Rolf Bögli stiess erst im April 2009 zur Credit Suisse. Seither leitet er den Bereich Private Banking Switzerland. Eine Schlüsselposition.

Vor seiner Zeit bei der Credit Suisse arbeitete Rolf Bögli bei der direkten Konkurrenz – bei der UBS, wo er zuletzt in den USA den Posten des Chief Operating Officer der Wealth Management Advisor Group USA bekleidete.

Als er die UBS Mitte 2008 aus eigenem Antrieb verliess, stand für ihn noch nicht fest, dass er bei der Credit Suisse anheuern würde. Doch schliesslich ging es schneller als er je gedacht hätte.

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Zuwanderer im Visier

Inzwischen hat sich der «Neue» bei der CS gut eingelebt. Das Schweizer Private-Banking hält er für ein dynamisches Geschäftsfeld, das in jüngster Zeit nicht nur grossen Veränderungen ausgesetzt war, sondern auch enorme Chancen in teilweise neuen Kundensegmenten bietet. Dazu gehören unter anderem viele vermögende Ausländer, die in die Schweiz einwandern, um hier zu leben und zu arbeiten.

Rolf Bögli ist Betriebsökonom FH und verfügt über ein M.B.A. der Universität Bern/University of Rochester, USA. Der Bankfachmann Rolf Bögli ist eine ausgewiesene Führungspersönlichkeit.

Grosse USA-Erfahrung

In den letzten dreissig Jahren leitete er verschiedene Front- und Stabsbereiche für die UBS und deren Vorgängerorganisationen. 2004 übernahm er die Leitung des UBS Wealth Management der Region Mittelland.

Ab 2007 lebte er in den USA und war Chief Operating Officer Wealth Management Advisor Group USA.

Herr Bögli, wie geht es dem Credit Suisse Private Banking in der Schweiz nach den Verwerfungen der jüngsten Finanzkrise?

Rolf Bögli: Es war für das Private Banking Switzerland der Credit Suisse ein enormer Vorteil, Teil einer starken, globalen Bank zu sein. Die Credit Suisse hat die letzten zwei Jahre als Chance genutzt und ist als einer der Gewinner aus dieser Krise hervorgegangen. Wir konnten weltweit unsere Präsenz sowie unsere Kapazitäten ausbauen und sind jetzt bereit, die Herausforderungen der Zukunft anzupacken.

Wie sieht es finanziell aus?

Finanziell liegen wir zweifellos hinter den Spitzenjahren zurück. Die verwalteten Vermögen haben unter den Marktverwerfungen gelitten, und die Kunden sind weiterhin sehr zurückhaltend. Dank den Möglichkeiten der integrierten Bank gibt es jedoch noch ein Riesenpotential, welches wir durch unsere Stärken auch nutzen wollen.

Inwiefern hat die Krise Ihren Beratungsansatz verändert?

In der Schweiz haben wir im Private Banking die letzten zwei Jahre genutzt, um noch näher bei unseren Kunden zu sein. Die Finanzkrise hat die Kunden insbesondere in Sachen Risiko stark sensibilisiert. Deshalb messen wir der Ermittlung der Risikoneigung eines Kunden im Rahmen unseres Beratungsansatzes noch höhere Bedeutung zu. Insgesamt haben wir unser Angebot für Private-Banking-Kunden ausgebaut sowie die Expertise innerhalb der Bank für unsere sehr vermögenden Kunden neu gebündelt. Entsprechend hoch sind unsere Wachstumsziele in der Schweiz.

Wie gehen Sie mit den Verunsicherungen der Kunden im heutigen Marktumfeld um?

Eine gewisse Verunsicherung als Folge der letztjährigen Marktverwerfungen ist verständlich. Aufgrund der Verluste, welche die Kunden auf ihren Anlagen erlitten, haben viele ihre Anlageentscheide hinterfragt und machen sich vermehrt Gedanken zur Nachhaltigkeit ihrer Anlagen sowie zur eigenen Risikofähigkeit respektive Risikobereitschaft.


«Unsere Expertise geht über das reine Private Banking hinaus»

Im Sinne der optimalen Kundenbetreuung in dieser Beziehung können wir beispielsweise heute gemeinsam mit dem Kunden eine Risikoanalyse des Portfolios unter verschiedenen Marktszenarien durchführen und die erwartbaren Konsequenzen auf die Vermögenswerte unter diesen Szenarien transparent machen. Diese Kompetenz wird ausserordentlich geschätzt.

Belasten die Diskussionen um das Bankgeheimnis das Verhältnis zu Ihren Kunden?

Der Schutz der Privatsphäre ist nach wie vor ein zentrales Element unserer Rechtsordnung. Die Kunden kommen zur Credit Suisse, weil sie hier einen erfahrenen und verlässlichen Partner mit grosser Expertise finden, welcher eine überzeugende Produktepalette besitzt und international ausgerichtet ist. Und was in der Schweiz sonst noch für uns spricht: Unsere Expertise geht über das reine Private Banking hinaus. So verfügen wir über das richtige Mass Nähe zur Unternehmenswelt, sind global vernetzt und können Expertise in vielfältiger Weise bereitstellen.


«Natürlich wollen wir den ′Share of Wallet′ möglichst hoch halten»

Natürlich haben die Geschehnisse rund um das Bankgeheimnis, nicht zuletzt aufgrund der breiten Diskussion in den Medien, zu Fragen bei unseren internationalen Kunden geführt. Wir können diese Fragen jedoch in aller Regel transparent und im Einklang mit den Anstrengungen der Schweiz im Bereich der Doppelbesteuerungsabkommen beantworten.

Vermögende Kunden unterhalten in der Regel Beziehungen zu mehreren Finanzinstituten. Wie gehen Sie mit diesem «Problem» um?

Selbstverständlich ist es unser Ziel, unseren Anteil am Vermögen des Kunden zu steigern und den so genannten «Share of Wallet» möglichst hoch zu halten. Das erreicht man, indem man einen ausgezeichneten Service bietet, sich Zeit für den Kunden nimmt, die individuellen Kundenbedürfnisse erkennt und abdeckt.


«Wir haben begonnen, unsere Ausbildung zu zertifizieren»

Kurz, indem man dem Kunden durch die Zusammenarbeit mit der Credit Suisse einen echten Mehrwert bietet. Dies führt zu einer hohen Kundenzufriedenheit – und dies ist der entscheidende Faktor. Um dies zu erreichen, bilden wir unsere Berater und Beraterinnen nicht nur konstant und auf hohem Niveau aus, sondern sind dazu übergegangen, diese Ausbildungen auch zu zertifizieren. Damit möchten wir sicherstellen, dass unsere Kunden gemäss ihren Bedürfnissen optimal beraten werden.

Was bedeutet der Faktor Zeit in der Kundenberatung?

Sich Zeit für den Kunden zu nehmen – das ist heute der eigentliche Luxus, welchen wir unseren Kunden bieten. Unsere Beraterinnen und Berater im Private Banking können sich – im Vergleich zu anderen Banken – auf eine kleinere Zahl von Kunden konzentrieren und so besser auf deren individuelle Situation eingehen. Wir müssen aber auch die richtigen Dienstleistungen und Produkte anbieten.


«Wir haben die Vielfalt unserer Vermögensverwaltungsmandate erhöht»

Gerade hier haben wir im letzten Jahr grosse Anstrengungen unternommen. So haben wir beispielsweise in die Qualität sowie die Vielfalt unserer Vermögensverwaltungsmandate investiert. Wir sind überzeugt, dass diese Lösungen für viele Kunden eine sinnvolle Art der Vermögensverwaltung sind, da sie es erlauben, den Kunden die Investmentexpertise der Credit Suisse flexibel und effizient zu liefern.

Wie ist Ihre Vision vom Schweizer Private Banking im Jahr 2015?

In Zukunft werden Kompetenz, Spezialexpertise, Zuverlässigkeit, Produkte- und Servicevielfalt sowie Stabilität – vor allem aber Kundenorientierung – noch wichtiger werden. Wenn der Wettbewerb ein Kompetenzwettbewerb sein wird, dann ist das für den Schweizer Private-Banking-Standort positiv. Der Finanzplatz Schweiz kann jetzt die Chance nutzen und die Weichen stellen, um sich von den Konkurrenten gerade über diese Qualitätsmerkmale abzuheben.

Lesen Sie das vollständige Interview in der PRIVATE Ausgabe 1/2010 – Das Magazin für private und institutionelle Investoren.

 

 

War die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rückblickend gesehen die beste Lösung?
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