Noch nie war so viel Bewegung im Schweizer Markt für Banken-IT-Dienstleistungen. Einige Anbieter konnten deutlich profitieren – der grösste ging aber leer aus.

Die laufende Bankenkonsolidierung in der Schweiz verschärft den Konkurrenzkampf unter den Anbietern von IT-Dienstleistungen erheblich. Bis Ende Oktober 2016 kam es entsprechend zu deutlichen Marktanteils-Veränderungen, wie aus einer Studie des in Deutschland und in der Schweiz tätigen Beratungsunternehmens Active Sourcing vom Dienstag hervorgeht.

In der Studie figurieren einerseits die klaren Gewinner: Sie heissen Avaloq und Avaloq Sourcing, Temenos sowie Inventx. Und andererseits gilt die Swisscom als grösste Verliererin. Die genaue Auswertung ist dem «Handout Swiss Banking» zu entnehmen.

Arizon von Raiffeisen fällt ins Gewicht

Die Studie unterscheidet drei Teilmärkte: Kernbankensysteme, IT-Outsourcing und Business Process Outsourcing (BPO). Letzterer wuchs per Ende Oktober 2016 am stärksten, nämlich um 26 Prozent.

Das Plus hat einen Hauptgrund: Das Joint-Venture Arizon, zwischen Avaloq und Raiffeisen, gilt in der Studie als vollwertiger BPO-Anbieter und erreicht einen Marktanteil von 16,8 Prozent.

Avaloq konnte Verlust von BSI teils kompensieren

Damit reduzierte sich zwar der Marktanteil von Avaloq Sourcing, der BPO-Tochter des Softwareentwicklers, doch unterm Strich ist Avaloq die Gewinnerin im Schweizer BPO-Geschäft mit einem kombinierten Marktanteil von 29,2 Prozent.

Dies, obwohl sie die Tessiner Privatbank BSI als BPO-Kunden im laufenden Jahr verlor. Als Neukunden konnte Avaloq dafür die Axion Swiss Bank, eine Tochter der Tessiner BancaStato, die BBVA Suiza sowie die Banque Privée Edmond de Rothschild gewinnen.

Gewinner des Jahres: Temenos

Avaloq bleibt auch als Anbieterin von Kernbankensystemen die Marktführerin hierzulande (vgl. nachstehende Grafik). Doch heisst der Aufsteiger des Jahres heisst Temenos.

Bankenlosung gewichtet nach Anzahl Mitarbeitenden

Die Genfer Softwareschmiede Temenos holte sich dieses Jahr den Grossauftrag, die IT-Plattformen der fusionierenden EFG International und BSI zusammenzulegen. Die BSI war bislang Avaloq-Kundin gewesen. Auch Julius Bär entschied sich für Temenos, führt die neue IT aber erst einmal in Singapur ein.

Die meisten Bankkunden hat Finnova

Besass Temenos im Vorjahr gerade mal einen Marktanteil von 3,6 Prozent (gewichtet nach Anzahl Mitarbeitenden), sind es heute 9 Prozent. Damit überholte Temenos die Anbieter TCS Bancs (5,8 Prozent) und Olympic (5,5 Prozent).

Unangefochtene Marktführerin ist mit 48,5 Prozent Avaloq, die den Verlust der BSI mit fünf Neuabschlüssen kompensieren konnte. Besonders ins Gewicht fällt auch hier die volle Anrechnung des Grosskunden Raiffeisen. Die Nummer 2 im Schweizer Markt, Finnova, verlor zwar keine Kunden, jedoch Marktanteile.

Der Marktanteil von Finnova beläuft sich noch auf 14,1 Prozent nach 20,7 Prozent im Vorjahr. Finnova bleibt hingegen bei der Anzahl bedienter Banken nach wie vor der Leader und versorgt hierzulande 40,4 Prozent der insgesamt 210 erfassten Institute.

Inventx profitiert

Und damit zur grossen Verliererin, der Swisscom: Ihr Marktanteil im Bereich IT-Outsourcing schwand von 45,6 auf 38,9 Prozent, weil 15 Clientis-Banken und weitere zehn RBA-Banken beschlossen, den Betrieb ihrer Banken-IT von der Swisscom abzuziehen.

ITO Losung gewichtet nach Anzahl Mitarbeitenden

Des einen Verlust ist des anderen Gewinn: Die in Chur domizilierte Firma Inventx gehört mit den an Land gezogenen Grossaufträgen zu den Siegern von 2016. Ihr Marktanteil stieg auf 13,9 Prozent.

Bei Swisscom läuft wenig an der Verkaufsfront

Die Swisscom hat der laufenden Entwicklung zurzeit offenbar wenig entgegenzusetzen. Gemäss Active Sourcing verliert der IT-Riese zum vierten Mal in Folge Marktanteile. Der Grund: Ihr letzter grosser Verkaufserfolg liegt mit der Zürcher Kantonalbank bereits zwei Jahre zurück.

Dass die Swisscom deutliche Marktführerin in den Bereichen IT-Outsourcing und BPO bleibt, verdankt sie dem Vorsprung aus ihrer regen Aquisitionstätigkeit in der Vergangenheit «und weniger einem nachhaltigen Sales-Erfolg», wie es heisst.

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