Er war einer der jungen Shooting-Stars in der Investmentbank der UBS – und ein Mathematikgenie. Nun hat er die Bank verlassen und wechselt zu einem Hedgefonds.

Paul Jefferys kopieMathematikgenies wollen Ordnung, Regeln und Prinzipien – und Paul Jefferys, einer der jüngsten Managing Directors, den die UBS je hatte, gehört zu dieser Spezies. Auf seinem Facebook-Profil hat der Brite kürzlich einen Hilferuf platziert: Ob es auch Kochbücher für Mathematiker gebe?

«Die meisten Kochbücher sind sehr prozessbasiert (koche X während Y Minuten), aber es gibt keine Prinzipien, kaum Möglichkeiten zu Verallgemeinern und keinerlei Angaben darüber, wie wichtig die einzelnen Instruktionen sind», schreibt er.

Ein «Quant», der noch etwas Eigenhandel betreiben durfte

Der junge Mann, der kochen lernen will, war einer der talentiersten Trader, den die UBS je hatte. Nun verlässt er die Bank, wie die Finanznachrichtenseite «Financial News» (Artikel kostenpflichtig) diese Woche meldete. Jefferys wechsle zum Hedgefonds Citadel, heisst es da weiter.

Bei der UBS amtete er zuletzt als globaler Handelschef CRB. Die drei Buchstaben stehen für Central Risk Book. Das heisst, Jefferys war dafür verantwortlich, dass die UBS ihre Handelsaktivitäten möglichst effizient ausführt.

Oder auch anders erklärt: Er ist ein «Quant», der eine Position innehatte, die dem früheren Eigenhandel sehr ähnlich ist, setzt doch die Bank in ihrem Central Risk Book auch eigenes Kapital ein.

Mit 28 Jahren Managing Director

Als Quant-Trader trat Jefferys 2008 bei der UBS seinen ersten Job an – ausgerechnet am 15. September. Das ist der Tag, an dem die US-Investmentbank Lehman Brothers Konkurs anmeldete. Die Börsen spielten zu dieser Zeit verrückt.

Jefferys machte seinen Job offenbar sehr gut. Er stieg vom einfachen Händler zum Chef fürs Quantitative Trading in Europa auf. Vor zwei Jahren beförderte ihn die UBS zum Managing Director – Jefferys war gerade mal 28 Jahre alt.

Schwächere Regularierung attraktiv

Das ist ein ungewöhnlich junges Alter für einen Rang, den viele gestandene Banker in ihrer Karriere niemals erreichen. In den vergangenen Jahren gingen insbesondere Investmentbanken dazu über, ihre Nachwuchstalente (altersmässig) früher zu befördern, um sie in der Firma zu halten.

Bei Jefferys hat dies indessen nur zwei Jahre lang funktioniert. Citadel, dessen neuer Arbeitergeber, verwaltet mit 26 Milliarden Dollar zwar nur einen Bruchteil der Kundengelder der UBS. Doch bewegt sich der Hedgefonds in einem deutlich schwächer regularisierten Umfeld. Zudem handelt es sich dabei um einen der bekanntesten Fonds für Quant- und High-Frequency-Trading.

Gelangweiltes «Wunderkind»

Jefferys absolvierte schon sein Praktikum bei der UBS, während er am Trinity College Cambridge Mathematik studierte. Dieses zählt unter anderem Sir Isaac Newton zu seinen Alumni. Erstmals für Aufsehen sorgte Jefferys 2004, als die «Times» (Artikel kostenpflichtig) ihm einen Artikel widmete: Das «Wunderkind» hatte an seiner Schule in Berkhamsted einen Landesrekord aufgestellt und in den Abschlussprüfungen im höchsten Schwierigkeitsgrad in allen zehn Fächern die Höchstnote 10 erzielt.

Jefferys sagte der Zeitung, die Prüfungen seien teilweise zu leicht gewesen und er habe sich gelangweilt.

High-Frequency-Trading bevorzugt

Bis vor wenigen Tagen hatte die UBS auf ihrer Website ein Interview mit ihm aufgeschaltet, in dem die Bank Jefferys als einen ihrer erfolgreichsten Praktikanten bezeichnete. Im Interview sagte er, er habe die Handelsabteilung der UBS wegen des «dynamischen und schnelllebigen Umfelds» für das Praktikum gewählt. Inzwischen hat die UBS das Interview abgeschaltet.

Im Aktienhandel hat die UBS in den vergangenen Jahren schon einige Talente verloren: Mark Holder, Chef für den elektronischen Handel, hat die Bank 2016 ebenfalls in Richtung Citadel verlassen. Der frühere Global Head Cash Equities Philip Allison wechselte 2014 von der UBS zum Hochfrequenzhändler KCG Holdings. Europa-Chef der Einheit Ed Keen verliess die UBS im Mai 2015 und wechselte zur US-Investmentbank Jefferies.

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