Herbert.Braendli.quadratDer Trend zur Ertragsminimierung in der 2. Säule hält an. Nun wurde der Prozess sogar regulatorisch verankert, schreibt Herbert Brändli.

Herbert Brändli ist Gründer und Verwaltungsratspräsident der B+B Vorsorge. Er schreibt regelmässig für finews.ch.

Die Studie «Global Pension Risk 2011» deckt 13 Länder ab und erforschte die finanziellen Prioritäten bei 62 Pensionskassen mit über einer Million Mitarbeitern und 130 Milliarden Franken Vermögen.

Demnach steigt europaweit die Einsicht, dass ausschliesslich die Arbeitgeber allfällige Deckungslücken füllen und die zugehörigen Kosten tragen müssen. Sie wollen dieses Risiko mit einer Glättung der Anlageseite minimieren und mit sogenannt risikolosen Erträgen Deckungslücken vermeiden.

Unerwünschte Schwankungen

In der Schweiz sind Pensionskassen, im Gegensatz zu den meisten europäischen Ländern, selbst verantwortlich für ihr finanzielles Gleichgewicht. Die Arbeitgeber sind nicht gehalten, Deckungslücken auszufinanzieren. Dennoch steht der anhaltende Trend zur Risikominimierung mit «risikolosen» Erträgen auch hier an erster Stelle.

Um unerwünschte Schwankungen systematisch aus den Vorsorgeplänen zu eliminieren werden Anlagen stärker diversifiziert, vor allem mehr Obligationen und zunehmend alternative Anlageklassen nachgefragt. Steigendes Interesse gilt Hedge Funds und der Absicherung von Zins- und Währungsschwankungen.

Pensionskassen stellen sich in Frage

Hingegen bestehen noch wenig Ideen oder Richtlinien bezüglich Inflationsrisiken, obwohl diese für die Versicherten und die Kaufkraft ihrer künftigen Renten die grösste Unsicherheit darstellen. Dafür wollen sich die Vorsorgewerke vermehrt gegen längere Rentenlaufzeiten, eine Erfüllung ihrer Hauptaufgaben, ab- und versichern.

Dies und die Studie bestätigen die Befürchtung, dass Pensionskassen statt der Risiken, die sie und ihre hauptsächliche Funktion (zeitlicher Transfer und Steigerung der Kaufkraft von Arbeitseinkommen) bedrohen, zunehmend sich selbst in Frage stellen und bis an den Rand ihrer Existenzberechtigung bekämpfen.

Weit unter der langfristigen Geldentwertung

Mit der Weitergabe von Marktschwankungen als schwankende Leistungen respektive fluktuierende Zinsen verlieren sie ihre Pufferfunktion (Solidarität) zwischen verschiedenen Jahrgängen und Generationen. Schlimmer noch, mit dem hilflosen Versuch dafür Marktschwankungen an der Quelle zu glätten, wird ihre Leistungskraft wegen ertragslosen Anlagen und kostenträchtigen Absicherungsinstrumenten auf ein volkswirtschaftlich unnützes Niveau reduziert.

Mit dem BVG-Zins von 1,5 Prozent liegt der Bundesrat weit unter der langfristigen Geldentwertung. Die Erhaltung der Kaufkraft der Arbeitnehmerbeiträge ist damit in weite Ferne gerückt. Volkswirtschaftlich wäre unter diesen Voraussetzungen das Umlageverfahren der AHV überlegen.

Was nicht sein soll, darf nicht sein

Diese systemische Bankrotterklärung des Kapitaldeckungsverfahrens wird Sammelstiftungen, die sich mit höheren Leistungen dagegen wehren, vom Bund aufgezwungen. Das BSV erachtet höhere Zinsen schlicht und einfach unverantwortlich und stuft Sammelstiftungen, die höhere Leistungen erbringen und dafür Schwankungen des Portfolios in Kauf nehmen, als besonders hohes Risiko ein.

Was für Politiker und ihre Beamten nicht sein soll, darf nicht sein, auch wenn es erwiesenermassen so ist. Der Sozialminister weist Sammelstiftungen mit dem auch als Lex Profond bezeichneten Art. 46 BVV2 in selbstzerstörerische Schranken.

Aufgezwungene Ertragseinbussen

Im seinem vereinfachten, weit überdefinierten mathematischen Vorsorgemodell geniesst die Äufnung von Schwankungsreserven erste und einzige Priorität, was zwingend zu zyklischem Anlageverhalten auf niedrigstem Ertrags-, sprich Leistungsniveau führt.

Langfristige reale Verluste auf den Pensionskassenvermögen werden damit unvermeidbar und treffen vor allem bescheidene Sparer und Pensionsberechtigte. Ihre Sparguthaben und Renten werden durch aufgezwungene Ertragseinbussen laufend substantiell geschmälert. Die Sanierung erfolgt auf ihrem Buckel. Sie sollen ihre Einbussen künftig durch noch mehr Beiträge in das defizitäre System wettmachen.

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