Die «Weltwoche» nennt Philipp Hildebrand einen «Gauner» und spricht von einer Staatsaffäre: Der SNB-Präsident habe rege spekuliert – in Devisen und Aktien.

In seiner morgigen Ausgabe erhebt die «Weltwoche» schwere Vorwürfe gegen den SNB-Präsidenten und berichtet, dass Philipp Hildebrand durchaus intensiv spekulativ tätig gewesen sei. Das Blatt beruft sich dabei auf einen Banker, der als Hildebrands Kundenberater bei der Bank Sarasin gewirkt habe, und es zeigt auch Kontoauszüge im Faksimile.

In der neuen Ausgabe weiss die «Weltwoche» konkret von zwei weiteren, bislang in der Öffentlichkeit nicht weiter beachteten Devisen-Transaktionen. Sie hätten am 10. März und am 14. April stattgefunden, und Hildebrand habe dabei 1,733 Millionen US-Dollar respektive 45 '000 Euro erworben. Im weiteren habe Hildebrand Mitte August nicht nur 504'000 Dollar gekauft, sondern zugleich auch Aktien von Roche, Nestlé und Weatherford im Wert von 96 100 Franken erworben.

«Keine individuellen Bankaktien»

Wie sehr dies den SNB-internen Richtlinien widerspricht, ist unklar: Die Regeln sind geheim. Hildebrand selber sagte allerdings im September 2006 gegenüber der«Bilanz»: «Wir dürfen etwa keine individuellen Bankaktien halten oder Wechselkursoperationen vornehmen. Falls wir Firmenaktien halten, ist dies nur über ein Vermögensverwaltungsmandat möglich. Was also verlangt wird, sind Transparenz und bestimmte Richtlinien, die es einzuhalten gilt.»

Die «Weltwoche» wirft – wie bereits per Vorabmeldung publiziert – Hildebrand zudem vor, dass nicht wie bislang dargestellt Ehefrau Kashya die Deals getätigt hat, sondern der SNB-Präsident selbst. 

Betont sei, dass es einen Widerspruch zwischen der Darstellung der «Weltwoche» und jener von Sarasin gibt: Der Mann, der die Informationen weiterleitete, deshalb entlassen wurde und sich bei der Zürcher Staatsanwaltschaft anzeigte, war im IT-Support tätig; dies betont Sarasin auf Rückfrage. Die «Weltwoche» spricht von Hildebrands persönlichem Kundenberater. Der Unterschied kann insofern wichtig sein, als die «Weltwoche» ihre Darstellung teilweise auf Telefonate Hildebrands abstützt – die aber kaum mit einem IT-Mann geführt worden wären.

4 zu 3 im Bundesrat?

Die Informationen, die vom Sarasin-Mitarbeiter via Christoph Blocher zur damaligen Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey gelangten, seien im Bundesrat am 23. Dezember intensiv diskutiert worden, wobei eine Minderheit mit Calmy-Rey, Simonetta Sommaruga und Ueli Maurer auf Abstand zum Nationalbank-Präsidenten gegangen sei. 

Und so sei das ganze Handling durch Bundesrat, PwC, Bankrat und den Chef der Eidgenössischen Finanzkontrolle letztlich auf eine einzige Vertuschungsaktion hinausgelaufen – die «Weltwoche» sichtet hier denn auch die eigentliche Staatsaffäre.

Der Artikel, verfasst von Urs Paul Engeler, schliesst mit dem Urteil: «Der vielgerühmte und auffällig geschniegelte Herr Hildebrand selbst entpuppt sich als Gauner, der sich illegal Vorteile erschleicht. Seine Abwehrversuche erinnern fatal an die untauglichen Manöver des deutschen Bundespräsidenten Christian Wulff, sich gegen die Wirklichkeit zu stemmen. Und die hohe politische Korona aber, die Hildebrand trotzdem schützt und stützt, besteht offenbar aus einem dichten Geflecht von Lügnern und Vertuschern.»

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