Die Aussichten in der Finanzbranche waren schon besser. Doch oftmals ist das die beste Ausgangslage für positive Überraschungen. Folgende Personen dürften in diesem Jahr von sich reden machen.

Sergio Ermotti

Funktion: CEO der UBS

Ermotti_1Ausgangslage: Als heisser Anwärter auf die Nachfolge von UBS-Chef Oswald Grübel galt er schon lange. Dann jedoch ging alles viel schneller. Nach den Turbulenzen rund um das Spekulationsdebakel bei der UBS in London rückte Ermotti an die Konzernspitze nach.

Prognose: Sergio Ermotti stehen schwierige Zeiten bevor. Die UBS ist imagemässig nach wie vor angeschlagen und muss tiefgreifend reorganisiert werden. Dabei soll vor allem die Investmentbank fast um die Hälfte schrumpfen. Die Meinungen sind geteilt, ob der neue CEO seinen Plan rasch genug durchziehen kann. Eine weitere Baustelle ist das europäische Vermögensverwaltungsgeschäft. Jedenfalls wird die UBS auch unter Ermotti dieses Jahr für Schlagzeilen sorgen.

Martin Gut

Funktion: Managing Director und Länderchef BlackRock Asset Management (Schweiz)

Martin_Gut_2Ausgangslage: Im vergangenen Jahr kam es zu einem überraschenden Wechsel an der Spitze des US-Vermögensverwalters BlackRock in der Schweiz. Nach 13-jähriger Betriebszugehörigkeit wurde Heinz Rothacher abgelöst zu durch den Banker Martin Gut, der erst Anfang 2011 zur Firma gestossen war.

Prognose: Martin Gut bringt neuen Schwung in das Unternehmen, das in der Schweiz nach wie vor recht wenig bekannt ist – dabei handelt es sich bei BlackRock um einen der weltweit grössten Fonds-Vermögensverwalter. Der neue Länderchef ist ein alter Hase im Geschäft und hat Branchenerfahrung, die er bei beiden Schweizer Grossbanken gesammelt hat.

Yves Robert-Charrue

Funktion: Schweiz-Chef bei Julius Bär und Mitglied der Konzernleitung

Yves_Robert_Charrue_1Ausgangslage: Yves Robert-Charrue zählt seit geraumer Zeit zu den aufstrebenden Figuren auf dem Schweizer Finanzplatz. Der frühere Credit-Suisse-Mitarbeiter gilt innerhalb der relativ jungen Führungscrew um Boris Collardi zu den tragenden Säulen. Letztes Jahr stieg er in die neue Funktion des Schweiz-Chefs auf.

Prognose: Die Bank Julius Bär ist eine treibende Kraft im Schweizer Private Banking. Neben dem Fokus auf die asiatische Region liegt ein weiterer Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit auf dem Heimmarkt, der nun von Yves Robert-Charrue verantwortet wird. Julius Bär ist die einzige Schweizer Privatbank, die in allen Landesteilen stark vertreten ist und hier auch weiter wachsen wird.

Hans-Ulrich Meister

Funktion: CEO Private Banking und CEO Switzerland der Credit Suisse, Mitglied der Konzernleitung

Hans_Ulrich_Meister_2Ausgangslage: Retailbanking- und Schweiz-CEO der Credit Suisse war er bereits, als er im vergangenen Sommer noch den Posten des Private-Banking-Chef von Walter Berchtold übernahm. Seither ist Hans-Ulrich Meister in rasantem Tempo daran, die Bank zu reorganisieren.

Prognose: Der frühere UBS-Banker Hans-Ulrich Meister zählt innerhalb der Credit Suisse zu den wichtigsten Figuren, die den Konzern in den nächsten Jahren mitgestalten werden. Welchen Drive er hat, zeigte er bereits mit der Ankündigung, die marode Bank Clariden Leu zu integrieren und dem CS-Private-Banking ein Effizienzsteigerungs-Programm zu verpassen. In dieser Kadenz dürfte es weitergehen.

Alexander Classen

Funktion: CEO and Head of Coutts International

Alexander_ClassenAusgangslage: Überraschend ersetzte im vergangenen Frühjahr Alexander Classen den bisherigen RBS-Coutts-Chef Gerhard Müller in der Schweiz. Seither hat der gebürtige Genfer die Vorkehrungen getroffen, um das Unternehmen neu zu positionieren und es auf einen ambitiösen Wachstumskurs zu bringen.

Prognose: Bereits hat der Ex-Goldman-Sachs- und Morgan-Stanley-Banker Alexander Classen das Kürzel RBS aus dem Firmennamen gekippt und seine Pläne kommuniziert. Coutts soll aus der Schweiz heraus eine führende Adresse für vermögende Privatpersonen werden. Dieses Ansinnen soll sich bereits 2012 im Neugeldzufluss manifestieren. Bis 2015 sollen die Depots sogar verdoppelt werden.

John Williamson

Funktion: CEO von EFG International

John_WilliamsonAusgangslage: Im vergangenen Jahr übernahm der Brite John Williamson die Führung der darbenden Schweizer Privatbank EFG International und löste dabei den langjährigen Chef Lonnie Howell ab. Nun soll das Unternehmen wieder auf Kurs gebracht werden.

Prognose: John Williamson hat keinen einfachen Job gefasst. EFG International leidet unter der Tatsache, dass die Bank von der griechisch-schweizerischen Familie Latsis kontrolliert wird. Und solange das Griechenland-Problem in der Welt nicht vom Tisch ist, harzt es auch bei EFG. Zudem bekundet die Bank ein Kostenproblem und wird von den Anlegern gemieden. Williamson muss massiv restrukturieren, damit die Bank wieder erfolgreich wird.

Philipp Hildebrand

Funktion: Präsident der Schweizerischen Nationalbank

Philipp_HildebrandAusgangslage: Philipp Hildebrand ist zahlreichen Gegenwinden ausgesetzt, vor allem seit er im vergangenen Herbst eine Euro-Untergrenze gesetzt hat, um der Frankenstärke Einhalt zu gebieten. Seine Gegner lassen nichts aus, um ihn unter Druck zu setzen.

Prognose: Der Notenbank-Chef ist längst eine politische Figur – auch in der Schweiz. Das haben die diversen Kampagnen gegen Philipp Hildebrand im vergangenen Jahr deutlich genug gezeigt. Mit seinem resoluten Vorgehen sowohl in Sachen Frankenstärke als auch in der ganzen Too-big-to-fail-Thematik mit den Grossbanken hat er sich zahlreiche Kritiker zugelegt. Auf Hildebrand werden auch 2012 viele Augen gerichtet sein. Gelingt es ihm, weiterhin so souverän zu handeln, ist ihm dereinst ein privilegierter Platz in der Finanzgeschichte der Schweiz sicher. Ansonsten wird sein Abgang nicht lange auf sich warten lassen. 

Stefano Coduri

Funktion: CEO der BSI (Banca della Svizerra Italiana)

Stefano.CoduriAusgangslage: Stefano Coduri hat Anfang 2012 die Nachfolge von Alfredo Gysi an der Spitze der Generali-Tochter BSI angetreten. Der Job ist nicht einfach: Gysi gehört zu den Gallionsfiguren auf dem hiesigen Finanzplatz, zudem bekundet die BSI angesichts des Drucks auf den Tessiner Finanzplatz einige Probleme.

Prognose: Der langjährige BSI-Mitarbeiter Stefano Coduri – er stiess 1989 zum Unternehmen – muss die Bank neu positionieren, seit das europäische Crossborder-Geschäft Vergangenheit ist. Zudem ist die BSI bislang den Beweis schuldig geblieben, ob sie in Asien, wo sie massiv investiert hat, erfolgreich sein kann. Coduris Job ist spannend, weil eine Bank neu gestaltet werden kann – aber auch riskant.

Urs Müller

Funktion: Präsident des Verbands Schweizerischer Kantonalbanken

Urs_MuellerAusgangslage: Nach dem Intermezzo von Peter Siegenthaler an der Spitze der Schweizer Kantonalbanken im letzten Jahr übernimmt per Anfang März 2012 Urs Müller das Präsidium des Verbands. Angesichts des Strukturwandels warten allerhand Herausforderungen auf den neuen Mann.

Prognose: Margendruck, rückläufige Erträge und steigende Kosten zwingen die Staatsinstitute enger zu kooperieren. Dies zu koordinieren, ist Urs Müllers Aufgabe, der als Direktor und Chefökonom von BAK Basel Economics und als ehemaliger Leiter der Finanzverwaltung von Basel-Stadt ein gutes Rüstzeug mitbringt. Allerdings ist der Frustrationsgrad hoch, wie es Müllers Vorgänger gezeigt hat.

Peter Schmid

Funktion: General Manager & CEO der Merrill Lynch Bank (Suisse)

Peter_SchmidAusgangslage: Der frühere UBS-Banker Peter Schmid übernahm Ende 2010 die Leitung der Merrill Lynch Bank in der Schweiz und repositionierte das Unternehmen im Verlauf des letzten Jahres. Als Bank-of-America-Tochter soll Merrill Lynch auf internationaler Ebene wieder eigenständiger agieren können.

Prognose: Der anhaltende Steuerstreit mit den USA schafft eine schwierige Ausgangslage für amerikanische Institute in der Schweiz. Trotzdem wollen zahlreiche US-Banken hierzulande im Private Banking noch massiv zulegen. Dazu gehört Merrill Lynch unter der Führung des erfahrenen Bankers Peter Schmid. Mit zahlreichen personellen Zuzügen hat er die Kompetenz bereits massiv ausgebaut.

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