Die UBS baut auf ihren Ruf als grösste Vermögensverwalterin der Welt. Doch CEO Sergio Ermotti ärgert sich über die Investoren, die dies nicht honorieren – was aber eine Verleugnung der Tatsachen ist.

Andrea Orcel ist möglicherweise das beste Pferd im Stall der UBS-Topmanager. Der Italiener war ein in der Wolle gefärbter Investmentbanker und hoch bezahlter Dealmaker, bevor ihn Sergio Ermotti im Jahr 2012 zur UBS lotste.

Zuvor hatten die beiden den Plan für die «neue» UBS entworfen, was in eine radikale Restrukturierung der Investmentbank führen würde. Orcel machte sich mit Verve ans Werk: Er schloss tausende von Handelsbüchern, senkte die Risiko gewichteten Aktiven und die Bilanz als ganzes, baute über 5'600 Stellen ab, transformierte das handelsorientierte Geschäftsmodell in ein Dienstleistungsmodell als Produkteküche und verlängerten Arm des Wealth Management.

Die Investmentbank bleibt

Doch am Ende ist die UBS Investmentbank auch nach der radikalen und viel gelobten Transformation eine Investmentbank mit globalem Anspruch geblieben.

Orcels Hebeln und Wirken hat in diesen Tagen das Londoner Finanzportal «Financial News» (Artikel bezahlpflichtig) ausführlich beschrieben. Aus dem Artikel geht unter anderem dies hervor: Orcel ist ein in der Wolle gefärbter Investmentbanker geblieben, der er vor der UBS gewesen war.

Es passt nicht zur Investorenstory

Und das stellt ein Problem für die UBS dar – und auch für ihren CEO Ermotti: Denn das Investmentbanking passt nicht zur Investorenstory, welche die Grossbank verkauft. Diese Story ist die des grössten Wealth Managers der Welt, sehr gut kapitalisiert, zuverlässig, risikoarm und ertragsstabil.

Als solcher soll die UBS auch an der Börse bewertet werden, so die Erwartungshaltung von Ermotti. Doch ist dem nicht so. Zwar zählt die UBS unter den grossen Universalbanken zu den Favoriten der Investoren, doch eine Julius Bär steht deutlich höher in der Gunst.

Die Bewertung sagt es klar

Die Bewertungszahlen drücken dies seit Jahr und Tag aus: Der Kursbuchwert der UBS, der den Wert der Bank aus Sicht der Investoren in Relation zum Liquidationswert wiedergibt, liegt bei knapp 1,2. Julius Bär erreicht knapp 2,4, eine Bank Vontobel wird mit 2,2 bewertet.

Das Fazit des Marktes ist damit klar: Die UBS wird weiterhin als Bank mit einem deutlich höheren Risiko wahrgenommen, als ein reiner Wealth Manager wie Julius Bär oder ein Asset Manager wie Blackrock.

Den Spiess umdrehen

Was Ermotti zu einer Investorenschelte veranlasst. «Am Ende des Tages sind wir nicht die am höchsten bewertete Investmentbank, wir sind der am tiefsten bewertete Vermögensverwalter der Welt», machte der UBS-CEO diesen Sommer seinem Ärger Luft.

Investoren verkennen seiner Meinung nach sowohl die erfolgte Transformation als auch das neue Geschäftsmodell.  Man könnte den Spiess locker umdrehen: Ermotti verkennt die Realität «seiner» UBS.

Das Investmentbanking nimmt nach wie vor einen hohen Stellenwert im Geschäftsmodell ein, erwirtschaftet es doch knapp 30 Prozent der gesamten Erträge der Bank. Die Investmentbank bindet nach wie vor enorm viel Kapital, was sich in der Bilanzgrösse der UBS von 890 Milliarden Franken spiegelt.

Mangelnde Transparenz

Die UBS ist sich dessen durchaus bewusst und auch des Effekts ihrer nach wie vor kapitalintensiven Investmentbank auf die Kapitalrendite. «Financial News» zitiert Analysten, welche die vorgängige Praxis bemängeln, wonach die UBS viele bilanzielle Werte von der Investmentbank ins Corporate Center verschiebt, damit die Investmentbank mit einer besseren Eigenkapitalrendite dasteht.

Um eine bessere Bewertung für Investoren zu erzielen, wählte die UBS demnach den Weg der Beschönigung der Bilanz und der Intransparenz. Seit diesem Jahr alloziert die UBS ihr Kapital wieder anders, was als positiver Schritt wahrgenommen wird. Die UBS wollte dies nicht kommentieren.

Radikaler Schritt erfolgt kaum

Um im Markt tatsächlich als Vermögensverwaltungsbank wahrgenommen zu werden, müsste die UBS klare Konsequenzen ziehen – und sich vom Investmentbanking ganz verabschieden.

Doch damit müsste Ermotti seinen Elefanten im Zimmer rauswerfen – und Andrea Orcel gleich mit. Dies wird kaum geschehen. Viel eher wird Ermotti mit dem Bewertungsabschlag weiterleben. Märkte haben ein feines Sensorium für Risiken – und die Investmentbank ist nun mal ein Risikofaktor für die UBS.

 

 

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