Jetzt ist es offiziell: Die Schweizerische Bankiervereinigung bekommt einen neuen Präsidenten. Patrick Odier löst im September Pierre Mirabaud ab.

Wer ist der neue Mann an der Spitze des Dachverbands der Schweizer Banken? Und was für Ziele wird er verfolgen? In der Schweizer Finanzszene ist Patrick Odier kein Unbekannter: Nachdem er über 20 Jahre lang geschäftsführender Teilhaber bei Lombard Odier & Cie war, wurde er im Juli 2008 Senior Partner der Genfer Privatbank.

Letzten Oktober wurde er auch in den Verwaltungsrat der Schweizerischen Bankiervereinigung (SBVg) gewählt. Am nächsten Bankiertag vom 17. September soll er nun Pierre Mirabaud als Präsident ablösen.

Patrick Odier ist bereits über diverse Institutionen auf dem Finanzplatz engagiert: So ist er Gründungsmitglied des Stiftungsrats des Swiss Finance Institute sowie Vizepräsident der Stiftung Genève Place Financière; ausserdem vertritt er als Vizepräsident der Economiesuisse die Interessen der Banken im Verband der Schweizer Wirtschaft.

Seine Ausbildung absolvierte der gebürtige Genfer an der Universität Genf (Studium der Wirtschaftswissenschaften), anschliessend holte er einen MBA in Finance an der Universität Chicago.

Guter Ruf ist Geld wert

Wie der bisherige Präsident Pierre Mirabaud ist auch Odier ein grosser Verfechter des Schweizer Bankgeheimnisses. In erster Linie gehe es dabei um das Recht auf Privatspähre und weniger um Feinheiten zwischen Steuerbetrug und Steuerhinterziehung, argumentiert Odier – womit er voll auf der klassischen Linie der Schweizer Bankiers bleibt. «Der Schutz der Privatsphäre im Sinne des Datenschutzes für alle Bankkunden bleibt auch in Zukunft eine wichtige Aufgabe für uns Bankiers in der Schweiz», sagte er anlässlich seiner Ernennung durch den Verwaltungsrat der Bankiervereinigung.

Weiter möchte Odier vor allem die Reputation des Finanzplatzes Schweiz verbessern. «Um dieses Ziel zu erreichen, braucht es ein hohes ethisches Verhalten jedes Bankiers», kommentiert er und führt aus, dass das Land wieder mehr Bankiers und weniger «Banker» brauche.

Absage an den Exodus

Grundsätzlich sehr optimistisch äusserte sich Odier nach seiner Wahl über die Zukunftsperspektiven des Schweizer Finanzplatzes. Wichtig sei dabei, dass die Bankiers eng mit den Behörden zusammenarbeiten – zumal bei Fragen der Regulierung. Dieser Aufgabe will sich der neue Präsident offenbar speziell widmen.

Patrick Odier hatte sich bereits letzte Woche in einem Interview mit dem «Figaro» über die Chancen des Schweizer Finanzplatzes geäussert: «Das Bankgeheimnis bleibt garantiert», sagte er dabei ans französische Publikum gerichtet. Im Interview wandte sich der designierte Präsident der Bankiervereinigung gegen die These, bald sei ein Exodus von Kunden nach Asien zu erwarten. Dies sei «illusorisch», so Odier, «zumal sich auch die asiatischen Finanzplätze zu mehr Transparenz hinbewegen».

Sowohl seine eigene Bank Lombard Odier als auch der ganze Finanzplatz Schweiz hätten seit Jahresbeginn mehr Zuflüsse als Abzüge von Geldern registriert – und dies sei kein Zufall: «Es erklärt sich daraus, dass das Schweizer Banksystem mit Ausnahme der UBS der Krise sehr gut widerstanden hat, und dass es die Werte der Kunden gut schützte.»

Neue Milliarden aus neuen Märkten

Wenn sich Kapitalbewegungen ergeben hätten, so wegen bestimmten Folgen der Finanzkrise, und nicht wegen neuen Gegebenheiten bei den Steuern. «Die neuen Vermögen aus Asien, Nahost, Osteuropa und Lateinamerika sind Teil einer neuen Kundschaft der Schweizer Banken.»

Lombard Odier – so sagte der Teilhaber gegenüber der Pariser Zeitung weiter – verwalte derzeit Vermögen in der Höhe von 130 Milliarden Franken; und er erwarte einen Anstieg im selben Ausmass wie 2008. Das heisst: im Rahmen von 5 bis 10 Prozent der Assets.

 

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