Zu seinem Abschied wurde sein Büro mit Schweizerfahnen geschmückt – nun geht Deutschlands erfolgreichster Steuerfahnder in Pension. Um die Schweiz wird er im Ruhestand einen Bogen machen.

Bei den Schweizer Banken war er gefürchtet, in Deutschland geniesst er Heldenstatus – denn er ging hart gegen Steuerflüchtlinge vor und kaufte dazu mehrere der umstrittenen Steuer-CD.

Die Rede ist von Peter Beckhoff, dem langjährigen Leiter des Finanzamtes für Steuerstrafsachen und Steuerfahndung in Wuppertal. Bislang lebte und wirkte er stets im Hintergrund. Nun, da er 68-jährig in den Ruhestand tritt, macht er eine Ausnahme und plaudert aus dem Nähkästchen.

Nur so waren die Schweizer Banken zu knacken

Dabei verteidigt er den umstrittenen Ankauf von Daten-CD: «Ich bin überzeugt, dass der Kauf von CD mit Daten von Schwarzgeldkonten richtig war. Sonst hätten wir nie gegen die Schweizer Banken vorgehen können», sagte er gegenüber der «Süddeutschen Zeitung» (Artikel bezahlpflichtig).

Er begründete diese Tätigkeit damit, dass erst eine Sanktion oder ein Bussgeld das Bewusstsein auf Geschäftsleitungebene gegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung schaffe – und vielleicht zu einem Umdenken führe.

Schwarzgeld parken soll immer noch möglich sein

Die UBS, die Credit Suisse, Julius Bär und andere Institute mussten wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung zusammen etliche hundert Millionen Bussgeld nach Deutschland zahlen. Noch ertragreicher waren die Nachzahlungen der ertappten Steuerhinterzieher, inklusive der Selbstanzeigen: insgesamt mehrere Milliarden Euro.

Abgeschlossen ist die Sache damit noch nicht. So verhandelt beispielsweise die Bank Vontobel und etliche Kantonalbanken mit Deutschland im Steuerstreit, wie auch finews.ch berichtete.

Derweil berichtete Beckhoff, dass es bei kleineren Instituten in der Schweiz nach wie vor möglich sei, Schwarzgeld zu deponieren.

Mit Spitzel gegen Spitzel

Das Gezerre um die Daten-CD hält die Schweiz und Deutschland gerade wieder in Atem: Vor wenigen Wochen ist in Frankfurt ein mutmasslicher Schweizer Spitzel verhaftet worden, der in Deutschland die Methoden von Fahndern wie Beckhoff auskundschaften sollte, wie auch finews.ch berichtete.

Ob Beckhoff vom besagten Agenten wusste, ist unklar: «Dieser hat uns jedenfalls nie gestört und auch nie etwas von uns erfahren. Wir haben unsere Arbeit immer so gemacht, wie wir wollten. Ohne den Eindruck zu haben, ausspioniert zu werden».

Mehr als hundert Verräter im Swiss Banking?

Derweil bekam Beckhoff nach eigenen Angaben Anrufe auch von Schweizer Bankangestellten, die ihm Daten von deutschen Steuersündern verkaufen wollte. «Im Laufe der Zeit waren das mehr als 100 Angebote, Bankdaten zu kaufen. Da war aber auch viel Blödsinn dabei.»

Schwarzgeldjäger Beckhoff war ohnehin nie an Einzelfällen interessiert, sondern nur an Fallzahlen, die für die Banken bedrohlich sind, «weil wir dann systematische Beihilfe zur Steuerhinterziehung nachweisen können».

«Es ist eben keine Hehlerei»

Die Schweiz erliess gegen Beckhoff sogar einen Haftbefehl. Die hiesigen Justizbehörden warfen ihm vor, die Daten-CDs seien Hehlerware – und ihr Ankauf strafbar. Beckhoff dazu: «Es ist eben keine Hehlerei. Wir werben nicht für den Kauf solcher Daten; wir stiften niemanden dazu an, sich diese Daten zu besorgen; wir hacken nicht.»

Zum Abschied haben seine Kollegen den Saal für seine Abschiedsfeier mit Schweizer Fähnchen geschmückt und ihm einen getürkten Gutschein für einen Besuch des Matterhorns geschenkt. Einlösen würde er aber auch einen echten Bon nicht: Er wagt sich nicht, den Fuss über die Grenze zu setzen. «Man weiss ja nie», so Beckhoff.

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