Der Chef der Credit Suisse (Schweiz) ist erstaunt, dass sich die Konkurrenz mit den Wachstumszielen der Schweizer Rechtseinheit befasst. Er würde das nie tun, sagt Thomas P. Gottstein im Interview.

Die Schweizer Rechtseinheit der Credit Suisse (CS) soll die «beste Bank der Schweiz» werden. Punkt. Das sagt CS-Manager Thomas P. Gottstein im Interview mit dem Firmenmagazin «bulletin». Dabei hat sie sich die Bank zum Ziel gesetzt, bis 2018 einen Vorsteuer-Gewinn von 2,3 Milliarden Franken erzielen.

Dass einige Konkurrenten (in der Branche) dieses Wachstumsziel im Heimmarkt als viel zu ambitioniert bezeichnen, bringt Schweiz-Chef Gottstein offensichtlich nicht aus der Ruhe. Er sagt: «Unser Ziel ist ehrgeizig, natürlich, aber das sollen Ziele auch sein.» Dem fügt er zwei Beobachtungen an.

Jedes Jahr verschwinden zehn Banken

Erstens: «Wir sind auf Kurs.» Zweitens: «Es ist bemerkenswert, das sich unsere Konkurrenten überhaupt über unseren Businessplan äussern. Ich würde dies nie tun. Das kann ich auch so interpretieren, dass sie nervös werden.»

Mit Blick auf die Schweizer Bankenlandschaft sagt Gottstein: «Jedes Jahr verschwinden zehn Bank in der Schweiz – da kommen jeweils interessante Jobprofile auf dem Markt, für die wir attraktiv sind.»

Zukäufe werden ein Thema

«Wir erwarten auch, dass gewisse Institute zu externen Vermögensverwaltern werden, die wir dann unterstützen können. Und ja: Nach dem Börsengang werde auch Zukäufe ein Thema sein», sagt Gottstein weiter.

Der Banker arbeitet bereits seit 17 Jahren für die CS und gilt daher in einer Branche, die in den letzten Jahren immer kurzfristiger funktioniert, als besonders loyal. Darauf angesprochen sagt Gottstein: «Ich hatte das Glück, immer gute Mentoren zu haben.»

Vertrauenswürdige Kollegen

Als solche nennt er den früheren Investmentbanking-Chef Schweiz, Marco Illy, den verstorbenen CS-Präsidenten Hans-Ulrich Doerig und den früheren CS-Investmentbanking-Chef in Grossbritannien, James Leigh-Pemberton.

Gottstein betont ebenfalls: «Ich hatte auch immer Kollegen, denen ich vertrauen konnte, und die mir vertrauten. Das schafft Loyalität und Wertschätzung. Das sind für mich sehr wichtige Werte, ja.»

Oswald Grübel und der Hund

Diese Aussage entbehrt nicht einer gewissen Ironie, sagte doch einst der frühere CS-Konzernchef Oswald Grübel in einem internen Meeting, die Engländer hätten ein Sprichwort, das laute: «If you want loyalty, buy a dog.» Dabei zitierte er eine Aussage aus dem Film «Wall Street» in der es heisst, dass man sich einen Hund zutun soll, wenn man Loyalität wolle.  

Doch davon ist Gottstein – der früher selber ein höchst erfolgreicher Investmentbanker war – weit entfernt. Denn er erklärt: «Wir sind die einzige Bank, die sagen kann: Wir konzentrieren uns voll auf die Schweiz. Die anderen grösseren Banken haben ja alle auch noch ein Offshore-Geschäft.»

Pragmatisch und schweizerisch

Und daraus zieht er auch ein Fazit, wie man es in jüngster Zeit nicht von vielen Bankchefs gehört hat: «Wir müssen in einer komplexen Welt auch wieder einfacher und pragmatischer werden. Wir wollen wieder schweizerischer sein.»

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