Für die Neue Helvetische Bank ist klar, dass von ETFs und insbesondere von LTEFs ein Systemrisiko ausgehen kann.

In diesem Sommer wurde auf der Webseite der US-Notenbank ein sehr interessantes Papier publiziert.

Tugkan Tuzun, Ökonom des Board of Governors of the Federal Reserve System, argumentiert darin, dass die heute sehr populären gehebelten ETFs, so genannte Leveraged and Inverse Exchange Trade Funds (LTEFs), einen Aktien-Crash ähnlich jenem des Jahres 1987 herbeiführen könnten.

Dramatischer Kurszerfall

Im Jahr 1987 wurde der Kurzsturz durch erste, einfache Computer-Tradingsysteme (damals als Portfolio-Versicherungsmechanismen bezeichnet) losgetreten. Diese trugen massgeblich zum dramatischen Kurszerfall im Herbst von 1987 bei.

Tuzun hat in seiner Studie die US-amerikanischen LETFs und deren Wirkung in den vergangenen Jahren untersucht. Heute entspricht gemäss Tuzun das LTEF-Rebalancing einer 1-prozentigen Marktbewegung Aktien im Gesamtwert von 1,04 Milliarden Dollar!

Weiter argumentiert der Autor, dass diese passiven Finanzinstrumente zur Marktvolatilität in den Jahren 2008 und 2009 und in der zweiten Hälfte von 2011 beitrugen.

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Die Grafik illustriert die Entwicklung der hypothetischen Zuflüsse in LTEFs als Reaktion auf einen 1-prozentigen Anstieg der Aktien im Zielindex in Relation zum Gesamttagesumsatz seit Mitte 2006. Die Tagesumsätze wurden jeweils über 20 Tage rollierend gemittelt.

Die Kehrseite passiver Anlagen

Daraus zieht Thomas Della Casa von der Neuen Helvetischen Bank in Zürich den Schluss: «Die Finanzwelt ist nicht sicherer geworden. Die Popularität der passiven Anlageinstrumente hat ihre Kehrseite. In Zeiten erhöhter Volatilität können diese Instrumente einen Markt sogar zum Kippen bringen. Im Weiteren ist auch vorstellbar, dass bei einem Run ein Liquiditätsengpass eintreten könnte.»

Diesen Mechanismus beschrieb bereits das Financial Stability Board (FSB) und erntete dafür harsche Kritik der ETF-Branchenvertreter. Aufgefallen ist Thomas Della Casa vor allem im 1. Halbjahr 2013, wie die aktiven Käufe der passiv investierenden Nationalbanken vor allem gegen Börsenschluss jeweils den Markt bewegten.

Von ETFs geht Systemrisiko aus

Deshalb ist für die Neue Helvetische Bank klar, dass von ETF und insbesondere LTEFs zweifelsfrei ein Systemrisiko ausgehen kann.