Es gibt wohl nur wenige Ökonomen, die derzeit den Dollar gegenüber dem Euro schwächer sehen. Einer davon ist Martin Hüfner. Er nennt sechs Argumente, die für ein Euro-Comeback sprechen.

Die Musik spielt seit einiger Zeit in den USA. Die Wirtschaft brummt, die Aktienkurs steigen, und der Dollar rennt dem Euro davon. Auch gegenüber dem Franken zog der Greenback seit dem Fall der Kursuntergrenze wieder deutlich an.

Und das Gros der Devisenauguren sehen den Dollar noch weiter steigen, sollte die US-Notenbank die Zinsen anheben.

Martin Hüfner, Chefökonom des deutschen Vermögensverwalters Assenagon, warnt aber vor zu viel Dollar-Euphorismus. Zwar könne sich die Aufwertung der US-Währung noch etwas fortsetzen. Aber auf lange Sicht spreche einiges dafür, «dass die Verhältnisse auf den Devisenmärkten drehen und sich der Euro wieder erholt».

Das schreibt Hüfner in seinem aktuellen Wochenkommentar, nachzulesen im Fachmagazin «Institutional Money». Für seine Beobachtungen nahm er die Euro-Dollar-Entwicklung der vergangenen 60 Jahre unter die Lupe (siehe Chart).

Euro Dollar Grafik 501

(Quelle: Bundesbank, eigene Berechnungen)

Die Eurokurse vor der Einführung der Gemeinschaftswährung im Jahr 1999 leitete er der Einfachheit halber aus der D-Mark ab. Daraus ergaben sich für Hüfner sechs «interessante Schlussfolgerungen»:

  1. Die Bewegung des Wechselkurses zum Dollar habe sich durch den Übergang von der D-Mark zum Euro kaum geändert: «Die Gründung der Währungsunion war – anders als viele das gedacht haben – keine Zäsur.»
  2. Seit dem Übergang zu flexiblen Wechselkursen Anfang der siebziger Jahre hätten sich die D-Mark beziehungsweise der Euro gegenüber dem Dollar im Trend permanent aufgewertet.
  3. Die Entwicklung des Euro-Dollar-Kurses sei über all die Jahre in relativ geordneten Bahnen verlaufen, konkret in einer Bandbreite von +/-25 Prozent.
  4. Seit Beginn der flexiblen Kurse gibt es laut Hüfner drei klar voneinander getrennte grosse Zyklen. Der erste endete 1985 mit der Dollarhausse. Der zweite fand seinen Tiefpunkt um die Jahrtausendwende mit der Schwäche des Euro nach der Einführung der Währungsunion. Den dritten erleben wir gerade jetzt. Bemerkenswert sei, dass die Zyklen, gemessen an den Tiefpunkten, jeweils 15 Jahre auseinander liegen, schreibt der Ökonom. Daraus folgert er...
  5. «Wenn sich die Zyklen wie in der Vergangenheit fortsetzen, dann stehen wir jetzt erneut vor einem Wendepunkt. Der Dollar müsste schwächer werden, der Euro stärker.»
  6. «Die Amerikaner haben sich in der Vergangenheit jeweils gegen einen allzu stark werdenden Dollar gewährt – letztmals 1985. Zwar werden die Amerikaner nun den Druck des starken Dollars im Wettbewerb auf den Weltmärkten spüren. Sie sind aber – noch – nicht bereit, Gegenmassnahmen zu ergreifen», weiss Hüfner.