Die Bank Sarasin gesteht ein, dass ein Mitarbeiter Bankdaten des Nationalbankpräsidenten an die SVP weiterleitete. Er zeigte sich selber an.

Wie die Bank Sarasin am Dienstagabend meldete, hat einer ihrer Mitarbeiter Bankdaten weitergegeben – «unrechtmässig». Der Angestellte sei im IT-Support tätig gewesen und habe inzwischen gegenüber Sarasin «sein kriminelles Fehlverhalten offengelegt».

Konkret habe der Mann Informationen zu Devisentransaktionen der Familie von Philipp Hildebrand weitergeleitet – und zwar an einen der SVP nahestehenden Anwalt. Dieser wiederum habe ein Treffen mit Christoph Blocher arrangiert, das am 11. November 2011 stattfand. Wie bekannt, informierte der SVP-Politiker Mitte Dezember der Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey über seine Unterlagen: Sie sollen den Verdacht nahelegen, dass Nationalbankpräsident Hildebrand Insidergeschäfte getätigt habe.

Der Mitarbeiter hat sich am vergangenen Sonntag der Kantonspolizei Zürich gestellt, meldet Sarasin weiter. Dies bestätigte ein Zürcher Staatsanwalt gegenüber dem «Tages-Anzeiger»: Danach handelt es sich beim Verdächtigen um einen rund 40-jährigen Schweizer, «der vermutlich aus persönlichen Motiven handelte, weil ihm die Dollar-Deals des Ehepaars Hildebrand vor und nach dem Kurssprung Dollar/Schweizer Franken sauer aufstiessen.»

Solch ein Risiko wegen 500'000 Dollar?

Bemerkenswert: Damit fällt das – oft herbeispekulierte – Motiv eines Konflikts oder einer Abrechnung in Zürcher Finanzkreisen weg; unwahrscheinlich erscheint auch die Vermutung, dass das Informationsleck ein Mittel im Kampf zwischen Nationalbank und Grossbanken sein könnte. Wenn aber hier ein relativ rangtiefer IT-Mitarbeiter aktiv wurde und sich danach selbst anzeigte, so erinnert dies an klassisches Whistleblowing: ein Angestellter informiert aus Gewissensgründen. Deutet dies auf Vorwürfe, die happiger sind als bisher bekannt? Oder riskierte der Sarasin-Mitarbeiter seine Karriere und seine Freiheit tatsächlich wegen einer 500'000-Dollar-Transaktion von Kashya Hildebrand, der Galeristin und Gattin des Nationalbank-Präsidenten?

Kashya Hildebrand meldete sich inzwischen selber zu Wort: Gegenüber der Fernsehsendung «10 vor 10» erklärte sie, die Familie habe nach einem Hausverkauf letztes Jahr viel Bargeld besessen. In dieser Phase hätten alle Daten und Bankenanalysen gezeigt, dass der Dollar unterbewertet sei. 

Der Dollar im Kunstmarkt

Für sie als ehemalige Finanzspezialistin sei es nahe gelegen, die Gelegenheit zu nutzen und Dollar zu erwerben. Der General Counsel der Nationalbank sei danach umgehend informiert worden. Weiter sagte Kasyha Hildebrand: «Es gab keine Einwände gegen diese Transaktion». 

In der Fernsehsendung trat auch der Kunstexperte Christian von Faber-Castell auf, der den Erwerb von 500'000 Dollar als normale Transaktion deutete: Immerhin seien zu diesem Zeitpunkt drei grosse internationale Kunstmessen angestanden, die für eine Galerie wie jene von Kashya Hildebrand jeweils den Bedarf von rund 150'000 Dollar bedingen. Insgesamt würden rund 70 bis 80 Prozent der Geschäfte im internationalen Kunsthandel in US-Dollar fakturiert.

Wie Kashya Hildebrand weiter sagte, sei das Privatkonto – das nun verraten wurde – bewusst unter dem Familiennamen Hildebrand geführt worden: «ganz im Sinne der Transparenz».

Der Whistleblower wurde sofort entlassen

Bei der Bank Sarasin wurde der verdächtigte Mitarbeiter per sofort entlassen. Die Bank informierte Philipp Hildebrand persönlich.

«Die Bank Sarasin bedauert den Vorfall ausserordentlich und hat sich beim Kunden für die erheblichen Unannehmlichkeiten, die aus der Verletzung des Bankkundengeheimnisses entstanden sind, entschuldigt», so die Mitteilung aus Basel. «Sie verurteilt den Missbrauch vertraulicher Bankdaten zu politischen Zwecken in aller Schärfe.»

Die Bank habe die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht Finma über den Sachverhalt informiert und behalte sich rechtliche Schritte vor. 

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