Das Retailbanking mag zwar langweilig sein, aber es ist auch in Krisen ein Garant für stabile Eigenkapitalrenditen. Die Schweizer Banken schneiden im europäischen Vergleich gut ab.

Das Retail Banking in Europa ist trotz Schuldenkrise, Konjunkturschwäche und teilweise auch Rezessionen überraschend robust geblieben. Wie das Beratungsunternehmen Oliver Wyman in seiner Studie «European Retail Banking» schreibt, hat im schwierigen Umfeld und trotz Profitabilitätsdruck gerade das Privat- und Geschäftskundengeschäft eine neue Dynamik erlebt.

In der Studie wurden die neun grössten europäischen Märkte und ihr Retail Banking untersucht. Das wichtigste Resultat: Europaweit zeigt das Privat- und Geschäftskundengeschäft eine solide Profitabilität und Eigenkapitalrenditen im zweistelligen Bereich.

Die Märkte in Grossbritannien, Schweden, Frankreich und der Schweiz generieren zum Teil deutlich über 15 Prozent Eigenkapitalrendite, wie die Studie zeigt. Diesen Wert erreichen zurzeit die Investmentbanken meistens nicht mehr.

Am dynamischsten entwickeln sich Türkei und Russland

Der deutsche Markt erreicht ebenfalls eine zweistellige Rendite mit 12 Prozent. In Südeuropa (Italien und Spanien) sind vergleichbare Renditen zwar nur einstellig. Gemessen an der makroökonomischen Situation der Region wertet Oliver Wyman dies jedoch als positives Signal.

Deutlich dynamischer und auch profitabler sind Märkte wie die Türkei oder Russland. Dort werden Eigenkapitalrenditen von über 20 Prozent erzielt. Ein Resultat der Kombination aus stärkerem Wachstum, höheren Margen und einigen bemerkenswerten Innovationen in Distribution und Kundenmanagement, wie die Verfasser feststellen.

Die Schweiz und ihr Hypothekenmarkt

In der Schweiz werde der Retailmarkt ertragsseitig durch die grossen Hypothekenbestände bestimmt, so Klaus Hölzer, Partner bei Oliver Wyman. «Mehr als in allen anderen Ländern». Angesichts der tiefen Zinsen spiele dafür das Zinsgeschäft eine deutlich geringere Rolle als in den meisten anderen untersuchten europäischen Märkten.

Die Verfasser halten trotz des positiven Bildes fest, dass die Profitabilität des Privatkundengeschäftes weiterhin unter Druck stehe. «Intensivere Regulierung, makroökonomische Herausforderungen, aber auch neue Wettbewerber, die die interessantesten und profitabelsten Produkte und Teile der Wertschöpfungskette angreifen, gefährden die Profitabilität des gesamten Segments», heisst es. 

Stärker auf den Kunden ausrichten

Die Studie gibt entsprechend Empfehlungen, wo Banken strategische und taktische Werthebel nutzen können: In der stärkeren Nutzung digitaler Kanäle, mit der strukturellen Umgestaltung des Filialnetzwerkes oder durch eine stärkere Anpassung der Angebote an die Bedürfnisse der Geschäftskunden. Eine stärkere Ausrichtung der Geschäftsmodelle auf die Kunden werde eine wichtige Rolle spielen, heisst es. Dies insbesondere auch deswegen, weil wegen Mifid der Schutz der Bankkunden verstärkt wird. 

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