab. Angesichts der voraussichtlich tieferen Erträge, rückläufigen Margen und des weltweit gedrosselten Wirtschaftswachstums werden aber etliche Finanzhäuser nicht darum herumkommen, Stellen in grösserem Ausmass zu streichen.

Detaillierte Informationen zu einzelnen Finanzinstituten, Berufen oder Regionen sind auf Anfrage lieferbar.


Buerostuhl_qDer Finews-JobDirectory-Index zeigt die Entwicklung aller online ausgeschriebenen Stellen in der Finanzbranche der Schweiz und Liechtenstein. Dafür werden die Angebote von 1'400 Arbeitgebern ausgewertet. Der Index wird alle drei Monate vom Schweizer Finanzportal finews.ch mit Daten des Portals JobDirectory.ch der Fenom AG veröffentlicht.

Nächste Publikation: 9. Januar 2012

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.65%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    18.53%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    28.21%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.13%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.48%
pixel