Auf den niederländischen Robo-Advisor Pritle hat in der Schweiz niemand gewartet. Dennoch sieht Gründer und CEO Thomas Bunnik enorme Möglichkeiten, wie er im Gespräch mit finews.ch verrät.

Wenn Thomas Bunnik auf die Private-Banking-Hochburg Schweiz blickt, sieht er eine tief verankerte Tradition der Vermögensverwaltung mit starken lokalen Playern, die eine hohe Qualität liefern und in einem enormen Wettbewerb um Kunden und Assets stehen.

Eigentlich ist dies kein einladendes Umfeld für einen Markteintritt. Aber Bunnik, der vor einem Jahr den digitalen Vermögensverwalter Pritle mit weiteren Partnern lancierte, sieht auch etwas anderes: Traditionelle Kundenansprache, klassisches «Offline»-Wealth-Management und vergleichsweise teure Dienstleistungen, die nur den Bruchteil einer potenziellen Kundschaft ansprechen.

Neuzugang zu Wealth Management

«Wir sehen auf der Schweizer Karte einen grossen weissen Fleck», sagt Bunnick im Gespräch mit finews.ch. «Kunden, die aufgrund ihrer Vermögenslage bislang keinen Zugang zu Wealth-Management-Services hatten.»

Pritle, den Schweizer Markteintritt meldete finews.ch bereits vergangene Woche, setzt die Hürden niedrig an. Bereits ab 10 Euro sind über die Plattform Investitionen möglich.

Die Kosten sind mit jährlich 0,5 Prozent auf der angelegten Summe vergleichsweise tief. Pritle bietet eine Art personalisiertes Anlegen: Kunden können verschiedene Portfolios mit unterschiedlichen Anlagezwecken und -zielen führen, wie Vorsorge, Kinderausbildung oder die nächsten Ferien.

Flat Fee für vermögende Kunden

Das Bedürfnis scheint vorhanden zu sein – zumindest in den Niederlanden und in Belgien, wo Pritle in den vergangenen acht Monaten über 3'000 Kunden anzog, während sich gleichzeitig die durchschnittliche Portfoliogrösse von 2'000 auf 8'000 Euro erhöhte.

Ein Lockangebot für vermögendere Kunden: Die nominale Jahresgebühr übersteigt den Betrag von 1'250 Euro nicht. Das heisst, jegliche Vermögen über 250'000 Euro werden gratis verwaltet.

Ziel: 1'000 Kunden bis Ende Jahr

In der Schweiz, ist sich Bunnik bewusst, wird der Kundenzuspruch möglicherweise zäher sein. Gleichwohl hat er das Ziel, bis Ende 2016 mindestens 1'000 Kunden zu gewinnen.

«Die Kunden werden nicht über Nacht zu Pritle kommen, das wird Zeit in Anspruch nehmen, auch um das Vertrauen zu gewinnen und aufzubauen», so der 32-Jährige Ex-ABN-Amro-Banker.

Bildung in Sachen Finanzen vermitteln

Er hat auch nicht vor, gewaltige Summen für Marketing auszugeben, sondern er will mit gezielten Auftritten und Aktionen unter einer potenziellen Kundschaft ein Bewusstsein zu fördern, dass auch mit verhältnismässig wenig Geld Anlagelösungen erhältlich sind, die eine finanzielle Perspektive bieten.

Insbesondere im gegenwärtigen Zinsumfeld, in welchem auf Spareinlagen kein Geld zu verdienen ist, hält Bunnik das Pritle-Angebot für attraktiv.

Persönliche Beratung nicht ausgeschlossen

Er glaubt, dass sich auch die vergleichsweise geringe Preissensitivität der Schweizer gegenüber Bankdienstleistungen in diesem Zusammenhang deutlicher zeigen wird. Tiefe Kosten sind immer noch das probateste Mittel, eine höhere Rendite auf Einlagen zu erzielen.

Nicht ausgeschlossen sei auch, dass Pritle den reinen Online-Service spezifisch in der Schweiz mit einer persönlichen Beratung ergänze – etwas, was im niederländischen Markt nicht notwendig sei.

Kooperationen im Visier – etwa mit Hotels

Pritle ist in den Augen der Betreiber mehr als ein Robo-Advisor. «Wir gehen über das reine Wealth Management hinaus, indem wir beispielsweise weitere Finanzdaten des Kunden für eine Gesamtübersicht integrieren», so Bunnik.

Ausserdem sei die Plattform offen für Kooperationen mit anderen Branchen. «Das bietet Kunden weiteren Mehrwert», so der Pritle-Gründer.

Als Beispiel nennt er die in den Niederlanden bestehende Kooperation mit der Hotel-Buchungs-Plattform «Booking». Wenn Pritle-Kunden über Booking ein Hotel reservieren, wird der eingesparte Rabatt direkt auf das Konto übertragen. Bunnik sagt, weitere ähnliche Kooperationen seien in der Pipeline.

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