Das ist nicht etwa das Ende der finews.ch-Kolumne «Guruwatch». Dennoch müssen sich die Investment-Profis zunehmend vor einer eiskalt kalkulierenden Konkurrenz fürchten.

Warren Buffett, der wohl berühmteste Börsen-Guru, sagte es 1978 klipp und klar: «Meiner Meinung nach wird es nicht gelingen, mit Computer-Programmen oder ausgeklügelten Formeln den Erfolg beim Investieren zu sichern.»

Heute, fast Vierzig Jahre später, machen Computer sich daran, genau dies zu tun. Wie die britische Zeitung «Financial Times» (Artikel bezahlpflichtig) berichtete, arbeiten Entwickler in der Finanzbranche nämlich mit Hochdruck daran, mit ihren Maschinen die nächste grosse Hürde zu nehmen: jene der künstliche Intelligenz, kurz AI.

Nachdem Computer-basierte Handelsprogramme schon weitherum eingesetzt werden und im Zusammenhang mit «flash-crashs» für hitzige Diskussionen an den Börsen sorgen, wird von den denkenden Maschinen nun der grosse Durchbruch erwartet.

Heiss umworbene Fachkräfte

Traditionelle Asset Manager rüsten deshalb auf, wo sie nur können. So der weltgrösste Vermögensverwalter Blackrock, der eine eigene AI-Abteilungen unterhält. Oder die führende amerikanische Hedgefonds-Anbieterin Bridgewater, die dazu extra den Leiter für den Bereich künstliche Intelligenz vom IT-Riesen IBM zu sich holte.

Computer-Wissenschafter, so die «Financial Times», seien zu den am heissesten umworbenen Fachkräften im Finanzwesen geworden.

Unbeweglicher Verstand

Für viele Branchen-Exponenten ist klar, warum. Der menschliche Verstand habe sich in den letzten 100 Jahren kaum entwickelt, sagt etwa David Siegel, Co-Chef des amerikanischen Hedgefonds Two Sigma. Umso schwerer falle es, mit althergebrachten Methoden die globalisierten und digitalisierten Märkte noch zu überblicken. «Die Zeit kommt, wo kein menschlicher Investor einen Computer mehr schlagen kann».

Ganz ähnlich denkt auch Leda Braga, Chefin des in Genf ansässigen Quant-Hegdefonds Systematica. «Ich vermute, dass die Zukunft den Systemen gehören wird», stellte sie unter Eindruck der Turbulenzen rund um den Frankenschock von Januar 2015 fest.

Kreative Perlentaucher

Tatsächlich leisten Investment-Roboter heute schon Beträchtliches. So werden sie eingesetzt, um aus gewaltigen Datenmengen jene Informations-Perlen herauszufiltern und so Investment-Signale zu entdecken, die ein Mensch glatt übersehen würde.

Ein weiterer Schritt hin zur künstlichen Intelligenz gelingt jenen Maschinen, die nach neuen Strategien zu suchen beginnen, wenn die alten versagen. Damit liesse sich insbesondere dem Problem begegnen, dass herkömmliche Algorithmen überraschende Marktschwankungen noch verstärken. Eben, weil sie zu lange an der gleichen Regel festhalten.

Den Faden verloren

Zwar mögen die Maschinen immer kreativer und intelligenter werden. Doch noch fehlt es ihnen an Vernunft. So neigen Algorithmen dazu, Zusammenhänge zu sehen, wo keine sind – um daraus die falschen Schlüsse zu ziehen. Ein entscheidender Nachteil in Krisen, wo das menschliche Gehirn zu kreativer Höchstform aufläuft, Computer aber im Inforauschen oftmals den Faden verlieren.

Das weiss man auch bei den Entwicklern von Blackrock nur zu gut. Kapitän Chesley Sullenberger, der 2009 mit seinem Flugzeug erfolgreich auf dem Hudson River notwasserte, sei das beste Beispiel für die Überlegenheit des Menschen gegenüber Maschinen, müssen selbst die AI-Cracks des Fonds-Riesen zugeben.

So schnell haben demnach auch die Gurus nicht ausgedient.