Sein Institut fürchte sich nicht vor einer Akquisitionen, erklärt Privatbankier Patrick Odier gegenüber finews.ch. Dennoch hat die Bank Lombard Odier seit ihrer Gründung 1796 noch nie eine Übernahme getätigt.


Herr Odier, im abgelaufenen Jahr ist der konsolidierte Reingewinn bei Lombard Odier um 13 Prozent zurückgegangen. Wie kam es dazu?

Wir hätten uns natürlich einen besseres Marktumfeld gewünscht, sind aber dennoch mit unserem Ergebnis zufrieden. Wenn Sie die Gewinnzahlen über die letzten drei Jahre betrachten, sind wir in der Spur. Im 2015 erzielten wir mit 140 Millionen Franken zwar einen höheren Gewinn, der aber durch den Verkauf von Beteiligungen nach oben gedrückt worden war. In 2014, betrug unser Reingewinn 120 Millionen Franken.

Das volatile Marktumfeld bremste die Kundenaktivität und schmälerte daher die Erträge. Zudem haben wir signifikante Investitionen in Technologie und Infrastruktur vorgenommen, die sich in der Erfolgsrechnung niederschlugen.

Was heisst das konkret?

Wir haben 2016 rund 80 Ingenieure für unsere Technologie-Plattform engagiert und insgesamt 45 Millionen Franken investiert. Gleichzeitig rekrutieren wir laufend erfahrene Kundenberater, um unsere Privatkundengeschäft zu stärken – vorab in Asien, wo wir mit unseren Vermögensverwaltungsmandaten ziemlich erfolgreich unterwegs sind, aber auch in Europa und in der Schweiz.

«Wir erwarten mittelfristig höhere Erträge»

Ist das Asiengeschäft profitabel?

Ja, aber es ist noch klein. Wir haben erst vor drei Jahren neu begonnen, den asiatischen Markt intensiver zu bearbeiten. Gleichzeitig sehen wir in Lateinamerika attraktive Wachstumschancen.

Wir eröffnen demnächst in Montevideo, Uruguay, ein weiteres Repräsentationsbüro. In Panama sind wir ja schon seit geraumer Zeit vertreten. Letztes Jahr haben wir zudem ein Büro in Milano eröffnet.

Können Sie die Rekrutierungen von neuen Kundenberatern in Zahlen fassen?

Wir engagieren pro Jahr im Schnitt 30 bis 40 Kundenberater. Dabei handelt es sich aber mehr oder weniger um eine Nettozahl.

«Unsicherheit ist auch eine Chance»

Das heisst: Es werden auch Kundenberater durch neue ersetzt. Die Kostenstruktur hat für uns absolute Priorität.

Dennoch kletterte das Kosten-Ertrags-Verhältnis auf hohe 83 Prozent.

Dies ist das Resultat unserer anhaltenden Investitionen, die mittelfristig höhere Erträge bringen. Im Vergleich zu unseren Mitkonkurrenten liegen wir bezogen auf das Private Banking und das Asset Management im Branchenschnitt.

Lombard Odier ist insgesamt 5,2 Milliarden Franken an Kundengeldern zugeflossen. Woher stammen die Gelder?

Die Zuflüsse sind breit gestreut. In einem grösseren Rahmen betrachtet, stammen 80 Prozent aus Europa und 20 Prozent aus Asien.

Die Risikoaversion der Kunden spürt auch Lombard Odier, wie die leicht rückläufigen Kundengelder zeigten. Wie begegnen Sie dieser Zurückhaltung?

Unsicherheit an den Finanzmärkten ist immer auch eine Chance für Vermögensverwalter, da das Bedürfnis nach Beratung deutlich zunimmt. In solchen Situationen ist der Dialog mit den Kunden absolut zentral, um herauszufinden, was die Kunden genau wollen. Entsprechend haben wir unser Angebot entwickelt, mit Fokus auf weniger riskante Anlagelösungen im Bereich der Festverzinslichen. Vor kurzem lancierten wird einen neuen Global-Climate-Bond-Fonds. Überdies erweiterten wir unser Angebot im Bereich Private-Equity.

Sie haben mit der Schwedin Annika Falkengren eine hochkarätige Bankerin als neue Partnerin gewinnen können, die gute Kontakte in die schwedische Industriellen-Dynastie Wallenberg pflegt. Was ändert sich nun bei Lombard Odier?

Wir sind keine «Ankündigungs-Banker», sondern überraschen lieber. Wir sind schon lange in Nordeuropa etabliert. Falkengrens lange Bankerfahrung hilft uns dort, unsere internationale Expansion zu fördern.

«Wir sind willens, akquisitorisch zu wachsen»

Zudem ist es unsere Aufgabe als Partner, dafür zu sorgen, dass Lombard Odier auch in Zukunft mit starken Management-Kapazitäten ausgestattet ist. Wir sind froh zu sehen, dass unser Partnerschafts-Model es uns erlaubt, langfristig solche Talente und Persönlichkeiten zu gewinnen.

Lombard Odier ist in seiner 221-jährigen Geschichte immer organisch gewachsen. Haben Sie Angst vor Übernahmen?

Nein, wir fürchten uns nicht vor Akquisitionen, aber pflegen einen sehr strengen Due-Dilligence-Prozess, um keine Reputationsrisiken einzukaufen. Letztes Jahr schauten wir uns potenzielle Kandidaten an, haben dann aber dennoch Abstand nehmen müssen.

Wir sind willens, akquisitorisch zu wachsen, wenn es strategisch und kulturell passt. Mit einer Kernkapitalquote von 29,3 Prozent bei regulatorisch geforderten 12 Prozent haben wir die Mittel dazu.

Apropos Due Dilligence: Im mutmasslichen Geldwäscherei-Fall, dessen Spuren zur usbekischen Präsidenten-Tochter Gulnara Karimova  führen, haben ihre Kontrollsysteme versagt.

Wir haben uns vor fünf Jahren in dieser Sache selber bei der Meldestelle für Geldwäscherei angezeigt. Mehr wollen wir dazu nicht sagen.

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