Der IFZ-Leiter äussert sich über den Bankenplatz Luzern. Auffallend sei vor allem der Zuzug von im Private Banking und in der Vermögensverwaltung tätigen Instituten.

lengwilerDer Bankenplatz Luzern habe keine nationale oder gar internationale Ausstrahlung wie Zürich oder Genf, schreibt Christoph Lengwiler (Bild), Institutsleiter am Institut für Finanzdienstleistungen (IFZ) der Hochschule Luzern, in einer aktuellen Publikation von «LUSTAT Statistik Luzern». Denn die Banken würden in erster Linie die Bedürfnisse der regionalen Wirtschaft und Bevölkerung erfüllen.

Hochrechnungen des Instituts gehen ohne Berücksichtung der Zahlen der Postfinance davon aus, dass bei den Hypothekarfinanzierungen die Luzerner Kantonalbank als Marktleaderin mindestens zwei Fünftel des Marktes auf sich vereinigt. Darauf folgen die Grossbanken sowie die Raiffeisenbanken mit je etwa einem weiteren Fünftel Marktanteil, heisst es. Der restliche Fünftel verteile sich auf die übrigen Banken innerhalb und ausserhalb des Kantons. Im Spargeschäft sei das Bild ähnlich, allerdings dürften dort die Raiffeisenbanken mit etwa 25 Prozent einen deutlich höheren Marktanteil haben als die Grossbanken (15 Prozent), so Ökonom Lengwiler.

Grosse Kunden brauchen grosse Banken

Die Geschäfts- und Firmenkunden würden mit zunehmender Grösse auch grosse Banken als Partner benötigen, betont Lengwiler. Bei grösseren Unternehmen in der Region dürften vor allem die Luzerner Kantonalbank, die Grossbanken und die Valiant Bank als Finanzierungspartner in Frage kommen.

Allerdings haben in den letzten Jahren auch die Raiffeisenbanken im Kanton Luzern die nötigen Strukturen geschaffen, um grössere Unternehmensfinanzierungen offerieren zu können, schreibt er weiter.

Hub für die Zentralschweiz

Auf dem Platz Luzern bieten traditionell die Grossbanken sowie die Luzerner Kantonalbank und die Valiant Bank Dienstleistungen im Private Banking und in der Vermögensverwaltung an, heisst es. In den letzten fünfzehn Jahren kamen in diesem Kundensegment aber einige neue Mitbewerber wie Reichmuth Privatbankiers, Julius Bär, Bank Vontobel, LGT Bank, Notenstein und Bank Sarasin hinzu.

Auf den ersten Blick sei überraschend, dass im Private Banking und in der Vermögensverwaltung Niederlassungen in Luzern eröffnet werden und nicht etwa in den anderen Zentralschweizer Kantonen. Offensichtlich werde Luzern aber als Drehscheibe zur Bearbeitung der Kundinnen und Kunden in der ganzen Zentralschweiz (oder zumindest auch in Ob- und Nidwalden) verstanden, so Lengwiler.

Intakte Zukunftsperspektiven

Im Private Banking und in der Vermögensverwaltung würden sich zudem zusätzliche Chancen durch die steigende Zahl an gut situierten Seniorinnen und Senioren in der Bevölkerung und durch vermögende Neuzuzügerinnen und Neuzuzüger ergeben.

Auch die tiefe Steuerbelastung würde ein Potenzial für den Zuzug von Finanzfirmen (Family Offices, Hedge Funds usw.), eröffnen, die den Finanzsektor in der Region bereichern würden, schreibt der IFZ-Institutsleiter.

Verschiedene Finanzdienstleister

Die Banken stellen im Kanton Luzern ungefähr 2'400 Arbeitsplätze bereit oder 1,5 Prozent der gesamten Luzerner Beschäftigung. Die meisten Stellen entfielen auf die Kantonalbank (40,8 Prozent), hohe Anteile wiesen weiter die Grossbanken (24,3 Prozent) und die Raiffeisenbanken (14,2 Prozent) auf.

Eine deutlich überdurchschnittliche Präsenz würden ausserdem Leasing- und Kleinkreditinstitute, Fonds oder Pensionskassen in den Kantonen Zug und Schwyz zeigen.

Deutlicher Beschäftigungsrückgang 

In den Jahren von 2001 bis 2008 betrug das Beschäftigungswachstum in den Bankeninstituten gesamtschweizerisch 4,9 Prozent, im Kanton Luzern war überdies sogar ein Rückgang um 10 Prozent zu verzeichnen.

Die insgesamt negative Beschäftigungsentwicklung der Luzerner Bankinstitute überdecke die unterschiedlichen Entwicklungen der einzelnen Bankgruppen, so Lengwiler. Während in den Regionalbanken (-43,9 Prozent) und Grossbanken (-26,1 Prozent) zwischen 2001 und 2008 Stellen verschwanden und der Personalbestand der Kantonalbank nahezu stagnierte (-0,8 Prozent), wurden in den Raiffeisenbanken (+26,5 Prozent) und allen übrigen Banken (+29,3 Prozent) Arbeitsplätze geschaffen.

Lesen Sie den gesamten Gastbeitrag von Christoph Lengwiler im «lustat aktuell»

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