Der Singapurer Staatsfonds GIC hat in den zehn Jahren als Ankerinvestor der UBS einen riesigen Verlust eingefahren. Nun zeigt eine Rechnung, wie hoch dieser effektiv ist.

«Enttäuscht» sei man über die Entwicklung des Investments in die UBS, hatte die Government of Singapore Investment Corporation (GIC) am Montag ihren Teilausstieg aus der Schweizer Grossbank kommentiert. In einem Blitz-Deal verkaufte der Staatsfonds sodann 93 Millionen UBS-Aktien zu einem Preis von 16.10 Franken.

Innert 20 Minuten waren die Aktien bei neuen Besitzern. Der Erlös für die GIC belief sich auf 1,5 Milliarden Franken.

Einstieg mit 11 Milliarden Franken

Eingestiegen war die GIC im Jahr 2007, kurz nachdem sich die ersten Anzeichen der Finanzkrise bei der UBS angekündigt hatten. Der Kauf erfolgte über eine Pflichtwandelanleihe im Umfang von 11 Milliarden Franken.

Nachdem diese Anleihe im Jahr 2010 in Aktien gewandelt worden war, hielt die GIC 6,5 Prozent an der UBS. Dieser Anteil schwankte in der Folge. Der letzte, kommunizierte Höchststadt war 7,07 Prozent im Jahr 2014.

Schon länger UBS-Bestände reduziert

Die GIC verkaufte diese Woche 2,4 Prozent ihrer UBS-Aktien und hält nun noch 2,7 Prozent. Das heisst, dass der Staatsfonds schon über längere Zeit seine Bestände heruntergefahren hat – wie die jüngste Tranche auch mit Verlust.

Die Frage, wie hoch der effektive Verlust der GIC mit ihrem UBS-Engagement nun ist, beantwortet «IFR», eine Kapitalmarktpublikation der Nachrichtenagentur «Reuters». Der Verlust beläuft sich auf 4,1 Milliarden Franken.

Komplizierte Rechnung

IFR berechnete diese Summe auf Basis vorhandener Informationen zum Einstiegspreis, zum Verkauf von UBS-Aktien sowie zu den von der Grossbank geleisteten Coupon-Zahlungen, den bezahlten Dividenden und zum momentanen Wert des verbliebenen UBS-Anteils. Die GIC wollte diese Berechnung nicht kommentieren. Wie gehabt, gibt sich der Staatsfonds auch jetzt verschlossen.

Bereits der Einstieg in die UBS im Jahr 2007 hatte Fragen offen gelassen. Neben der GIC hatte auch ein nicht näher genannter Investor aus dem Nahen Osten zwei Milliarden Franken in die UBS eingeschossen.

Aktien zu einem hohen Preis gewandelt

Die UBS-Aktien handelten damals bei rund 50 Franken. Die Pflichtwandelanleihen wurden 2010 für einem zuvor fixierten Preis von 47.68 Franken in 273 Millionen UBS-Aktien umgetauscht. Effektiv notierten die UBS-Aktien damals bereits deutlich unter 20 Franken.

Bis Montag dieser Woche hatte die GIC den UBS-Anteil bereits auf 196 Millionen Aktien reduziert. Den Erlös aus diesen Verkäufen berechnet IFR auf 1,1 Milliarden Franken, was optimistisch ist. Denn die Grundlage für diese Berechnung ist der höchste Aktienkurs der UBS in der Periode zwischen 2010 und 2017.

Coupon- und Dividendenzahlungen von 2,6 Milliarden Franken

Der nun erfolgte Verkauf spielte die erwähnten 1,6 Milliarden Franken ein. Die restliche GIC-Beteiligung an der UBS von 2,7 Prozent ist zurzeit 1,7 Milliarden Franken wert. Hinzu zählt IFR rund 2 Milliarden Franken aus den erhaltenen Coupon-Zahlungen auf den Wandelanleihen, sowie eine kumulierte Dividende von 2.45 Franken pro Aktie für die Jahre 2011 bis 2016, was weitere 602 Millionen Franken ergibt.

Das gesamte UBS-Investment der GIC ist demnach zurzeit 6,9 Milliarden Franken wert. Zieht man diesen – konservativ hochgerechneten Betrag – vom 2007 erfolgten Anfangsinvestment ab, verbleibt bei GIC ein Verlust der besagten 4,1 Milliarden Franken.

Verlust von 4 Prozent auf Portfolio

Berücksichtigt man, dass die GIC Gelder von mehr als 100 Milliarden Dollar verwaltet, ist dieser Verlust substanziell, macht er doch rund 4 Prozent des Portfolios aus. Das UBS-Investment war gemäss «Reuters» das zweitgrösste Engagement im GIC-Portfolio. Kein Wunder, dass GIC-Chef Lim Chow Kiat seine Enttäuschung so deutlich zum Ausdruck gebracht hat.

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