Frauen sind in der Finanzbranche chronisch schlechter bezahlt als Männer in den gleichen Positionen. Manche von ihnen fordern mehr Transparenz. Doch viele haben resigniert – aus Angst, den Job zu verlieren.

Eine europaweit durchgeführte Umfrage des Londoner Finanzportals «Financial News» (Artikel bezahlpflichtig) bei 750 in der Finanzbranche tätigen Frauen bestätigt: Die grosse Mehrheit der Frauen befürchtet, gegenüber Männern in der gleichen Position massiv benachteiligt zu sein und weniger zu verdienen. Sie sehen sich als Opfer eines Mangels an Transparenz in den Unternehmen.

Die Lohnungleichheit zwischen Männern und Frauen ist insbesondere auch in der Schweizer Bankenbranche ein mehrfach festgestellter Fakt. Im vergangenen Mai hatte der Schweizerische Bankpersonalverband (SBPV) in einer Umfrage festgestellt, dass insbesondere im Kaderbereich die Lohnunterschiede zwischen Frauen und Männern «beachtlich» seien.

Fast ein Fünftel weniger Boni

Tatsächlich stiegen diese Lohnunterschiede von 9 auf 12 Prozent. Noch grösser ist laut SBPV der Unterschied bei den Boni: Er beläuft sich in der Schweiz auf 17 Prozent. Die nun von «Financial News» getätigte Umfrage zeichnet ein frustrierendes Bild dieser herrschenden Ungleichheit.

Frauen fühlten sich nicht nur unterbewertet, sondern auch machtlos etwas an der Situation zu ändern, ohne ihren Job zu riskieren. Eine Kaderfrau, welche seit 20 Jahren in der Finanzbranche arbeitet, habe auf ihrem Umfragebogen geschrieben: «Dagegen kommen wir nicht an.»

Die meisten beschweren sich nicht

Resultate zeigen, dass nur 19 Prozent der Frauen sicher sind, gleich viel zu verdienen wie Männer auf derselben Hierarchiestufe oder in ähnlichen Positionen. 59 Prozent der Frauen, die wissen, dass sie schlechter bezahlt sind, unternehmen nichts, um daran etwas zu ändern. Nur ein Drittel hat sich beschwert, 4 Prozent haben gekündigt.

«Sich zu beschweren, hat negative Konsequenzen», sagte eine Bankerin. Denn die Saläre anderer Mitarbeiter zu kennen, bedeute, Vertrauensregeln gebrochen zu haben. «Es gibt keine Anlaufstelle für solche Beschwerden, es gibt keine Transparenz und die Chefs sind alle männlich», so eine Investmentbankerin.

Zusätzliche Komplexität?

Die meisten Frauen fühlen sich in der Situation hilflos. Insbesondere in einem Branchenumfeld, in welchem tendenziell Stellen reduziert werden, wagen es viele nicht, gegen die Lohndiskriminierung vorzugehen.

Vielfach wird in das Thema Lohngleichheit bei den Geschlechtern in zusätzliche Komplexität gepackt. Frauen würden weniger fordernd ihre Saläre verhandeln, ausserdem beruhten ihre Forderungen mehr auf effektiv erbrachten Leistungen als bei Männern oder wiesen Unterbrüche in ihren Laufbahnen wegen Babypausen auf.

Schlicht diskriminiert

Doch Andrew Oswald, Co-Autor der Umfrage und Professor für Ökonomie und Verhaltenswissenschaften an der Universität von Warwick, sagt klipp und klar: «Wir müssen akzeptieren, dass Frauen teils schlicht diskriminiert werden.»

 

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