Im Januar beschloss die Bank of Japan, dem Club der Zentralbanken mit negativen Zinsen beizutreten, zu dem auch die Schweizerische Nationalbank gehört. Es sei zu hoffen, dass diese Mitgliedschaft nicht lange exklusiv bleibe, findet Axa-Strategin Christina Böck.

Christina Böck ist ‹CIO Switzerland & Head Solution Strategists Central Europe› bei Axa Investment Managers. Ihre Kolumne für finews.ch erscheint monatlich.

Für das Steuerjahr 2016 wurden kürzlich in Japan die Inflationsvorhersagen von 1,4 Prozent auf 0,8 Prozent herabgesetzt – und dies hat letztlich die Bank of Japan zum Handeln bewogen. Auch hat sie die Formulierung des Inflationszieles geändert, indem sie nun keinen Zeithorizont mehr nennt, sondern einfach formuliert, dass die Inflation «2 Prozent im frühest möglichen Zeitpunkt» erreichen soll. Dementsprechend hat sie angedeutet, dass weitere Zinssenkungen denkbar und möglich sind.

Die Funktionsweise der japanischen Negativzinsen ist der Regelung der Schweizer Nationalbank (SNB) sehr ähnlich, indem verschiedene Zinssätze auf verschiedene Beträge angewandt werden: So wird erstens für jede Finanzinstitution der Durchschnittsreservebetrag des Jahres 2015 mit dem zuvor geltenden Satz von 0,1 Prozent vergolten.

Zweitens werden die Reserven im Zusammenhang mit dem Nothilfeprogramm zu 0 Prozent verzinst. Und nur zusätzliche Reserven bei der Zentralbank werden mit -0,1 Prozent belegt.

Gewollte Schwäche

Somit verringert die Bank of Japan gewisse Risiken, die negative Zinsen mit sich bringen können, zum Beispiel den negativen Einfluss auf die Profitabilität der Banken und eventuelle Funktionsstörungen des Interbankenmarktes. Sofortige Folge der Initiative war eine starke Abschwächung des Yen, die natürlich auch von der Bank of Japan gewollt war.

So hatte doch gerade die Schwäche der japanischen Währung in den letzten Jahren für eine deutliche Verbesserung der Situation der Unternehmen geführt. In den letzten Monaten jedoch, seitdem die Märkte wieder sehr nervös wurden und die Marktteilnehmer auf «risk-off» stellten, wertete der Yen erneut auf, stellt er doch in Asien das Symbol des sicheren Hafens dar.

Besorgniserregende Schwierigkeiten

Warum ist das nun für uns in der Schweiz so interessant, reden wir doch von einer mittlerweile nicht mehr so relevanten Volkswirtschaft auf der anderen Hälfte des Globus?

Die Bank of Japan hat in ihrem Kommentar ausdrücklich europäische Zentralbanken als positive Beispiele für eine erfolgreiche Negativzinspolitik genannt, und sie dürfte nicht die letzte Zentralbank in der Reihe von Nachahmern sein. Besorgniserregend ist allerdings die Schwierigkeit der internationalen Geldpolitik, die sich daraus ergibt.

Wer importiert noch Deflation?

Wenn jede der grossen Nationalbanken nun mit Negativzinspolitik versucht, ihre Währung zu schwächen und ihre Deflation zu exportieren, wer wird dann diese Deflation noch importieren können? Bisher haben hier die Vereinigten Staaten hergehalten – aber auch die Federal Reserve bezieht nun immer mehr internationale Entwicklungen – und nicht nur einheimische – in ihre geldpolitischen Überlegungen mit ein. Wird sie irgendwann die Geduld verlieren, die Zinsnormalisierung aufgeben und die Zinsen wieder herunternehmen müssen?

Mit schon -0,75 Prozent ist die Schweiz auf dem Pfad der Negativzinspolitik sehr weit fortgeschritten. Hier bestünde der nächste Schritt insbesondere in einer geänderten Anwendungspolitik, das heisst die heute noch gewährten Freibeträge stehen im Risiko. Angesichts der herrschenden Panik in den Finanzmärkten – aus unserer Sicht bislang übrigens recht übertrieben – müssten die Politikänderungen allerdings recht gross sein, um für den Franken eine massive Abwertung einzuläuten.


Christina Bock 180Christina Böck studierte an der Wilhelms-Universität in Münster, bevor sie einen Master in Management an der H.E.C. in Paris erlangte. Ab 1994 war sie bei der Dresdner RCM Gestion tätig. Später wechselte sie zur Allianz-Pimco-Gruppe. Zu Axa Investment Managers stiess sie 2001 und arbeitet seit 2007 in Zürich als ‹CIO Switzerland & Head Solution Strategists Central Europe›.

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
  • Ja, es gab keine andere, wirtschaftlich sinnvolle Alternative.
    26.47%
  • Nein, man hätte die Credit Suisse abwickeln sollen.
    19.16%
  • Nein, der Bund hätte die Credit Suisse übernehmen sollen.
    27.85%
  • Man hätte auch ausländische Banken als Käufer zulassen sollen.
    9.3%
  • Man hätte eine Lösung mit Schweizer Investoren suchen sollen.
    17.22%
pixel