Zerfall der Eurozone, Rezessionsangst, verunsicherte Investoren – Vanessa Honsel von VT Wealth Management bietet eine Auslegeordnung für 2012.

Vanessa Honsel ist Chief Investment Officer und Leiterin Portfolio-Management beim Zürcher Vermögensverwalter VT Wealth Management.

Politische Krisen unterscheiden sich von wirtschaftlichen dadurch, dass sie viel weniger kalkulierbar sind. Solange die politische Euro-Krise anhält, bleibt die Prognoseunsicherheit entsprechend gefährlich hoch.

Dazu kommt, dass die zwischen Angst und Panik pendelnde Unsicherheit der Anleger abenteuerliche Blüten treibt und die wildesten Gerüchte provoziert. Alle, die heute auf dem Euro herumreiten, wären gut beraten, sich zu fragen, wie sich Europa künftig gegen die grossen Währungsblöcke Indiens, Chinas und den USA behaupten will, wenn es die Gemeinschaftswährung nicht mehr geben würde.

Eines ist klar: seit der Münzvielfalt des Absolutismus läuft die Welt auf weniger Währungen zu, statt auf mehr.

Chancen in den USA

Aktieninvestitionen verlangen weiterhin eiserne Nerven. Für das 1. Semester 2012 bestehen aber durchaus Chancen, vor allem in den USA. Die Wirtschaftsdaten haben sich bereits aufgehellt, und es kann mit einer Beschleunigung des Wachstums gerechnet werden.

Obwohl der Arbeitsmarkt noch lange durch strukturelle Ungleichgewichte beeinträchtigt werden dürfte, ist eine zyklische Erholung bereits erkennbar, die sich positiv auf das Konsumverhalten auswirkt. So ist es nicht verwunderlich, dass die Konsumenten bereits seit Wochen für positive Überraschungen sorgen.

Finanztitel bleiben unter Druck

Auch das Investitionsumfeld scheint noch freundlich. Grosskapitalisierte Unternehmen aus den Sektoren Kapitalgüter, Luxus und Technologie versprechen ansehnliche Renditen. In Europa ist es ratsam, sich im Wesentlichen auf die Autohersteller, die grossen Öl-Konzerne und Luxusgüterproduzenten zu konzentrieren.

Die Finanztitel bleiben dagegen weiterhin unter Druck. Obwohl für den europäischen Raum mit einem negativen Wachstum im 4. Quartal 2011 zu rechnen ist, scheint eine ausgedehnte Rezession unwahrscheinlich. Bereits im 1. Quartal 2012 wird sich die Stimmung nicht zuletzt auf Grund des anziehenden US-Wachstums und dem ungebrochenen Wachstumstrend in den Schwellenländern aufhellen.

Normale Bürger mehr als gut bedient

Die überbordend schlechte Nachrichtenlage in Europa lässt oft vergessen, dass der normale Bürger im Kerneuropa mit deutlich gesunkener Arbeitslosigkeit und nur mässiger Inflation mehr als gut bedient ist und sich der Schwarzmalerei der Strategen kaum anschliesst; so hat auch das Konsumverhalten nicht negativ reagiert.

Im Gegenteil, der Einzelhandel rechnet mit einem soliden Weihnachtsgeschäft. Das 2. Halbjahr 2012 könnte jedoch schwieriger werden, da der mittelfristige Ausblick wenig inspirierend ist, ein schwaches Wachstum für mehrere Jahre wird kaum zu vermeiden sein.

Grosse Wachstumssprünge vorerst vorbei

Auf längere Sicht wird der Druck zur Erhöhung der Einnahmenseite der Staaten (Steuern) in den entwickelten Regionen noch zunehmen, um die Defizite in erträglichen Dimensionen zu bringen. Dies wird unweigerlich zu einer rückläufigen Nachfrage nach Importerzeugnissen aus den klassischen Zuliefererländern wie Taiwan und Korea führen.

Auch für China und Indien sind die Zeiten grosser Wachstumssprünge vorerst vorbei, wenn auch ein Wachstum des Bruttoinlandprodukts von mehr als 7 Prozent sehr solide ist. Wer sich in Asien engagieren will, sollte, sich auf Indonesien, Malaysia und Thailand konzentrieren, starke Binnenmärkte und eine geringe Exportabhängigkeit sprechen eine deutliche Sprache.

Staatsanleihen meiden

Angesichts der abkühlenden Konjunktur in den meisten Schwellenländern spricht einiges für die Annahme, dass die Zinsen reduziert werden, und dass die Aufwertungsphase der Währungen vorerst vorbei ist. Die Emerging-Markets-Local-Bonds verlieren damit an Charme. In Europa und den USA setzen Anleger im Obligationensegment vorzugsweise auf Industrietitel und kurze bis mittlere Laufzeiten.

Staatsanleihen sind weiterhin zu meiden. Es ist davon auszugehen, dass deutsche, Schweizer und US-Anleihen demnächst unter Druck geraten werden. Gold lohnt sich nur, solange die Kurse die Marke von 1′600 Dollar pro Unze nicht überschreiten. Angesichts der bevorstehenden Margenausweitung sind die Anleger mit Goldminenaktien besser bedient.

Dollar hat Aufwertungspotenzial

Bei den Commodities geben Anleger besser Agrarrohstoffen den Vorzug. Auch da lohnt es sich, lieber in die derzeit deutlich unterbewerteten Aktien der integrierten Konzerne als in die direkten Anlagen zu investieren.

Der Franken sollte sich im kommenden Jahr bei 1.30 bis 1.35 für den Euro einpendeln. Auch der Dollar hat Aufwertungspotential gegenüber dem Franken. Ebenso das britische Pfund.

Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
Welche Schweizer Privatbank bietet an der Börse nun das grösste Potenzial?
  • Julius Bär, weil der Kurs seit dem Signa-Debakel genügend gesunken ist.
    20.29%
  • Vontobel, weil das Unternehmen 2024 die Wende im Asset Management schaffen wird.
    8.79%
  • EFG International, weil die Bank keinerlei interne Probleme bekundet und stark wächst.
    14.9%
  • UBS, weil die Grossbank auch als Privatbank enormes Potenzial bietet.
    46.4%
  • Banque Cantonale Vaudoise, weil sie unter den Kantonalbanken ein grosses Private Banking anbietet.
    9.61%
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