Den westlichen Staaten droht jetzt eine Rezession – und dann ein längere Talfahrt. Alles andere wäre ein Sonderfall der Geschichte, sagt Walter Wittmann.


WalterWittmann.quadrat_thumbWalter Wittmann ist emeritierter Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Freiburg. Unter anderem veröffentlichte er 2007 «Der nächste Crash kommt bestimmt», in dem er die späteren Ereignisse vorwegnahm. Im Frühjahr 2010 erschien sein Buch «Staatsbankrott». Demnächst veröffentlicht er «Superblase», ein Sachbuch über die Schwere der laufenden Krise und ihre gesellschaftlichen Folgen.


Seit 2006 türmt sich Krise auf Krise: Wir sind auf dem Weg in die Superkrise. Den Auftakt bildete 2006 die amerikanische Subprime-Krise. Sie ist nach fünf Jahren (noch) nicht zu Ende gegangen. Aus dieser Immobilienkrise ging 2007 die Finanzkrise hervor.

Ausgelöst wurde sie letztlich dadurch, dass niemand mehr Papiere, denen marode Hypotheken unterlegt waren, zu kaufen bereit war. Das löste eine Abschreibungswelle dominant bei den (globalen) Investmentbanken aus.

Gravierend kam hinzu, dass die Banken einander nicht mehr trauten: Der Kreditverkehr zwischen ihnen brach zusammen. Nun sahen sich die Zentralbanken gezwungen, in gigantischem Ausmass Liquidität in das Finanzsystem zu pumpen, um den Kollaps zu verhindern.

Gleichzeitig wurden die (Leit-)Zinsen rasch in Richtung Null gesenkt. Die Banken konnten sich hinfort in beliebigem Ausmass und zum Quasi-Nulltarif bei den Zentralbanken bedienen.

Doch damit nicht genug: Im Jahr 2009 kündigte sich die europäische Schuldenkrise an, die im April 2010 ausbrach. Griechenland war auf Hilfe angewiesen, es folgten Irland und Portugal. In der Warteschleife stehen nicht erst heute Belgien, Spanien und Italien.

Mit einer (zu) hohen und wachsenden Verschuldung kämpfen aber auch Japan, Grossbritannien und die USA. Die Schuldenkrise befindet sich inzwischen in einer gefährlichen Eskalation.

Ein Rekord an auslaufenden Anleihen

Im Jahr 2010 wurde der Euro- Rettungsschirm eingerichtet, um von der Insolvenz bedrohten EU-Ländern zu helfen. Inzwischen wurde beschlossen, ihn auf 1000 Milliarden Euro aufzustocken. Das erfolgt über die Emission von Anleihen – also durch noch mehr Schulden. Dafür ist aber Zeit erforderlich.

Im Jahr 2012 wird ein Rekord an auslaufenden Anleihen zu bewältigen sein. Es ist fraglich, ob und in welchem Ausmass und zu welchen (Zins-)Bedingungen das möglich ist. Kommt gravierend hinzu, dass die Staatsschulden davon unabhängig weiter ansteigen.

Die erforderlichen Sparmassnahmen wurden zwar beschlossen, aber noch nicht durchgeführt. Die Gefahr ist gross, dass die Massnahmen am «Aufstand der Massen» scheitern.

Das Problem der Banken

In den Sog der Schuldenkrise sind auch Banken und Versicherungen geraten. Sie sind unter anderem vollgestopft mit faulen Krediten, maroden Staatsanleihen, und: Sie haben in besorgniserregendem Ausmass Kreditausfall-Papiere auf den Markt gebracht, die CDS. Setzt sich der Trend zu erzwungenen Schuldenerlassen fort, kann die CDS-Blase platzen.

Dem Staat bleibt dann nichts anderes übrig, als wieder systemrelevante Banken zu retten. Die Folge wäre eine weitere Eskalation der Staatsschulden.

Zu beachten ist auch die historische Erfahrung: Krisen dauern im Durchschnitt (rund) zehn Jahre – so von 1929 bis 1939 und von 1974 bis 1983. Von 2007 aus gerechnet haben wir erst die Hälfte hinter uns gebracht. Die Krise hat sich bisher nicht ent-, sondern verschärft. Man ist mit einer Superblase konfrontiert, die jederzeit platzen kann.

Eine Rezession würde leider ins Bild passen

Für 2012 wird in den alten Industrieländern (OECD) eine Rezession erwartet. Sie passt leider zum typischen Ablauf des Kondratieff-Zyklus: Ein langfristiger Aufstieg (seit 1983), eine scharfe Rezession (2008/09), eine kräftige Erholung (ab Mitte 2009). Danach setzt eine Rezession (2012) ein, die in einen längeren Abstieg mündet. Ein solcher würde über 2017 hinaus anhalten.

Ein Fazit: 2012 ist das Jahr der Entscheidung. Bleibt es nur bei einer Rezession, wäre dies ein historischer Sonderfall. Man ist aber gut beraten, nicht blind darauf zu setzen.

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